Takt 20 - Hochgefühl

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Reeva

Freitag, 28.06.2015

15:24 Uhr, Krankenhaus

"Und? Alles noch da, wo es sein soll?"

Ich hatte mich nach der Schule spontan dazu entschlossen, Sean aus der Klinik abzuholen. Er hatte mir noch am selben Tag erklärt, wie es zu diesem vermeintlichen Bruch mit Koda gekommen war. Und auch, wenn die Sache etwas schief gegangen war, er hatte es schließlich nur gut gemeint.

"Alles in Ordnung. Ich sagte ja, es ist nichts gebrochen."

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss.

"Hast du was von Koda gehört?"

"Mh. Er war heute in der Schule. Aber freu dich nicht zu früh. Keen hat ihn angeschleppt."

Sean zog ein Gesicht, als hätte er soeben eine Krebsdiagnose bekommen. Ich nahm seine Hand und zog ihn mit nach draußen in die Sonne.

"Na komm. Wichtig ist erstmal, dass du dich mit Koda aussprichst. Wir schnappen uns den Bus und fahren übers Wochenende runter zum See. Was hältst du davon?"

Ich fand es wichtig, dass die Wogen geglättet waren, bevor wir nach Deutschland flogen. Wenn man keine Möglichkeit hatte, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen, konnten sich Unstimmigkeiten ganz schnell hochschaukeln. Sean schien der Vorschlag jedoch nicht gerade in Begeisterung zu versetzen.

"Ich weiß nicht. Koda wird sicher nicht mit mir reden wollen."

Ich ließ seine Hand los und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Hör doch auf. Ihr seid ja wohl beide alt genug, um offen miteinander reden zu können. Ich will ja nichts sagen, aber da ist dir Keenan ein ganzes Stück vorraus."

Koda

Freitag, 28.06.2015

17:08 Uhr, Zuhause

Ich war ziemlich überrascht, als Reeva plötzlich bei mir auf der Matte stand. Sean war nicht mit hinauf gekommen und auch ich stand einem Gespräch mit ihm skeptisch gegenüber, aber die Rothaarige war verdammt dickköpfig und bearbeitete mich so lange, bis ich schließlich zussagte. Meine Sachen waren schnell gepackt, nur ein Zelt besaß ich nicht.

"Du kannst bei uns mit schlafen."

schlug Reeva vor, doch ich lehnte dankend ab. Da würde ich noch eher unter freiem Himmel schlafen, als zwischen dem Jungen, den ich liebte, und seiner Freundin.

Als ich aus dem Treppenhaus ins Freie trat, traf mich die Luft wie eine Wand. Es war so warm, dass mir mein T-Shirt schon nach wenigen Minuten am Körper klebte. Sean lehnte an der Seite des bunten Hippiebusses, welchem wir letzten Sommer alle zusammen einen neuen Anstrich verpasst hatten. Mit himmelblauen Bullis fuhren schließlich nur Schwuchtel rum, hatte Keen gemeint, und er hatte anscheinend recht. Denn der eigentliche Grund für unsere Umgestaltungaktion war gewesen, dass ein Unbekannter mit pinker Sprayfarbe faggot über die gesamte Längsseite des Wagens geschmiert hatte. Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe. Was sollte ich jetzt sagen? Doch ich brauchte mir überhaupt keine Gedanken zu machen. Sean war es, der auf mich zu kam, mich in den Arm nahm und sagte, es sei einfach alles ein bisschen blöd gelaufen.

"Lass uns das einfach vergessen, okay?"

Ich nickte bloß, da ich befürchtete, meine Stimme würde versagen. Unter seiner Nähe schlug mein Herz immer noch wie wild. Ein Gefühl, dass ich bei Keenan vermisste.

Keen hatte zunächst wenig Interesse an einem Auflug ans Wasser, doch als ich erwähnte, dass Sean ebenfalls mit von der Partie sein würde, ließ er sich plötzlich sehr schnell überreden.

We friends (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt