Takt 13 - Ein ungebetener Gast

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Seth

Donnerstag, 27.06.2015

16:31 Uhr, Zuhause

Die letzten Tage mit Koda hatten mich fast zur Verzweiflung gebracht. Mom meinte, es wäre sicher wegen ihrer Trennung und ich solle ihn einfach eine Weile in Ruhe lassen, doch ich war mir ziemlich sicher, dass dieser Sean dahinter steckte. Denn seit mein kleiner Bruder nach deren Treffen völlig verheult nach Hause gekommen war, hatte er weder ein Wort mit mir gewechselt, noch sein Zimmer verlassen. Der unangekündigte Besuch dieses dubiosen Typens war nur die Spitze des Eisbergs.

Ich hatte den Kerl, der gegen Nachmittag bei uns sturmklingelte, noch nie zuvor gesehen. Dem ungebetenen Gast schien es nicht anders zu gehen. Er wirkte überrascht, als ich an der Tür erschien.

"Kann ich weiterhelfen?"

fragte ich, bemüht höflich zu klingen und meinen gereizten Nerven keinen Ausdruck zu verleihen. Doch mit Höflichkeit war es diesem Menschen wohl nicht gedient. Er musterte mich mit einem Blick, als sei ich seiner Worte kaum würdig und drückte sich dann mit einem kaum verständlichen 'Suche Teddy.'  an mir vorbei in die Wohnung. Dort steuerte er geradlinig auf Kodas Zimmertür, welche er ohne zu zögern mit einem festen Tritt aus dem Schloss brach. Verdutzt blieb ich im Flur stehen und beobachtete die Szene, welche sich infolge des so offensiven Eindringens abspielte.

Koda und der Fremde schienen sich offenbar zu kennen, jedoch ließ ihr radikaler Wortwechsel, vor allem von Seiten des jungen Mannes, darauf schließen, dass sie sich freundschaftlich nicht besonders nahe standen. Trotzdem ließ mein Bruder sich beinahe wehrlos von ihm in den Flur schieben. Da er nichts sagte, griff ich auch nicht ein. Erst als der Kerl ihn unsanft ins Bad schubste und die Tür von außen abschloss, erhob ich meine Stimme.

"Spinnst du? Lass ihn da sofort raus!"

Der Typ musterte mich erneut, während er mit seinen Kiefern exessiv einen Kaugummi bearbeitete.

"Wer bist'n du?"

erwiderte er vollkommen gelassen, als würden wir uns über das Wetter unterhalten. Mir gefiel dieses Verhalten ganz und gar nicht, aber noch war die Situation unter Kontrolle.

"Seth. Koda's Bruder."

antwortete ich misstrauisch.

"Keenan. Der Typ, der deinen Bruder vögelt."

Ich starrte ihn an und er starrte zurück. Seine unverblümte Ausdrucksweise brachte mich total aus dem Konzept. Ich hatte mich bisher kaum mit Koda's Bettgeschichten befasst. Wir waren beide christlich erzogen worden und hatten uns darauf geeinigt, seine Homosexualität als nicht zu ändernden Zustand zu betrachten. Wir sprachen ganz einfach nicht darüber. Weder untereinander, noch mit Mom und Dad. Ich gab offen zu, Koda in diesem Punkt nicht verstehen zu können, doch er war und blieb immernoch mein Bruder.

"Wie auch immer...Seth. Ich geh mal mit rein, bevor der Lappen sich ersäuft."

Ich löste mich aus meiner Sprachlosigkeit und packte Keenan an der Schulter. Er schüttelte die Hand ab, ließ die Tür aber geschlossen.

"Warte mal. Du weißt doch sicher, was mit ihm los ist. Ist es wegen...seinem Freund?"

Keenan seufzte. Seine Hand ruhte immer noch auf der Türklinke.

"Tzz. Sein Freund. Das wünscht er sich wohl. Dabei ist Harris ein noch größeres Arschloch als ich. Hält unseren Teddy an der kurzen Leine, falls es mit seiner Alten mal nicht so läuft. Und jetzt, wo Koda es wissen wollte, hat der Mistkerl kalte Füße bekommen und nen Rückzieher gemacht. So sieht's aus."

Ein dumpfer Schlag donnerte gegen die Innenseite der Badezimmertür.

"Keen! Lass mich raus du Arsch!"

"Hältst du dich bitte zurück, Teddy. Ich unterhalte mich gerade!"

rief Keenan zurück und wendete sich wieder mir zu. Ich war immer noch mit dem eben gesagten beschäftigt. Sean hatte sich meinen Bruder also nur warm gehalten? Für schlechte Zeiten?

"Kennst du seine Adresse?"










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