Takt 32 - Wer zuletzt lacht...

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Koda

Mittwoch, 02.07.2015

08:32 Uhr, Sportplatz

"Jetzt lächel doch mal! Komm, dass wird lustig."

versuchte Sean mich aufzumuntern. Dabei war ich gar nicht schlecht gelaunt...

"...ich hab nur einfach keinen Bock, mich zu bewegen."

Okay ich geb's zu. Ich war nicht gerade ein Freund von sportlichen Aktivitäten. Nicht so wie Sean. Aber wofür braucht man das auch schon? Ich bin weder fett, noch fange ich nach 20 m schon an zu keuchen.

"Du bist der faulste Sack, den ich kenne, weißt du das?"

Es sollte wohl tadelnd klingen, doch in seiner Stimme war der Schalk kaum zu überhören. Ich wusste, dass er mich damit nur necken wollte. Im Grunde war es ihm total egal, dass mein größter körperlicher Einsatz dem Sex vorbehalten war.

"Ich würde es eher als gemütlich bezeichnen. Außerdem...treff ich den Korb doch eh nie."

Sean blieb stehen legte seine Hand auf meine Schulter.

"Ach komm. So schlecht bist du nun auch wieder nicht."

"Danke. Das baut mich echt auf."

entgegnete ich sakastisch und gab ihm einen Daumen nach oben. Und als ob das nicht schon genug wäre, fing es nun auch noch an zu regnen. Es gibt solche Tage, an denen einfach alles scheiße lief. Aber so einer war heute nicht. Ich mochte Regen. Vor allem, wenn Sean ein weißes T-Shirt trug.

"Ich mach mich da doch nur zum Affen."

Sean

"Und wenn schon."

Meine Hand glitt von seiner Schulter und legte sich um seine Hüfte. Dabei zog ich ihn ein wenig zu mir heran.

"Vergiss die anderen. Spiel einfach für mich."

Koda wollte etwas erwidern, doch ich unterbrach ihn mit einem Kuss. Der Regen tropfte mir von den Haaren ins Gesicht und verwandelte den Boden rund um den Platz in eine einzige Seelandschaft, in welcher sich unser beider Antlitz spiegelte.

"Ist ja widerlich."

Der Bochumer stand so nah bei uns, dass ich es unweigerlich als Eingriff in meine Privatsphäre ansah.  Unter seinem Arm klemmte ein abgenutzter Basketball.

"Guck doch nicht hin, wenn's dich stört."

entgegnete ich und runzelte gereizt die Stirn. Über solche Leute könnte ich mich immer maßlos aufregen. Meinten, Schwule dürften sich in der Öffentlichkeit nicht mal an der Hand nehmen, aber bei Heteros war es merkwüdigerweise in Ordnung. Doch vielleicht wäre ich besser nicht darauf eingegangen, denn statt bloßer Aversion sprach nun die blanke Feindseeligkeit aus den Augen des Gleichaltrigen.

"Komm schon Ricky, wir wollen endlich anfangen!"

riefen ihm seine Klassenkameraden von der Mitte des Spielfeldes aus zu. Doch ich ahnte, dass die Geschichte hiermit noch lange nicht beendet war.

"Na dann zeig mal was du kannst, Schwuchtel."

zischte der Wutgeladene und stieß mir den Ball vor den Brustkorb, ehe er zu seinen Kumpels hinüber joggte.

"Idiot."

murmelte ich und griff nach Kodas Hand.

"Na los. Bringen wir es hinter uns."

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Natürlich spielten wir class against class, was aber kaum ein Problem darstellte, da die Manschaften ungefähr gleich stark verteilt waren und bis auf den Punkt, dass die Deutschen es nicht so ernst mit der erlaubten Schrittzahl nahmen, lief alles ganz fair. Ich versuchte, Koda so viel wie möglich in das Spiel mit einzubringen. Er sollte sich schließlich (trotz geringer Erfolgsquote) nicht langweilen. Doch da hatte ich die Rechnung ohne unseren neuen Freund gemacht. Der griff ihm einen Ball nach dem anderen ab und stieß in bei der nächsten Gelegenheit unsanft zur Seite.

We friends (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt