Takt 33 - N/N

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Koda

"Ich hab's dir ja gesagt. Der Mann hasst mich."

Ich war wegen des unrechtmäßigen Schachzuges meines Lehrers nicht halb so verstimmt, wie es die Situation vielleicht verlangt hätte. Dies lag wohl zum größten Teil daran, dass Sean mit mir zurückfliegen würde und ich somit die Möglichkeit hatte, dem Ärger mit meiner Mutter noch ein paar Tage länger zu entkommen. Doch Sean gab sich schuldbewusst.

"Tut mir echt leid, Teddy. Ich mach's wieder gut. Versprochen."

Es schien ihn wirklich zu beklemmen, dass ich wegen ihm die Rückreise antreten musste, doch ich winkte bloß ab und setzte ein unbekümmertes Lächeln auf.

"Hey ist doch egal. Wir können zu zweit genau so Spaß haben."

Die unüberlegte Formulierung entlockte Sean einen seltsamen Gesichtsausdruck. Ich biss mir auf die Lippe. Hoffentlich bekam er das nicht in den falschen Hals.

"Äh ja. Wird schon. Ich geh mal schauen was unten so los ist."

Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, brach Keen auf seinem Bett in prustendes Gelächter aus.

"Halt die Klappe!"

maßte ich den Belustigten halbherzig an und verzog mich mit einem Kissen auf die Fensterbank.

"Wir können auch zu zweit Spaß haben?  Was war das denn? Ernsthaft Teddy, du glaubst doch nicht wirklich, dass der Typ dich jemals ranlassen wird."

Er hörte auf zu lachen und sah mich nun mit diesem gestellt mitleidigen Blick an, mit dem er mich nur allzu gern beäugte. Da sollte er mich doch lieber auslachen.

"Hör endlich auf, mir ständig in meine Beziehungen reinzureden."

machte ich meinem Ärger luft und erwiderte seinen Blick mit einer frustrierten Trotzigkeit, die er bloß belächelte.

"Sweet. Teddy, ich will dir ja deine Illusionen nicht kaputt machen, aber du hattest noch nie eine richtige Beziehung."

Ich wendete mich wieder dem Geschehen jenseits der Fensterscheibe zu, um nicht zugeben zu müssen, dass er recht hatte. Tatsächlich hatte es vor Sean nie jemanden gegeben, auf den ich mich hätte einlassen wollen. Und das mit Keen konnte man nun wirklich nicht als Beziehung bezeichnen.

"Meinetwegen. Geben wir Sunny noch eine Chance."

Er kletterte behänd von dem Stockbett herunter und gesellte sich zu mir auf die schmale Fensterbank, so dass er mit dem Rücken an der Scheibe lehnte.

"Hattet ihr denn schon mal Spaß zu zweit, um es in deinen Worten auszudrücken,?"

Ich kniff grimmig die Augen zusammen. Musste er jetzt ewig darauf herumreiten?

"Das geht dich überhaupt nichts an."

"Das heißt also nein."

"Das heißt, es geht dich nichts an."

widerholte ich nachdrücklich. Keenan hob abwehrend die Hände und setzte einen gespielt unschuldigen Blick auf.

"Sorry du Model. Musst ja nicht gleich so rumzicken. Hat er es dir denn wenigstens schon mal gesagt?"

"Hat mir was gesagt?"

"Na das er dich liebt, was sonst."

Ich zuckte bloß mit den Schultern. Bis Keenan es angesprochen hatte, war es mir eigentlich gar nicht so aufgefallen und es störte mich auch jetzt nicht. Meine Prioritäten lagen an anderer Stelle.

"Langsam wird's traurig, Teddy. Mach endlich die Augen auf. Deine Beziehung ist nichts weiter als ein Sommermärchen. Da kannst du jeden fragen, außer dich selbst."

Ich antwortete nicht. Aus den Augenwinkel sah ich, wie Keenan von der Fensterbank hinunter rutschte und aus meinem Blickfeld verschwand. Doch ich blickte ihm erst nach, als die Tür hinter ihm zuschlug.

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"Lass sie leben."

Ich unterbrach mein notorisches An-den-Fingernägeln-Kauen und wandte mich dem Dunkelhaarigen zu. Es sah nicht so aus, als würde er etwas Bestimmtes von mir wollen, denn sein Blick ging direkt an mir vorbei.

"Hey. Stehst du schon lange da?"

Ein schmales Lächeln schlich sich auf die Lippen des Älteren.

"Würde es dich denn überraschen?"

Tom erwartete keine Antwort. Er stützte sich an der Fensterbank ab und schaute ebenfalls nach draußen. Eine Weile ließ ich meinen Blick auf ihm ruhen, ohne mit den Gedanken ganz dabei zu sein.

"Kann ich dich was fragen?"

redete ich der Stille schließlich zaghaft ins Wort. Tom warf mir ein schnellen Blick zu.

"Sicher."

Ich geriet leicht ins Stottern, da mir die Formulierung meiner Frage schwerer fiel, als gedacht. Wie sollte man so etwas auch fragen?

"Aus welchem Grund sollte...ich meine...glaubst du, ich mache mir bei Sean nur etwas vor?"

Seine Augenbrauen zogen sich etwas zusammen, doch er schien nicht weiter verwundert über meinen plötzlichen Zweifel.

"Ich werde einen Teufel tun, mich in diese Angelegenheit einzumischen. Hat Keenan dir wieder einen Floh ins Ohr gesetzt?"

Das hatte ich mir fast gedacht. Der Dunkelhaarige ließ sich nicht gerne in irgendwas hinein ziehen. Trotzdem erhoffte ich mir wenigstens einen Rat von ihm.

"Ja, keine Ahnung. Ich dachte nur...du kennst dich doch mit diesem Psycho-Kram aus. Wie kann ich mir sicher sein?"

"Koda, ich denke das du dich viel zu sehr von deinen eigenen Vorstellungen beeinflussen lässt. Wenn du dir sicher sein willst, frag ihn selbst."

Was sollte das denn heißen?

"Danke, aber das hilft mir nicht gerade weiter."

antwortete ich, ummeine Verwirrung zum Ausdruck zu bringen, doch Tom ging nicht weiter darauf ein.

"Mir auch nicht. Nimm deine Sachen mit runter. Mein Vater ist da."

                                                                                 







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