Takt 23 - Kein schlechtes Gewissen?

200 13 2
                                    

Samstag, 29.06.2015

11:43 Uhr, Am See

"Du schläfst ja immer noch."

Ich drehte mich stöhnend auf den Rücken und blickte zur Zeltdecke. Die Nacht über war es furchtbar heiß im Zelt gewesen. Obwohl ich mittlerweile nur noch meine Boxershorts trug, schwitzte ich wie ein Tier.

"Wie spät ist es?"

krächzte ich mit rauer Stimme. Mein Mund war so trocken, dass mir die Worte wie Rasierklingen den Rachen hinauf krochen.

"Zeit sich zu bessern."

antwortete Keenan und fuhr mir durch die Haare. Ich schlug seine Hand weg und richtete mich auf.

"Oha. Da is wohl einer in Montagsstimmung. Los, komm mit ins Wasser."

Mein Blick wanderte an ihm vorbei zur gegenüberliegenden Schlafkabine, in welcher eigentlich Tom und Addy hätten schlafen sollen, doch ihre Schlafsäcke sahen unberührt aus. Ob dies im Zusammenhang mit Keen's offensichtlich guter Laune stand, war fraglich.

"Wo sind die anderen?"

Ich war geradezu erleichtert, Addy am Strand vorzufinden. Er saß im Schneidersitz auf seiner Jacke und sah Reeva beim Schwimmen zu. Seinen Bruder und Sean erblickte ich nicht.

"Die sind Frühstück holen gegangen. Kaum zu glauben, was?"

Ich blickte ihn fragend an.

"Was meinst du?"

"Na, dass Tommy den Kleinen mal aus den Augen lässt."

Das war tatsächlich ungewöhnlich, doch ich dachte mir nichts weiter dabei. Vermutlich hatte er Reev gebeten, einen Blick auf den Dunkelblonden zu haben. Ich hockte mich neben ihn in den warmen Sand und klopfte ihm mit der Hand gegen die Schulter. Er zuckte unter der Berührung kaum merklich zusammen.

"Hey. Alles klar bei dir?"

Er wirkte niedergeschlagen, doch das konnte bei Addy auch täuschen. Für einen Moment spiegelte sich mein Gesicht in den blau getönten Gläsern seiner Sonnenbrille wieder, ehe er erneut auf das Wasser hinaus blickte.

"Hast du denn überhaupt kein schlechtes Gewissen?"

erwiderte er nach einer Weile. Ich folgte seinem Blick. Keenan stand hinter Reev im Wasser und kitzelte sie sie durch. Die Rothaarige lachte und wand sich in seinen Armen. Sie war immer so fröhlich, ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen.

"Das verstehst du nicht, Add."

"Dann erklär es mir."

antwortete er leise. Ich ließ meinen Blick eine Weile auf ihm ruhen. Wie sollte ich jemandem, der selbst nicht dazu in der Lage war, den Sinn zwischenmenschlicher Beziehungen erklären?

"Liebe hat keine Logik. Sie verfolgt keine Muster und lässt sich auch nicht ausrechnen. Das macht es so kompliziert. Ich kann dir nicht erklären, wie sie funktioniert, weil ich es selbst nicht verstehe."

"Das meinte ich nicht. Meinetwegen kannst du lieben, wen du willst, aber nicht auf Reevas Kosten. Wenn du es ihr nicht sagst, ist es nicht besser als eine Lüge."

Seine Worte hätten daraf schließen lassen können, dass Addy desswegen sauer auf mich war, doch sein Gesicht verriet kein Anzeichen der Bitterkeit.

"Reeva weiß, was ich für Sean empfinde. Das ist kein Geheimnis mehr."

"Ach ja? Weiß sie auch, dass Sean diese Gefühle erwidert? Das ihr euch heimlich nachts zum rummachen trefft?"

Ich presste die Lippen zusammen. Natürlich hatte er recht, und das wurmte mich. Der 16-jährige hatte uns einfach im falschen Moment ertappt und es gab absolut nichts, womit ich mich verteidigen könnte. Der Versuch fiel mehr als schwach aus.

"Wir haben uns eigentlich nur unterhalten."

"Das hab ich gesehen. Sei nicht so ein Arsch, Koda. Du musst es Reeva sagen."

"Musst mir was sagen?"

Ein Schatten breitete sich über mir aus. Reev war aus dem Wasser gekommen und wrang sich nun auf dem trockenen Sand die Haare aus. Im nassen Zustand reichten sie ihr fast bis zur Taille.

"Und du willst wirklich nicht mit ins Wasser kommen, Mäuschen?"

fragte sie den neben mir Sitzenden. Ich war ich froh, dass sie keine Antwort meinerseits erwartete. Es war ganz normal, dass sie mich und Addy mit Kosenamen ansprach. Eine Angewohnheit, die sie bei ihrem Freund seltsamerweise nicht anwendete. Add schüttelte entschieden den Kopf. Dabei hätte ihm eine Abkühlung sicherlich gut getan. Mir war es sowieso rätselhaft, wie er es bei 30° in einem Pullover aushalten konnte. Reeva zog einen Schmollmund.

"Aber du, Koda."















We friends (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt