Genau eine Sekunde
bevor er auf der Erde aufschlug,
vermißte er das Leben,
an das er noch nicht glauben konnte als er sprang.:::::::::::::::::::::::::::::::
"Wohin fahren wir?"
"Ans Wasser. Die Sonne geht bald unter. Du wolltest ihn doch sehen, den Sonnenuntergang."
"Ja. Am Hafen ist es windig. Ich nehme meine Jacke mit."
"Du brauchst deine Jacke nicht. Wir werden nicht lange bleiben."
Ich lasse die Fensterscheiben etwas herunter. Es nieselt. Im Radio läuft ein Lied aus den 90-ern. Addy summt leise mit.
"Die Wolken. Sie werden ihn verdecken."
Meint er, nachdem das Lied geendet hat.
"Nur ein wenig. Du wirst ihn hindurchschimmern sehen."
Am Vormittag hatte das Familiengericht entschieden, dass Addy zu Liane und Steve zurückkehren würde. Das Gespräch hatte in einem kleinen Meetingraum in einem Bürokomplex stattgefunden. Mit Kaffee und Kuchen, den niemand angerührt hatte. Zwei Gutachter und eine Frau vom Jugendamt waren dabei gewesen, die Addy bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gesehen hatten. Ständig schlugen sie in ihren Akten nach, die vor ihnen auf dem Tisch lagen. Anscheinend hatte sich keiner wirklich über den Fall informiert. Ich hatte mir im Vorfeld untersagt, mich in das Gespräch einzumischen, also war ich die meißte Zeit über versucht, nicht allzu sehr hinzuhören, was diese Menschen von sich gaben. Nur meine Augen konnte ich nicht vor der Wahrheit verschließen. Als mein Stift mir aus den Händen glitt und ich mich unter den Tisch beugte, um ihm aufzuheben, sah ich Lianes Hand an der Innenseite seiner Oberschenkel entlangstreichen. Beim Hochkommen stieß ich mir den Kopf an der Tischplatte. Sofort verschwand die Hand wieder nach oben. Ich hatte es gewusst. Ich hatte es immer gewusst. Und tief im Inneren wusste Dad es auch.
Es ist nicht weit bis zum Hafen. Kaum eine Viertelstunde. Kein Mensch begegnet uns auf den Straßen. Irgendwo bellt ein Hund. Als wir aussteigen, nieselt es immernoch. Ein Schwarm Möwen fliegt laut kreischend auf, als wir den Steg überqueren.
"Beinahe hätten wir ihn verpasst."
Sage ich, doch Addy hört mich nicht. Er klammert sich am Geländer fest und blickt gebannt auf das Meer hinaus. In seinen Augen spiegelt sich der Horizont. Ich nehme meine Sofortbildkamera und mache ein Foto von ihm. Ein paar Sekunden später halte ich es in den Händen.
"Du siehst enttäuscht aus."
bemerke ich, nachdem die Sonne gänzlich in den Fluten des Meeres versunken ist.
"Nein...ich weiß nicht. Mom hat mir erzählt, dass Wasser würde leuchten, wenn es die Sonnenstrahlen trinkt. Aber es leuchtet gar nicht. Ich glaube, es ist sogar noch dunkler geworden."
Während er spricht, lasse ich eine Patrone im Gehäuse des Revolvers verschwinden.
"Es leuchtet doch. Du musst nur die Augen schließen. Ganz fest."
Ein kurzes Aufschrecken, als das kühle Metall seine Schläfe berührt. Ich nehme seine Hand, drücke sie leicht.
"Hab keine Angst. Ich bin noch hier, wenn du die Augen öffnest."
Auch ich schließe meine Augen. Er lächelt und sagt:
"Jetzt kann ich es sehen. Das Leuchten."
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We friends (boyxboy)
Romance"An was denkst du gerade?" Ich sehe von meiner Zeitschrift auf und schenke ihm ein verspieltes Lächeln. "An dich..." Sein Blick durchdringt mich bis in die Knochen. Er beugt sich über mich und ich spüre den Hauch seines Atems auf meinen Lippen. Dabe...