Kapitel 55

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Severus ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken, sodass sein Haar über sein Gesicht fiel. „Esila... Ich...", stammelte er zitternd. Nach zwei Minuten Stille hatte er sich gefangen und richtete sich auf. „Esila, für das, was ich getan habe, gibt es keine Entschuldigung oder Ausrede, die es rechtfertigen würde. Ich könnte sagen, dass ich so in Trauer um dich war, dass ich verwirrt war, dass ich Trost brauchte... Doch nichts. Nichts würde das wieder gut machen. Ich verlange nicht von dir mir zu vergeben. Ich würde verstehen, wenn du nie wieder ein Wort mit mir wechseln würdest. Aber denke nicht, dass ich dich aufgebe, dass ich nicht versuche um dich zu kämpfen." „Ich habe es von ihr erfahren. Über eine schreckliche Art und Weise wurde ich damit konfrontiert. Du hast Recht, es gibt nicht die geringste Möglichkeit sich dafür eine Entschuldigung zu überlegen, also versuch es nicht erst, denn ich werde dir nicht vergeben. Das, was du mir angetan hast, reicht tiefer und war schmerzvoller, als alles was Draco oder sonst wer je getan hat. Niemand hat mich je zuvor so verletzt, wie du es getan hast. Da gibt es nichts wieder gut zu machen. Ich will dich nie wieder sehen. Ich will dich vergessen. Das alles aus dem Leben streichen, das du zerstört hast. Ich habe auf dem Weg hierher Teile eines Puzzels verloren, das einst meine Seele gewesen war. Nie wieder werde ich alle Teile finden und richtig zusammen stecken können. Niemals. Du hast mich gebrochen und damit mein Schicksal besiegelt. Ich werde nie wieder Ich sein können." Zitternd hatte ich die Arme um meinen Körper geschlossen, Tränen flossen wie Flüsse über meine Wangen, und ich wusste, dass all meine Worte Wirklichkeit waren. Ich würde nie wieder so fröhlich sein können, mich nie glücklich an die Zeit hier erinnern können. Er hatte mich gebrochen in tausende Teilchen und einige Teilchen hatte ich im Laufe der letzten drei Tage verloren, sodass ich nie wieder vollständig sein werde.

Mit diesen Worten wandte ich mich ab und verließ den Raum. Meine Tasche und alles andere lagen noch dort. Ich fand mich nach einiger Zeit in einem unbenutzten Teil des Schlosses wieder und ließ mich auf den Boden sinken. Was hatte das alles hier für einen Sinn? Was hatte ich für einen Sinn ohne Ihn? Ich war nichts ohne ihn. Aber nun würde ich immer Nichts sein. Wegen dem, ohne den ich zuvor Nichts gewesen wäre. Ein Nichts, das war es, was ich war. Es war nicht wichtig, was ich fühlte. Für niemanden auf der Welt. 

Mit zitternden, tränennassen Händen zog ich meinen Zauberstab aus meiner Tasche. Er lag perfekt in meiner Hand, als wäre er nur für sie geschaffen worden. Es wäre alles perfekt gewesen. Mein Leben war perfekt gewesen. Nun war es in perfekte Einzelteile gesprengt. Langsam führte ich einige Zauber aus. Zauber, die etwas Schönes hervorbringen sollten. Eine Blume oder kleine Vögel. Sie sollten mich aufmuntern, doch was aus dem Stab glitt war nichts, dass mich hätte erfreuen können. Dunkle Rauchschwaden und eine seltsames Knistern verleiteten mich dazu, den Stab sinken zu lassen. Ich hatte keinen Sinn, mein Stab hatte ohne mich keinen Sinn. Nichts von all dem hier hatte mehr einen Sinn für mich. Ein letzter Gedanke an Severus festigte meinen Entschluss. Ich wollte alles was ich mit ihm in Verbindung brachte hinter mir lassen. Alles. Auch wenn das bedeutete mein Leben aufzugeben.

Entschlossen fand ich mich kurze Zeit später in McGonagalls Büro wieder. Sie saß vor mir und sah mich fragend an. Kurz bevor sie zu sprechen ansetzte zog ich ein weiteres Mal das warme, wunderbare Stück Holz aus meiner Tasche, dass mir so lange Freunde bereitet und mich begleitet hatte. Mein Zauberstab war ein Teil von mir, doch auch ein Teil dieser Welt und ER war auch ein Teil dieser Welt. Seufzend und mit feuchten Augen legte ich den Stab auf den Tisch vor mir.  Noch verwirrter blickte McGonagall vom Zauberstab zu mir und wieder zum Zauberstab.

„Ich verlasse Hogwarts." McGonagall riss erschrocken die Augen auf. „Ich werde gehen. Noch heute. Ich lasse all meinen Besitz hier. Reichen Sie ihn an meine Eltern weiter. Ich gehe nicht zu ihnen zurück. Ab heute gehe ich meinen eigenen Weg. Den Zauberstab geben Sie bitte dem Ministerium, damit er... zerstört wird. Nichts soll an meine Existenz erinnern. Ich werde nie wieder zaubern. Mein Leben verbringe ich von dem heutigen Tage an als Muggel." Kurz stockte ich und diese Gelegenheit nutzte die Professorin, um selbst etwas zu sagen. "Esila... Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du kannst nicht einfach gehen, weil... Ich habe dich lieb gewonnen. Du hast so viel für die Schüler und Lehrer getan. DU hast uns geholfen Albus Tod zu überstehen. DU hast Severus... Was hat er dir angetan?", als ich die Augenbrauen hochzog, wobei eine Träne aus meinen Auge floh, fügte sie hinzu: "Ich weiß von dir und Severus. Schon lange. Ich habe nichts gesagt, weil... Ich weiß wie sich wahre Liebe anfühlt und dass man sie nicht unterdrücken kann und darf. Damals habe ich selbst diesen Fehler gemacht und damit fast mein Leben zerstört. Tu du nicht dasselbe. Du gehörst hierher." Ihre Stimme zitterte ein wenig, was ich von ihr nur nach dem Tod von Dumbledore gesehen hatte.

Nach ihren Worten und der Tatsache, dass es keinen Grund mehr dafür gab die Professorin zu siezen,  duzte ich Minerva, um ihr auch meine Zuneigung zu zeigen. "Minerva. Bitte mache es mir nicht schwerer als es ohnehin schon ist. Du kannst dir nicht vorstellen, wie wichtig du und die Schule mir sind, doch... Du hast Recht. Severus und ich waren ein Paar, aber jetzt... Er... Versuche nicht mich aufzuhalten, denn es gibt keinen Grund für mich hier zu bleiben. Ich werde diesen Teil meines Lebens als Erinnerung wahren, doch ich werde ebenso eine Erinnerung sein. Auch wenn es mir unendlich schwer fällt, diese Zeit hinter mir zu lassen und vor allem, die Leute, die ich mochte. Bitte richte Draco aus, falls du ihn siehst, dass ich ihm verzeihe und dass ich ihn immer gemocht habe, wenn auch nur mit einem winzigen Teil meines Herzens. Und bitte erkläre es Leyni. Sie wird es nicht verstehen. Sagen sie ihr die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Leg einen Blumenstrauß in meinem Namen auf Albus Grab. Und du. Mach dir keine Vorwürfe. Ich habe dich in der letzten Zeit sehr ins Herz geschlossen und bin dir dankbar für die Zeit, die du mir und... ihm gegeben hast, auch wenn es nun so enden muss. Sag ihm, ... Sag ihm, dass meine Liebe zu ihm unendlich war, doch ich musste erfahren, dass auch unendlich ein Ende hat.  Eine letztes Sache: Ich verspreche dir, dass ihr nie wieder von mir hören werdet." Mit einer tiefen Verbeugung verließ ich den Raum. Verließ die Schule. Verließ das Gelände. Verließ diese Welt. Verließ mein altes Leben mit weinenden Augen und gebrochener Seele.



Verbotene Liebe (Severus Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt