Kapitel 27

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Ich gab ein genervtes Stöhnen von mir, stand aber dennoch auf, um sie zu begrüßen. Sie zog mich in eine Umarmung, die ich wie immer mit einem schlechten Gefühl erwiderte. „Tut mir leid, dass ich so spät komme. Der Motor meines Autos ist nicht gestartet und ich musste so lange auf die Pannenhilfe warten" Zack murmelte einfach nur ein leises „Ist wirklich nicht schlimm" Dann setzte sich Sofie auf den Platz, auf dem ich eben noch saß und lächelte Alex an, der sich zu mir drehte und nach mir griff. Ich erfüllte sofort seinen Wunsch und brachte die paar Meter die uns trennten hinter mich. Ich fasste seine Hände und fing an sie so ein bisschen hin und her zu schwingen. Sofie sah uns an und ich konnte ihren Blick auf mir spüren. „Und du freust dich sicher, dass du wieder hier zuhause bist?" Fast rollte ich meine Augen, was für eine dumme Frage. Aber ich ließ es, es war einfach Sofie. In der kurzen Zeit die ich sie jetzt kannte, war mir schon bewusst geworden, dass sie immer relativ unrelevante oder auch einfach unintelligente Fragen stellte, die fast schon rhetorisch waren. Aber Alex hatte Erfahrungen darin und nickte einfach, während er mich noch weiter zu sich zog, fast dabei sogar über die Lehne des Sofas beförderte und ich konnte mich nur mit Mühe noch davor retten, auf ihn drauf zu fallen.

Viele dämliche Fragen und genervte Blicke unserer Seits- sie hatte unseren Filmeabend ruiniert- saßen wir alle still in einer Runde. Die anderen waren alle, außer unsere kleine Gruppe, gegangen und wir hatten schon gewagt zu hoffen, dass wir doch noch wenigstens einen Film heute Abend schaffen würden. Leider sah es jetzt eher weniger so aus. Auch weil meine Mutter mir eben geschrieben hatte und ich in zehn Minuten nach Hause kommen sollte. Jack hatte angeboten mich zu fahren, weil es mittlerweile schon dunkel geworden war und er „die kleine, verloren Leila" ja nicht alleine laufen lassen konnte. Anders als sonst hatte ich allerdings nichts dazu gesagt. Wer lehnte denn bitte eine Freifahrt ab?

Kurz bevor wir fahren wollten, ging ich noch einmal in die Küche um mir etwas zu trinken zu holen. Ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen, damit ich die Gläser im Schrank erreichen konnte. Was für Riesen die einfach alle waren. Als ich mir sicher war, dass ich es ohne Gefahr eines Unfalls rausholen konnte, nahm ich es. Gerade als ich den Kühlschrank nach etwas zu trinken absuchte, ging die Tür auf und über meine Schulter hin blickend, konnte ich Sofie den Raum betreten sehen. Ich warf ihr ein kleines Lächeln zu bevor ich mich wieder meiner Beschäftigung zu wandte. Sie lehnte sich neben mich an den Schrank, die Arme vor der Brust verschränkt und einen Fuß an die Wand gelehnt. Verwirrt sah ich sie an, sagte aber nichts. „Also", fing sie an. „Du und Alex seid was Ernstes?" Mein Griff um die Wasserflasche verstärkte sich und ich schlug die Tür eventuell ein wenig zu heftig zu, aber ich kümmerte mich da gerade nicht rum. Ich antwortete mit einem stumpfen „Ja" und ging an ihr vorbei um mein Glas mit dem Wasser zu füllen und dann hoffentlich so schnell wie möglich aus diesem Raum raus zu kommen. Sie zog eine Augenbraue hoch und stieß sich vom Kühlschrank ab. Dieser ganze Tag war echt wie in einem amerikanischen Film. Gleich würde mich die eifersüchtige Ex- Freundin hinterhältig abstechen und ich würde Ewigkeiten im Krankenhaus um mein Leben kämpfen, während die Polizei raus finden müsste, wer mir das angetan hatte und natürlich würden sie erst nach langer, langer Recherche auf die Schuldige kommen. Ich schüttelte den Kopf, um den komischen Gedankengang zu unterbrechen. Auf was für Sachen ich kam. Sofie sah mich eine Weile an und ich nahm einen Schluck aus meinem Glas, schon auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer. „Meinst du, er meint das wirklich ernst?" Das brachte mich sofort zum Stocken und ich zog für einen Moment in Erwägung den Mord einfach umzudrehen. Aber ich drehte mich einfach nur um und sah sie an. „Wieso sollte er das nicht?", ich war mir nicht sicher, ob ich die Antwort überhaupt hören wollte, immerhin konnte man ihr einfach nicht vertrauen. „Ihr seid ja jetzt noch so in der Anfangsphase" Sie macht wilde Handgesten während sie sprach, die mich etwas irritierten. „Aber glaub mir, sobald ihr da raus kommt, wird es unerträglich. Die ganze Zeit ist er gestresst von der Band und er ist auch nie da" Sie schüttelte den Kopf, als würden ihr schon die Erinnerungen daran genügen. „Aber natürlich kannst du das nicht wissen. Du kennst ihn ja nur aus dem Krankenhaus. Da war ja auch alles gut, aber kaum kommt der Alltag zurück...." Ich starrte sie einfach nur an. Unglaublich was sie hier gerade tat. Dann seufzte sie. „Naja, du wirst es schon merken", bevor sie aus der Küche verschwand. Ich sah ihr hinterher. Was war das denn gerade? Nur noch ein Teil warum ich sie nicht leiden konnte. Kopfschüttelnd ging ich zurück zu den anderen und legte mich wieder zu Alex, der schon fast eingeschlafen war. Trotzdem hatte er gemerkt, dass ich zurück gekommen war und legte einen Arm um mich. Dass ich eigentlich nach Hause musste, fiel mir erst wieder ein, als Jack mich anstupste. Und vielleicht habe ich meiner Mutter dann geschrieben, dass ich mich nicht wohlfühlte alleine durch die Dunkelheit zu fahren und dass ich hier übernachten würde. Dass Jack mich fahren wollte, musste sie ja nicht unbedingt wissen.

Long Live The Reckless And The Brave (Alex Gaskarth FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt