Kapitel 29

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Den Rest des Wochenendes saß ich zu Hause bei mir rum und grummelte immer noch wegen der Sache mit Alex. Natürlich wusste ich, dass ich überreagierte, aber er hatte sich danach nicht noch einmal gemeldet und ich war ein wenig sauer, dass er mich da einfach hat sitzen lassen.

Ich saß auf meinem Bett, irgendein alter 80 Jahre Film lief im Hintergrund, als meine Holztür aufgestoßen wurde und Chrissy vor mir stand. „Na du Faulsack?", sie sprang auf mein Bett und sah mich an. „Was sitzt du die ganze Zeit in deinem Zimmer? Wir wollten doch eigentlich zu diesem See mit der Gruppe? Du weißt schon, der mit der Klippe? Du, Alex und Rian hattet nicht vor ins Wasser zu gehen, aber wolltet trotzdem mit?" Ich wusste sofort wovon sie sprach, machte mir aber nicht die Mühe, sie zu unterbrechen. Irgendwann nickte ich dann aber doch um ihre Rede zu stoppen. „Habe ich vergessen, sorry" „Dann komm, die anderen warten draußen" Überrascht sah ich sie an. Es war wahr, ich hatte unser Pläne tatsächlich vergessen, aber nie hätte ich damit gedacht, dass sie es jetzt doch noch machen wollten. Sonntagabend gegen 5, Mitte Oktober. Chrissy ließ mir keine Zeit zu antworten, sondern griff mein Handgelenk und zog mich mit. Als ich aus der Tür raus befördert wurde, sah ich einen schwarzen Minivan in meiner Einfahrt stehen. Die Tür war noch offen und von drinnen konnte man Jack eine Geschichte erzählen hören, wobei sein eigenes Lachen es noch fast übertönte. Das rot haarige Mädchen neben mir schob mich schnell in den Innenraum des Fahrzeugs, knallte die Tür hinter mir zu und ging zu der Beifahrerseite. Lächelnd schüttelte ich meinen Kopf und sah mich kurz um. Die üblichen Leute waren hier, Rian am Steuer und der Rest von uns hinten. Das Einzige was mich störte, war das blonde Mädchen neben Alex, das gerade am Lachen war und ganz unauffällig eine ihrer Haarsträhnen eindrehte. Es war so typisch für Frauen mit ihren Haaren zu spielen, wenn sie niedlich wirken wollen und ich schämte mich fast mit Sofie in einem Raum zu sein.

Der Platz zu Alex rechter Seite war frei und als er mich sah, schlug er darauf um mir zu sagen, ich solle mich endlich hinsetzten. Ich tat was er mir sagte und ließ mich fallen. Der Van war klein und dreckig und eine von Alex Krücken stach mir die ganze Fahrt über in die Hüfte, trotzdem beschwerte ich mich nicht. Es hätte kaum besser sein können. Ich war auf dem Weg zu einem der schönsten Orte, die diese kleine Stadt zu bieten hatte, zusammen mit den wichtigsten Menschen in meinem Leben und Jack erzählte immer noch die Geschichte über seinen Cousin der die Hochzeit seines Schwagers ruinierte. Alex hatte einen Arm um mich gelegt und jeder negative Gedanke, den ich vor ein paar Minuten noch hatte, war jetzt verflogen. Lautes Gelächter erfüllte den kleinen Innenraum, als Jack in jedem Detail erzählte, wie er in die Torte gefallen war und der Priester welche ins Gesicht bekommen hatte. Was für eine chaotische Familie.

Bevor wir es wussten, waren wir auch schon da und Chrissy öffnete unsere Tür. „So meine Schönen, wer zu erst im Wasser ist hat gewonnen" Damit drehte sie sich wieder um und legte einen Sprint zum See zurück. Die meisten sprangen sofort aus dem Wagen, hinter ihr her, während ich mir ein bisschen mehr Zeit ließ. Wasser war nicht so meine Sache, zwar war das kleine Gewässer hier Süß und nicht Salzwasser, aber trotzdem schien mir die Idee eher weniger gut. Stattdessen kletterte ich vor Alex raus, seine Krücken in meinen Händen. Er selber musste sich vorwärts robben, bis er zu mir kam und sich mit Hilfe der Gehhilfe aufrecht stellte. Schmunzelnd ging ich neben ihm her, bis ich einen Stups von der Seite bekam. „Lach mich nicht aus" Mit einem gerade ausgebrochenen Lächeln drehte ich mich zu Alex. „Achja? Und wie willst du mich davon abhalten?" Beide Arme waren vor meiner Brust verschränkt und wie so oft hatte ich eine Augenbraue herausfordernd hochgezogen. Alex sah mich an, als würde er stark nachdenke und ich grinste. „Manchmal wäre es wohl doch gut, zwei funktionierende Beine zu haben" Ich wusste, dass das gemein war, aber ich wusste auch, dass ihm sehr wohl bewusst war, dass ich es nur als Spaß meinte und dass er es nicht ernst nehmen würde, sondern eher eine Herausforderung darin sehen würde. Plötzlich verwandelte sich sein nachdenkender Blick in ein böses Grinsen. „Die brauche ich dafür gar nicht" Dann waren seine Lippen auf einmal auf meinen und er hatte Recht, dass Lächeln verschwand von meinem Gesicht und ich widmete mich ganz dem Moment. Meine Hände fanden wie von selbst den Weg zu seinen Nacken und meine Finger fingen an mit seinen Haaren zu spielen. Ich könnte spüren wie er anfing zu grinsen, bevor er zurück zog. „Ich hab dir gesagt, ich brauche meine Beine nicht" Glücklich damit, dass er gewonnen hatte, ging er weiter und ich folgte strahlend.

Erst jetzt fiel mir die Umgebung auf. Wir waren an einem kleinen Strand, an den ein großer See grenzte. Die Wellen überschlugen sich und bildeten ein wunderschönes Bild aus blau und weiß. Neben und ging eine kleine Klippe hoch, wo ich gerade noch so den Weg hoch an der Seite erkennen konnte. Die Sonne fing an am Horizont unterzugehen, aber

erfüllte den kleine Platz noch genügend mit Licht. Meine Füße strichen über einen goldenen Sand.

Cassadee hatte Rian überredet doch mit allen anderen ins Wasser zu gehen – sogar Sofie war mit drinnen – und jetzt waren Alex und ich alleine am Land, während sich die andern eine Wasserschlacht leisteten. Wir beide gingen die Klippe hoch, was ungefähr zehn Meter waren und setzten uns dann an den Rand, wobei wir ziemlich vorsichtig sein mussten, dass Alex nicht auf einmal vorne rüber ins Wasser fiel. Ich seufzte als ich in den Horizont sah. Unter uns konnten wir die anderen hören und wenn ich mich ein wenig nach vorne lehnte konnte ich sie auch sehen.

„Ich liebe dich", sagte Alex dann aus dem nichts und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „Ich liebe dich auch" Wir saßen eine ganze Weile in Stille und genossen einfach nur die Präsenz des jeweils anderen. „Warum konntest du eigentlich Freitag nicht?", fragte ich, die Frage, die mich schon das ganze Wochenende beschäftigte. „Ich bin eingeschlafen, es tut mir echt leid" Ich sah ihn an, und er hatte seinen Blick schon auf mich gerichtet. „Du hättest ja auch noch später kommen können", meine Stimme war nicht aggressiv, nicht in geringster Weise, es war einfach nur eine Tatsache. Er leckte sich die Lippen und strich sich durch die Haare. „Ich bin erst gegen neun wieder aufgewacht und dachte mir, es sei jetzt auch schon zu spät, dir zu schreiben. Es tut mir wirklich, wirklich leid" Ich hatte den Groll gegen ihn schon auf der Autofahrt fallen gelassen, aber es nochmal von ihm zu hören, ließ es mich komplett vergessen. „Ist nicht schlimm. Mach dir nächstes mal einfach einen Alarm" Er lachte und nickte. „Mache ich"

Von unten konnte ich Chrissy schreien hören, bevor ein lautes Platschen ertönte und kurz danach Jack von ihr eine Todesdrohung bekam. Neugierig was da unten vor sich ging lehnte ich mich etwas über die Kannte. Wie eigentlich erwartet standen Chrissy und Jack im Wasser, döppten sich gegenseitig und bespritzten sich mit Wasser. Rian und Cassadee hatten sich von den beiden entfernt und standen jetzt etwas abseits und schienen zu reden. Bis ich Zack und Sofie gefunden hatte, dauerte es etwas. Die beiden waren zusammen weiter raus geschwommen. Ich stupste Alex an und deute auf die beiden Köpfe, die man nur noch im Wasser entdecken konnte. „Na, was sagst du? Zack und Sofie?" Wieder lachte Alex. „Oh Gott, bitte nicht" Ich grinste und seufzte zufrieden. Dann ließ ich meinen Kopf auf seine Schulter fallen.


Long Live The Reckless And The Brave (Alex Gaskarth FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt