Kapitel 11

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Tatsächlich schaffte ich es die ganze Woche über nicht, Alex zu besuchen. Die Schule und meine Eltern nervten und alles was in meinem Kopf war, waren die noch anstehenden Arbeiten. Aber Samstag Abend um kurz vor 22 Uhr, als die Besucherzeit schon lange vorbei war, schaffte ich es, mich ins Krankenhaus zu schmuggeln. Ich grüßte ein paar vorbeigehende Patienten und schaffte es sogar unbemerkt an ein paar Mädchen mit „ALL TIME LOW" quer über ihre T-Shirts geschrieben, vorbei. Obwohl sie sicher nicht hier rein sollten.

Ich kam an dem Zimmer and und spürte ein Lächeln auf meinen Lippen spielen und gerade als ich zu dem Henkel greifen wollte, hörte ich ein aufgeregtes Quietschen am Ende des Ganges. Innerhalb Sekunden waren zwei Mädchen- eines im ‚A Love Like War' und die andere im ‚Boner' T-Shirt- an der Tür angekommen. Sehr verwirrt, lächelte ich sie and schenkte ihnen ein kleines Winken. „Hi" „Bist du auch ein All Time Low Fan?" Wow, die waren direkt. Immer noch ziemlich unsicher nickte ich. „Könnte man so sagen" Und wieder ging das aufgeregte, ohrenbetäubende Quietschen los.

„Ich kann nicht glauben, dass wir hier sind"

„Die Suche war es so wert!"

„Aber richtig. Ich hoffe, die sind genau so glücklich wie wir!"

„Bin ich mir sicher"

„Wir werden gleich Alex treffen"

Und da leuchtete es mir endlich ein, was genau diese Mädchen vor hatten. Die ganze Zeit hatte ich ihr Gespräch mitverfolgt und erst jetzt verstanden worauf es hinauslaufen sollte.

Ich räusperte mich und holte mir die Aufmerksamkeit der Blonden. „Es tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass ihr da einfach reingehen dürft" Ich versuchte meine Stimme monoton klingen zu lassen, allerdings war es mir einfach nur fremd, wie sie davon ausgehen konnten, Alex wäre davon begeistert, wenn sie einfach bei ihm im Zimmer auftauchen würden. Mal ganz zu schweigen davon, dass er momentan vermutlich sowieso schon am Schlafen war.

Das Kommentar brachte mir einen dreckigen Blick von dem braunhaarigen Mädchen ein. „Achja? Wer von uns hatte den eben die Hand am Henkel?" Sinn mich rauszureden, sah ich nicht, also zuckte ich einfach nur mit den Schultern, antwortete aber trotzdem: „Ich bin eine Freundin der Band" Ich erntete ein höhnisches Lachen von beiden Mädchen und ein aggressives „Ruhe!" einer vorbeigehenden Schwester.

Ich hatte keine Lust mich mit ihnen zu streiten und auch keine Nerven nach dieser Woche, aber sie ließen einfach nicht davon ab und mir blieb nichts anderes übrig, als sanft gegen die Tür zu klopfen - ich war immer noch davon überzeugt, Alex sei bereits am Schlafen- und hoffte auf eine Antwort von keinem Arzt.

Als die Tür aufging stand dahinter kein Arzt, sondern Zack. Er rieb sich verschlafen die Augen, grinste mich aber dennoch an. „Wenn das mal nicht Leila ist. Schön zu wissen, dass du auch noch lebst" Erst dann schien er die anderen Mädchen zu erkennen, dessen Augen weit in Schock aufgerissen waren. Zacks Lächeln fiel nur unmerklich. „Kann ich euch irgendwie helfen?" Die Blonde fand zu erst ihre Stimme wieder. „Wir wollten nur vorbei schauen und euch alles gutes wünschen" Zack schien genau so gut wie ich zu wissen, was dieses ‚vorbei schauen' hieß. Allerdings schaffte er es, seine Gedanken etwas netter auszudrücken: „Das ist wirklich nett von euch. Aber ihr dürft hier leider nicht einfach so rein und ich kann auch nicht zu Alex lassen. Erstens, er schläft"- ich wusste es- „und zweitens braucht er so viel Ruhe wie möglich" Ich musste fast schon grinsen, als ich an die Krankenschwester dachte, die Ruhe geschrien hatte und bis mir auf die Zunge. Zum Lachen war das jetzt nicht der richtige Moment. Die Mädchen schienen ziemlich traurig zu sein und da mir die Situation langsam zu unangenehm wurde, schlich ich an Zack vorbei ins Zimmer. Mehr oder weniger- eher weniger- zu meiner Überraschung sah ich Chrissy im Raum. Sie war, anders als ich, die Woche über weiter regelmäßig gekommen. Jetzt schlief sie und hatte ihren Kopf auf Jacks Schulter fallen lassen. Er hatte seine Augen wiederum auf den Display seines Handys fixiert. Auf der Couch konnte ich Rians schlaffende Umrisse sehen. Die Vorhänge waren vor das Fenster gezogen und der Raum war fast komplett dunkel. Alleine Jacks Smartphone und die grünen Leinen von Alex's EKGs spendeten Licht.

Wie immer setzte ich mich ans Ende von seinem Bett. Obwohl es so dunkel war, konnte ich Alex klar sehen. Vermutlich weil Jack seinen Bildschirm auf extra grell gestellt hatte.

Seine Haare waren über das ganze Kissen verteilt und standen in alle Richtungen ab. Seine Lippen waren leicht geöffnet und durch die Stille hindurch konnte man ihn atmen hören. Die Wimpern seiner geschlossenen Augen ruhten auf seinen Wangenknochen. Ich spürte ein warmes Lächeln auf meine Lippen schleichen. Eine braune Haarsträhne fiel vor seine Augen und ich zögerte nicht, sie wegzustreichen. Nicht das es einen großen Unterschied machen würde. Seine Frisur waren sowieso bis zum morgen nicht zu retten. Ich ließ meine Hand ein wenig länger als nötig an seiner Wange, bis ich merke, wie er unter meiner Berührung anfing aufzuwachen. Automatisch zog ich meine Hand zurück an meine Seite und wartete, bis er wieder in der Lage war, mitzubekommen, was um ihn herum vor sich ging. Als sich seine müden Augen auf mich fixierten, grinste er schief. „Kuck mal, wer doch noch lebt" Exakt das Selbe, was Zack gesagt hatte. „Guten Morgen, schlafende Schönheit" Er streckte sich, so gut es in diesem Bett ging und sah sich dann noch mal um. „Wo ist Zack?" „Vor der Tür" Eine hochgezogene Augenbraue forderte mich dazu auf, das noch genauer zu erklären. „Ein paar Fans haben sich dazu entschlossen, einzubrechen und uns einen Besuch zu erteilen" Er seufzte, nickte aber nur.

Eine Zeit lang war es still. Aber keine unangenehme Stille, eher eine ‚Wir genießen einfach die Anwesenheit der anderen'- Art von Stille. Zack kam irgendwann wieder, sichtlich von der Dreistigkeit dieser zwei Fans genervt. Aber keiner sagte etwas, als er sich auf die Decke vor der Couch hinlegte und versuchte einzuschlafen. Für einen kurzen Moment, fragte ich mich, wieso sie nicht einfach nach Hause gingen um zu schlafen, aber wäre Chrissy diejenige in diesem Bett, würde mich hier auch nichts wegbekommen. Ich verbrachte ja jetzt schon die Zeit die ich hatte hier.

Ich hatte mich so an die Stille gewöhnt, dass ich leicht zusammenfuhr, als Alex mich ansprach. Er lachte leise. „Du hast doch morgen bestimmt noch nichts vor" Diesmal war ich diejenige, die eine Augenbraue hochzog. „Wieso?" „Morgen ist eine Sonnenfinsternis und diese Idioten lassen mich alleine. Aber das Krankenhaus macht so eine riesige Aktion, dass alle Patienten in den Park gehen und sich das zusammen ansehen" Das Lächeln wollte einfach nicht mein Gesicht verlassen. „Und jetzt fragst du mich also, ob ich mit dir dahin gehe?" Er nickte. „Klar, komme ich mit"

Danke für's lesen. Bitte kommentiert doch, wie ihr es findet :')

Long Live The Reckless And The Brave (Alex Gaskarth FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt