Die nächste Woche hatte ich Bettpflicht und Chrissy wurde zu meiner Dienerin. Mehr oder weniger freiwillig. Sie wollte nicht, aber immer wenn ich sagte, ich hätte Schmerzen, ließ sie mir fast alles durchgehen. Nach sieben Tagen war die Bettruhe aufgelöst und Chrissy endlich wieder frei. Eine Woche, sieben Tage und insgesamt 18 Nachrichten von Jack, ob wir vorbei kommen könnten. Alex schlief anscheinend noch die meiste Zeit und auf die Frage, was mit Rian und Zack war kam nur ein 'Die sind zu langweilig' zurück. Als er erfuhr, dass ich wieder aufstehen durfte, bestand er natürlich darauf, dass ich sofort vorbei kommen würde. Natürlich mit Chrissy im Schlepptau. Und anscheinend konnte Alex heute endlich aus seinem Bett raus, natürlich im Rollstuhl, aber immerhin. Und es klang, als würde er sich mehr als ein wenig freuen. Und da wollten Chrissy und ich unbedingt dabei sein.
Wir fuhren zum Krankenhaus gegen 13 Uhr. Die Krücken waren nicht mehr nötig, aber ich nahm sie trotzdem noch zur Stütze mit. Das Aussteigen funktionierte trotzdem noch nicht besser. Aus dem Auto rausrollen hätte vermutlich sogar besser geklappt, als das, was wir da veranstalteten.
Trotz diesen Schwierigkeiten schaffte ich es irgendwann zu stehen. Chrissy seufzte und schlug die Tür zu. „Bin ich froh, wenn du wieder richtig laufen kannst" Ich lachte und machte mich einfach schon mal auf dem Weg zum Eingang.
Nur kurze Zeit später waren wir vor Alex's Zimmer angekommen Obwohl ich wusste, dass es nicht nötig war - und Jack auch nie den Anstand hatte es zu tun - klopfte ich. Ein aufgeregtes ‚Herein!' kam zurück, welches nur von Jack stammen konnte. Chrissy machte die Tür auf und ich humpelte hinter ihr rein. Das Zimmer sah aus wie immer, allerdings saßen da noch zwei weitere Jungen auf dem Sofa. Ich starrte sie an, während ich versuchte mich an ihre Namen zu erinnern. Chrissy hatte sie mir gesagt, das wusste ich. Aber ich konnte mich einfach nicht mehr daran erinnern. Als ob Chrissy meine Gedanken lesen könnte, begrüßte sie sie: „Hi Rian, Hi Zack. Ich bin Chrissy" Ich schickte einen leisen Dank zu ihr, bevor auch ich mich vorstellte. Es war nur noch ein Stuhl frei, neben Jack und Chrissy hatte sich darauf geschmissen, bevor ich es überhaupt gesehen hatte. Ja gut...ihre beste Freundin lief ja nur auf Krücken, aber natürlich, nimm dir den Stuhl. Ein leiser Seufzer entfuhr mir, als ich mich verzweifelt nach einer Sitzgelegenheit umsah. „Setz dich einfach auf's Bett", meinte Rian - ich hoffte jetzt einfach mal, dass ich sie nicht vertauschte - und schenkte mir ein perfektes Lächeln. Ich nickte nur, auch wenn es mir irgendwie unangenehm war. Alex schlief und bemerkte gar nichts von dem, was um ihn herum passierte. Rian und Zack unterhielten sich, ich hoffte mal, nicht über uns, Jack und Chrissy spielten irgendein Spiel und schlugen sich dauernd auf die Hände und ich versuchte mich auf das Bett nieder zu lassen ohne ihn zu sehr zu stören oder mich tatsächlich auf ihn drauf zu setzten. Funktionierte nicht so gut. Sobald ich mich auf die Matratze setzte, wurde Alex von der Bewegung geweckt. Als sein Blick mich traf, sagte ich in meiner besten Golum- Stimme: „Na? Gut geschlafen?" Der Rest fing an zu lachen, anders als Alex, der einfach nur verwirrt und verschlafen aussah. Selbst ich konnte mich bei diesem Gesichtsausdruck nicht mehr zusammen reißen. „Warum sind so viele Menschen in meinem Zimmer?", Alex gähnte bevor er sich noch mal umsah. „Wir veranstalten eine Party ohne dich", beantwortete Jack seine Frage, mit dem bestmöglichen ernsten Gesicht. „Viel Spaß dann" Alex schien fertig zu sein um wieder einzuschlafen, aber als ich sah, wie alle wieder in ihre Gespräche fielen, stupste ich sein Bein an. Er sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Mir ist langweilig" Alex lachte, bevor er kurz nach einem guten Small talk Thema zu suchen schien. „Und wie geht's deinem Bein?" Ich zuckte mit den Schultern. „Geht eigentlich. Und bei dir?" Small-Talk war einfach nicht mein Ding. „Hat sich nichts geändert, aber ich muss jetzt bald zur Ergotherapie. Und dann darf ich wieder lernen zu laufen" Er war genervt und ich hielt es für besser, das Thema zu wechseln. „Also, was willst du heute machen, wenn du hier raus kommst?" „Ich hatte vor einfach ein wenig im Park rum zu fahren, einfach aus diesem Zimmer" Ich nickte. Genau so ging es mir auch und ich war nur ein paar Tage hier gewesen. Gerade als ich wieder was antworten wollte, klingelte Zacks Handy und wir alle wurden aus unseren Gesprächen gerissen. Er ging ran und wir blieben leise, hörten nur seine leisen ‚hmm's und ‚ok's. Dann verabschiedete er sich und sah uns an. „Jack, Rian, Matt will uns bei irgendeinem Interview haben. Um die Fans endlich mal richtig aufzuklären, was hier gerade passiert" Sie nickten und fingen an sich fertig zu machen. Als sie gingen zog Jack Chrissy aus irgendeinem Grund mit. Irgendetwas von wegen, sie müssten das Spiel noch beenden. Also war ich alleine mit Alex zurückgelassen worden. Erst herrschte eine eher unangenehme Stille, bis mir der Plan für heute wieder einfiel und ich auf eine Idee kam. „Wie wäre es, wenn ich für nachher ein paar Sachen einkaufe und wir irgendwo im Park ein kleines Picknick machen?" Auf einmal sah er mich mit ganz großen Augen an. „Ja, ja, bitte" Ich musste lachen. „Gut, dann geh' ich mal ein paar Sachen besorgen. Ich beeil' mich auch" Ich humpelte aus seinem Zimmer raus und ging in die Cafeteria. In meinem Zustand war es unmöglich irgendwie zu einem Supermarkt zu kommen, also würde ich einfach da ein bisschen betteln. Ich ging zu der Frau hinter dem Tresen. Sie war schon ziemlich alt, vielleicht Anfang 70. Ihre Haare hatten jegliche Farbe verloren und waren nur noch ein trostloses Grau. Aber ihr Gesicht war mit so vielen Lachfalten verziert und ihre Augen funkelten, sowie man es oft nicht mal mehr in den Augen junger Menschen sah, dass sie trotz ihrer dünnen Haare aussah, als wäre sie von Lebensfreude gefüllt. Sie lächelte als sie mich sah. „Wie kann ich dir helfen, junge Dame?" „Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht ein paar Kekse oder irgendetwas übrig haben? Ein Freund darf heute wieder raus und wir wollen ein Picknick machen", ich erwiderte ihr perfektes Lächeln, fast so eins, wie es Rian konnte. „Natürlich" Sie blickte einmal kurz in die Küche. „Einen Moment bitte" Sie verschwand durch die Tür hinter sich. Es dauerte wirklich lange, aber dann kam sie wieder, in der Hand ein ganzer Picknickkorb. Ich sah sie mit großen Augen an, als sie ihn mir vor die Hände stellte. „Ich war mal so frei und habe noch ein paar Sandwichs eingepackt" Wieder warf sie mir dieses Lächeln zu. „Ich hoffe, ihr habt einen schönen Tag" Ich sah immer noch auf den Korb, bis mein Gesicht in ein Grinsen ausbrach. „Dankeschön" Mit dem gut gefüllten Korb ging ich zurück zu Alex' Zimmer, was gar nicht mal so einfach war. Aber ich schaffte es und als ich die Tür aufmachte, wurde er gerade von zwei Helfern in den Rollstuhl verfrachtet. Als er mich und dem Körbchen in meiner Hand sah, lächelte er. „Dann los"
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Long Live The Reckless And The Brave (Alex Gaskarth FF)
Hayran KurguNach einem Unfall im Tanzstudio muss Leila ins Krankenhaus. Dort trifft sie Jack Barakat, der Gitarrist von All Time Low; die Lieblingsband Leilas bester Freundin, Chrissy. Alex Gaskarth war in einen Autounfall verwickelt. Nachdem Leila und Chrissy...