Perplex starrte ich ihn an und erwiderte seinen Händedruck. Okay, in Wirklichkeit wusste ich jetzt auch nicht wirklich viel weiter. Ich wusste jetzt den Namen dieses Fremden, der sich in meine Träume stahl. Wow, ich konnte stolz auch mich sein. „Und darf ich auch deinen Namen erfahren?", fragte er und zog seinen Mundwinkel leicht nach oben. „Leana Cole." Er lächelte und ich musste ebenfalls ein wenig lächeln. Warum tue ich das? Ich wusste doch noch nicht einmal, wer dieser Typ hier war.
„Ich schätze, du hast gerade sicherlich eine Menge an Fragen, genau wie ich. Das Beste wäre es sicherlich, wenn wir uns erst einmal unterhalten." Thomas stand vom Bett meines Bruders auf und lief in seinem Zimmer hin und her. Ich war gespaltener Meinung. Am liebsten würde ich einfach abhauen und diesen Jungen, Thomas, einfach zurücklassen und ihn nie wieder sehen. So würde ich es wahscheinlich auch machen, wenn das hier die Realität wäre. Doch da das hier eine Traumwelt war, konnte doch gar nicht so viel geschehen, oder?
Es wäre doch besser wenn ich mich bis ich am morgen wieder aufwachen würde ein wenig mit jemanden unterhalten würde. Er könnte mir sowieso nichts anhaben und ich würde mich nicht zu Tode langweilen, bis ich aufwachen würde und ich wäre davor bewahrt, in einen Albtraum abzurutschen, was ich nämlich mit aller Macht zu vermeiden versuchte. Den Horrorfilm am Abend mit meinen Freunden zu gucken war doch wohl keine so gute Idee gewesen.
„Also, kommst du jetzt mit?", fragte er und betrachtete mich mit einem amüsierten Blick. In seinen braunen Augen sah ich kurz etwas aufblitzen, er machte sich also über mich lustig. „Ja, wenn du mir sagst wohin. Hier können wir ja schlecht raus, denn das Haus ist nachts abgeschlossen. Da du aber ja auch irgendwie hier reingekommen sein musst, schaffst du es ja vielleicht auch wieder hier raus." Thomas schmunzelte. „Du gefällst mir", sagte er und trat aus dem Zimmer meines Bruders.
Okay, ich hoffte, dass das wirklich alles in meinem Traum geschah und ich mir Thomas nicht einfach in meinen Gedanken hergedacht hatte, dafür wüsste ich nämlich keinen Grund. Ich hatte einen wunderbaren Freund, mit dem ich glücklich war, also wieso sollte ich mir einen dürren Jungen herbeidenken. Das hast du nicht, Leana! Er ist irgendwie hier augetaucht und du wirst herausfinden, wie er das gemacht hat.
Ich atmete einmal tief durch, drehte mich noch einmal zu meinem friedlich schlafenden Bruder um, der natürlich von all dem hier nichts mitbekommen hatte und folgte Thomas dann raus in den Flur. „Dann lass mal deine Kräfte spielen und bring uns hier weg", meinte ich. „Genau das habe ich gerade vor, also wäre es sehr nett von dir, wenn du ruhig sein könntest, ich versuche mich hier gerade zu konzentrieren." Ich sah Thomas an, er hatte die Augen geschlossen, den Kopf zu Boden gesenkt und sah wirklich so aus, als wäre er gerade hochkonzentriert.
Was soll das denn bitte werden? Doch da ich noch keinerlei Plan von diesen realen oder nicht realen Träumen hatte, beschloss ich, ihn einfach mal machen zu lassen. Vielleicht machte er ja etwas, was mich weiterbringen würde und ich würde mir ein Eigentor schießen, wenn ich ihn unterbrechen würde.
Auf einmal wurde mir schwindelig. Ich blickte auf den Boden und entdeckte, dass Thomas nach meiner Hand gegriffen hatte. Was erlaubt der sich? Schnell zog ich sie weg und machte einen Schritt von ihm weg. „Du musst mir deine Hand geben, sonst funktioniert das hier nicht", machte er mich aufmerksam. „Was funktioniert nicht?", fragte ich ihn verwirrt und legte meine Hand widerwillig wieder in seine.
Auf einmal wurde es ganz schwarz vor meinen Augen. Ich schloss sie und war kurz von einem Gefühl umgeben, als ob ich schweben würde. Was ist denn los? Als ich meine Augen wieder öffnete, war ich nicht mehr in meinem Hausflur. Ich stand in einem Restaurant, das nur ganz schwach Licht anhatte und man aus den Lautsprechern leise, langsame Musik vernehmen konnte. Wo bin ich hier? Wie bin ich hier hergekommen?
Als ich meinen Blick nach rechts richtete, sah ich Thomas neben mir stehen, der sich mit leuchtenden Augen umblickte. Wie ich ihn so da stehen sah, wusste ich nicht, warum ich ihm überhaupt vertraut hatte, trotz der Tatsache, dass mir nichts Schlimmes geschehen konnte. Ich hatte einfach so einem Fremden vertraut, dafür könnte ich mich jetzt im Nachhinein selbst ohrfeigen.
Thomas schritt auf eine der roten Bänke zu und ließ sich dort nieder. Er klopfte einladend auf die Bank neben sich. Mit gemischten Gefühlen setzte ich mich ihm gegenüber, weigerte mich aber, ihm ins Gesicht zu sehen. „Wie hast du das gemacht?", durchbrach ich nach einigen Minuten die Stille.
Thomas schmunzelte. „Was gemacht?" „Du weißt es ganz genau. Gerade eben waren wir noch bei mir zu Hause im Flur und jetzt sind wir in irgendsoeinem Nobelrestaurant." Ich blickte um mich. Ich konnte es wirklich nicht fassen. Das hier war kein Hirngespinst von mir. Ich konnte alles berühren, die Bank auf der ich saß, das weinrote Kissen, das neben mir lag und die Glasvase, die sich auf dem Tisch befand. Das war doch alles nicht möglich.
„Das sind die Träume, Leana. Sie sind sehr leicht zu beeinflussen. Anfangs wirst du erst einmal mit deinen Alltagssituationen konfrontiert werden. Das kann manchmal echt stören, vor allem wenn du einen harten Tag hattest, glaube mir, ich spreche aus eigener Erfahrung." Thomas atmete einmal tief ein. „Aber mit der Zeit kommst du damit besser klar und kannst es auch unterdrücken, das dauert nur alles seine Zeit. Irgendwann kannst du dann auch so coole Sachen wie das hier." Er breitete seine Arme theatralisch aus.
Ich schluckte und wandte meinen Blick von ihm ab. Okay, das waren gerade ziemlich viele Informationen auf einmal gewesen. Ich würde sicherlich erst einmal einige Zeit brauchen, um es zu verdauen und damit klarzukommen. Doch das würde ich auch schaffen, bisher hatte ich alles geschafft. „Warum bist du hier, Thomas?", fragte ich ihn ehrlich interessiert.
„Du bist neu hier in der Traumwelt und ich hatte gerade nichts zu tun. Ich könnte natürlich auch einfach verschwinden und dich deinem Schicksal überlassen und darauf warten, dass du alles selbst herausfinden würdest, was allerdings eine ganze Weile dauern könnte. Vor allem jetzt. Ich spüre, gleich wird dich der Alltag einholen."
Bevor ich mich fragen konnte, was er meinte, wurde mir schwindelig und ich klammerte mich verzweifelt am nächstbesten fest, was sich in meiner Nähe befand.
Als ich die Augen öffnete, befand ich mich in einer Sporthalle, mitten im Sportunterricht des vergangenen Tages. Und Thomas stand direkt neben mir.
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In our dreams (Thomas Sangster FF)
FanficSeit einigen Wochen hatte ich schon diese seltsamen Träume. Wenn es überhaupt Träume waren. Normalerweise verarbeitet man in seinen Träumen den Alltag oder sucht Orte seiner Fantasie auf, so wie auch bei mir, doch eines Tages tauchte auf einmal ein...