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Mit steigerndem Mut schritt ich aus dem Schwimmbad hinaus. Ich sah mich um, hier war es dunkel, die Sternen funkelten am Himmel und es war eine sehr angenehme, ruhige Nacht. Sie wirkte auf mich sehr romantisch und ich liebte es, in den Sternenhimmel zu starren und meinen Gedanken einfach freien Lauf zu lassen. Eine leichte Brise ließ mich herumdrehen, sie kam aus der Richtung der Eingangstür des Hallenbads. Sicherlich war es nur Thomas, der gerade auf dem Weg
zu mir war. „Thomas?", fragte ich und drehte mich noch mehrmals um, doch ich konnte ihn nirgendwo erkennen. War das jetzt schon wieder ein Bestandteil meines Albtraums? Wenn ja, dann fragte ich mich ehrlich, wann das wohl alles ein Ende haben würde, denn langsam hatte ich wirklich keine Lust mehr.

Der Wind bließ jetzt noch stärker, sodass ich fast umfiel. Meine Beine gaben fast unter mir nach, so stolperte ich ein paar Schritte zur Seite. Was sollte das denn? Ich hatte keine Lust mehr auf Albträume, das mit meinem Bruder war schon genug gewesen. Thomas würde sich sicherlich nicht so einen Spaß erlauben, also was um Himmels Willen war da los?

„Thomas!", rief ich nun etwas lauter, meine Stimme schallte über den Wind hinweg und trug sie in alle Richtungen. Doch Thomas war immer noch nirgendwo zu sehen. Langsam machte ich mir echt Sorgen. Beruhige dich, Leana! In Träumnen kann nicht so viel passieren, vielleicht denkt er ja gerade auch nur nach!

„Hey, Leana, schön dich zu sehen ...", erklang auf einmal eine bekannte Stimme hinter mir, die ich so sehr verabscheute und fürchtete. Warum mussten mir meine Albträume das antun? Ich hasse es, krank zu sein!

„Na komm, dreh dich ruhig zu mir um, du weißt, wer ich bin. Ich will nur mit dir reden, das ist alles, was ich will, du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich bin mir sicher, dass dir Thomas sehr viel Schlechtes über mich erzählt hat und ich will dir erzählen, wie ich handele und dass du verstehst, warum ich das alles tue. Denn ich bin kein böser Mensch, das kannst du mir glauben ..."

Warum stellte sich meine Fantasie denn Isabella Melling vor? Ich hasste sie so sehr. Schon seit unserem ersten Kontakt hatte ich mehr als nur Respekt vor ihr. Sie war ein kaltblütiges Monster, das Thomas schon so oft verltezt hatte. Sie musste sich wirklich sehr verstellt haben, als sie zusammen gewesen waren. Ich wusste zwar mittlerweile, wie ich mich verteidigen konnte, dass ich mich wegteleportieren konnte, mich an einen anderen Platz bringen konnte, ich aufwachen konnte, ich mich unsichbar machen konnte und mir sogar mittlerweile Sachen zu meinem Vorteil herbeidenken konnte, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass ich Angst vor ihr hatte.

Gott, ich wollte einfach nur aufwachen und gesund sein, damit sie mich nie wieder in meinen Albträumen heimsuchen konnte. „Hau ab, Isabella!", zischte ich und lief einige Meter weg, in Richtung Eingang der Schwimmhalle, damit Thomas mir helfen konnte, diese Bestie loszuwerden.

„Na, na, nicht so unfreundlich", Isabella packte mich am Handgelenk und verstärkte ihren Griff, „wir müssen uns doch in Ruhe unterhalten. Ich habe mir extra Zeit für dich genommen." Gott, wie gerne ich ihr einfach irgendetwas in ihre widerliche Visage rammen würde, damit sie noch hässlicher werden würde, als sie sowieso schon war.

Sie hatte Thomas fast umgebracht und dafür würde ich sie am liebsten töten. Das wäre nur Vergeltung, dafür, was sie ihm angetan hat und das hätte sie nur verdient. Ich erinnerte mich daran, wie eine Freundin von mir meinte, dass man jemandem einfach nur das Blut verätzen müsste, nachdem man qualvoll den Körper aufgeritzt hatte und man dann einfach zusehen würde, wie sie von selbst stirbt.

Diese Vorgehensweise war zwar etwas brutal von ihr gemeint gewesen, doch mein Hass, den ich hatte, wenn ich auch nur an die dachte, war kaum in Worte zu fassen.

„Lass mich gefälligst los! Ich hasse dich und weiß, dass du nur ein Hirngespinst meiner Albträume bist, also hau gefälligst aus meinem Leben ab. Ich schwöre dir, wenn ich dir jemals in Wirklichkeit begegnenen werde und nicht nur in einem dummen Albtraum, dann wirst du dir wünschen, dass du schon längst die Fliege gemacht hättest und dich nie in mein Leben eingemischt hättest."

Isabella ließ mein Handgelenk allerdings immer noch nicht los. Sie fing an, hysterisch zu lachen und streichelte mit ihren spitzen Fingernägeln über mein Handgelenk. „Haha, du bist süß, ich könnte glatt behaupten, das hättest du auswendig gelernt. Nur leider wirst du mir nichts tun können, ich habe die Gewalt, da kannst du nichts machen."

Alles um mich herum schwankte und die Umgebung wurde blass, als würde sie schwinden. Hatte sie das wirklich vor? Ich musste sie loswerden! „Thomas!", brüllte ich verzweifelt, als meine Umgebung immer verschwommener wurde und das Schwindelgefühl immer mehr. Sie hatte mich nun in ihrer Gewalt und das einzige, was ich tun konnte, war zu hoffen, dass der Albtraum bald endete und ich mich morgen in Thomas' Armen einfach nur ausruhen konnte und er mich beruhigen würde.

„Tommy wird dir auch nicht mehr helfen können, sag ihm 'Ich liebe dich!'", kicherte sie und zischte dabei die Worte wie eine Schlange.

Dann waren wir von diesem Ort verschwunden. Ich befand mich in einem Wohnzimmer, einem königlichen Wohnzimmer. Es war riesig und ich konnte kaum die Wände ausmachen. Wo war ich hier? Was war das denn hier für ein Palast? Der Palast für die Schlange Isabella von Kotzbrocken Melling. Wahrscheinlich hatte sie sich so etwas in ihren Träumen ausgemalt, da sie in ihrem armseligen, realen Leben nie auch nur in die Nähe solches Reichtums kommen würde. Pech für sie.

Ich musste nun aufwachen, bevor ich mich nur noch mehr aufregte, das würde ich nicht noch länger aushalten. Ich stellte mir vor, aufzuwachen, stellte mir vor, endlich von diesem Ort zu verschwinden und ich hatte, dafür dass es ein Albtraum war, eigentlich Glück, denn ich merkte gleich, dass ich schon kurz davor war, wieder auzuwachen.

Ich schloss hier in der Traumwelt meine Augen, um sie in der realen Welt wieder zu öffnen. Der Albtraum hatte nun ein Ende.

In our dreams (Thomas Sangster FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt