Der Gang war dunkel, fast schwarz, sodass ich fast nicht meine Hand vor Augen erkennen konnte. Behutsam tastete ich mich einige Meter vorwärts, meine linke Hand ließ ich auf der Wand liegen, damit ich nicht hienfiel. Warum war es hier denn so dunkel? Und wo war ich denn überhaupt? Es sah anfangs so aus, wie Thomas' Zimmer, in dem er allerdings nicht war, deswegen wollte ich ihn im Flur suchen, doch nun war allerdings alles dunkel und es kam mir alles so anders vor. Was war das denn? Ich fühlte mich so unbehaglich, zitterte und ein Schauder lief mir über den Rücken.
Was sollte das hier? Thomas würde mich doch niemals in so eine Falle locken, um mich dann zu überraschen, das war nicht seine Art. „Thomas, lass den Quatsch!", zischte ich und drehte mich panisch um mich, da ich hinter meinem Rücken ein Geräusch vernahm. „Ich bin es Leana! Ich habe dich in deinen Träumen gesehen und es tut mir leid."
Das konnte doch nicht sein? Doch als das Licht wieder anging, ich mir die Hand vor die Augen halten musste, erkannte ich, dass es wirklich stimmte. Wels, mein Ex-Freund, stand mir wahrhaftig gegenüber. „Wie- wie ist das möglich? Du hast dich doch von mir getrennt und die letzten Tage immer das Weite gesucht, wenn ich in deiner Nähe war. Ich bin nicht so eine Freundin, die immer wieder zu dir zurückkommt, wenn es dir gerade passt." Ich zitterte, denn es fiel mir echt nicht leicht, diese Worte an ihn zu richten.
Ich hatte ihn wirklich sehr geliebt und war nur dank Thomas überhaupt über die Trennung hinweggekommen, was erwartete er denn nun? Dass ich sofort wieder auf ihn ansprang oder was?
„Es ist aus, Wells, also bitte, lasse mich bitte in Frieden, die letzten Tage waren echt schwer genug für mich. Wenn du mich wirklich geliebt hast, dann lass mich in Ruhe, ich brauche wirklich Zeit für mich", sagte ich und fing mir so einen erstaunten Blick von ihm ein. War das so kompliziert? Sprach er etwa nicht meine Sprache?
„Leana, nein, ich weiß doch, dass du Thomas nicht wirklich aus diesem Grund gezeichnet hast. Es tut mir ehrlich so leid." Er schloss mich in eine Umarmung und fing an, über meinen Rücken zu streichen, doch ich riss mich aus seinen Armen. Er sollte mich bloß in Ruhe lassen, mit ihm wollte ich wirklich nichts mehr zu tun haben, war das denn wirklich so schwer?
Auf einmal klickte es in meinem Kopf und ich wandte mich entsetzt an Wells. Mein Herz verkrampfte sich und ich fing an zu zittern. Spionierte er mir etwa nach? „Woher weißt du bitte seinen Namen?", fragte ich ihn verwirrt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das hast du erwähnt, erst letzens", lachte er. Meinte er wirklich, dass ich so dumm war? Ich hatte Thomas garantiert nie erwähnt, da auch niemand von meinen Träumen wusste.
„Wells, ich habe niemals auch nur seinen Namen oder irgendetwas von ihm erwähnt. Und jetzt lass mich bitte gehen, ich habe noch viel zu tun", versuchte ich möglichst selbstverliebt rüberzukommen, um ihm somit zu zeigen, dass er mich nicht mehr interessierte.
Ich wollte wirklich nichts mehr mit dieser Person zu tun haben. „Ich brauche dringend deine Hilfe, bitte komm mit, Thomas kann auch warten", sagte er und packte mich am Oberarm, um mich mitzunehmen. Ich wollte in Ruhe gelassen werden, war das denn wirklich so schwer zu verstehen? Ich wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben, er hatte sich auch zu sehr verändert.
„Lass mich in Ruhe. Ich will einfach nur weg!", motzte ich jetzt schon fast und drehte mich um, wollte auf Thomas' Zimmer zusteuern, das nirgendwo zu sehen war. Um mich herum erstreckte sich ein rein weißer Flur, der sich nirgendwo abzweigte. Das war doch nicht mehr normal. Ich war hier an keinem normalen Ort. Doch wer hatte mich hier hertransportiert?
Wells, er musste es sein, was ganz anderes konnte nicht sein. Doch wie konnte er das schaffen, er war doch heute nur ausversehen in der Traumwelt? Er konnte seine Träume nicht steuern, das wusste ich. Vielleicht-, vielleicht war das gar nicht Wells. Gab es Personen, die Gestalten von anderen Leuten annehmen konnten?
Isabella ... Es würde alles passen, warum die Sprache auf einmal auf Thomas kam und wie das hier alles zustande kommen konnte. Jetzt ergab alles Sinn. Konzentriere dich, Leana! Du musst dich konzentrieren, dass du hier wegkommst. „Du bist so stumm, Leana, ist alles in Ordung bei dir?" Als ich mich umdrehte, machte der unechte Wells ein konzentriertes Gesicht, was mich daraus schließen ließ, dass sie mich durchschaut hatte.
„Schön, dass du es auch einmal bemerkt hast, Süße. Hat ja eine ganze Weile gedauert. Na, hast du mittlerweile mitbekommen, dass ich viel besser bin als Thomas? Komm mit mir, wir werden alles erobern können. Die ganze Welt wird uns zu Füßen liegen. In dir stecken wirklich ungeahnte Kräfte, komm, gib mir deine Hand und lass mich mit dir verbinden." Sie streckte mir die Hand hin, doch ich schlug angewidert auf sie.
Ich musste wirklich etwas tun, um hier wegzukommen. Bis jetzt hatte ich eigentlich durch den Überraschunseffekt ganz verdrängt, dass ich Angst hatte, eine Heidenangst vor ihr. Was wäre, wenn ich es nun nicht schaffen würde, von hier wegzukommen, was wäre dann? Ich wäre von ihr auf immer und ewig gefangen und ich würde Thomas nie wiedersehen, niemals.
Ich versuchte, mich von hier wegzubewegen, einfach den Ort zu wechseln, Isabella auf immer und ewig zu verlassen. „Ich werde mich dir niemals anschließen, niemals, das kannst du vergessen!", zischte ich und wunderte mich im selben Augenblick, woher ich eigentlich meinen Mut nahm, so etwas zu ihr zu sagen.
Sie fing an zu lachen, ein hysterisches Kichen, das gar nicht mehr aufhörte. „Oh mein Gott, bist du witzig! Du wirst dich schon noch zu mir begeben, irgendwann wirst du mich förmlich anbetteln", schmunzelte sie mit einem arroganten Blick und winkte mir zu.
Was war das denn nun schon wieder? Da spürte ich es. Mein Bruder weckte mich gerade auf. Ich glaubte, ich war ihm noch nie in meinem Leben so dankbar gewesen, dass er mich nachts störte. Da musste ich nur aufpassen, dass ich in Zukunft von fremden Orten gleich verschwinden würde. Die Gefahr war jetzt zum Glück erst einmal vorüber.
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In our dreams (Thomas Sangster FF)
FanfictionSeit einigen Wochen hatte ich schon diese seltsamen Träume. Wenn es überhaupt Träume waren. Normalerweise verarbeitet man in seinen Träumen den Alltag oder sucht Orte seiner Fantasie auf, so wie auch bei mir, doch eines Tages tauchte auf einmal ein...