13.

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„Leana, nein, es ist nicht so, wie du denkst. Bitte, glaube mir doch, ich stecke mit ihr nicht unter einer Decke, ich hasse sie! Ich will dich doch nur vor ihr beschützen! Das musst du mir glauben!" Thomas legte mir seine Hand auf die Schulter, doch ich schüttelte sie ab. „Lass mich doch einfach in Ruhe! Ich habe dir wirklich getraut, wie konnte ich auch nur eine Sekunde glauben, dass du auch nur etwas für mich empfinden könntest?"

Ich war so verletzt und wollte am liebsten einfach nur mit Schokolade und vielen Taschentüchern vor dem Fernseher sitzen und meiner besten Freundin zuhören, was für ein Depp er denn nur war. Ich musste hier dringend weg, in meinen eigenen Traum und darauf hoffen, dass er mir nicht folgen würde. Darauf hoffen, dass er sich nicht mit mir vernetzen würde und mir somit die Fähigkeit rauben, hier zu wandeln.

Thomas hielt erstaunlicherweise wirklich einige Meter Abstand von mir. Ich senkte meinen Blick gen Boden, damit ich nicht an ihn denken musste, wenn ich mich auf mein Zimmer konzentrierte. Ich spürte nach einigen Sekunden das bekannte Schwindelgefühl aufkommen. Ich hatte es geschafft, mich selbst von einem Ort an einen anderen zu transportieren.

Kurz wollte ich Thomas begeistert davon erzählen, doch dann erinnerte ich mich, was geschehen war und war mal wieder am Rande meiner Nerven. Ich könnte in Tränen ausbrechen, so verletzt war ich. Doch zum Glück schwand schon meine Umgebung und ich fand mich in meinem eigenen Zimmer wieder, ein Traum, der wohl momentan noch der friedlichste war. Ich sah mich, wie ich auf meinem Bett lag und schlaf. Ich konnte meinem schlafenden Selbst ansehen, dass ich sehr verletzt war und ich konnte mich wirklich verstehen. Er hatte mein Herz gebrochen und dafür gesorgt, dass ich nun auch Angst vor ihm hatte.

Wie ich so betrübt durch mein Zimmer schlappte und mich darum bemühte, nicht in Tränen auszubrechen, fasste ich einen Entschluss: Ich musste ab sofort selbst trainieren. Ich musste schnell vorankommen, damit ich in gefährlichen Situationen auch nur eine geringe Chance hatte. Ich könnte den Überraschungseffekt nutzen und so entkommen. Das war meine einzige Chance, zu überleben und aus der Sache noch einigermaßen heil herauszukommen.

Okay, dann sollte ich mal anfangen. Ich musste mich auch ablenken, damit mein Herzschmerz verschwinden würde. Würde ich mal mit etwas Einfachen anfangen, mit einem Gegenstand eventuell. Was brauchte man denn, wenn man ein gebrochenes Herz hatte? Ich brauchte eine warme Decke, Schokolade und einen Fernseher.

Also kontentrierte ich mich auf einen Fernseher und die weiteren Sachen. Meinen ganzen Schmerz, meine ganze Wut und Verzweiflung legte ich in meine Kraft. Würde ich ihm doch zeigen, dass ich es draufhatte und ich mich von ihm nicht unterkriegen lassen würde. Wenn ich nur jemanden hätte, mit dem ich über meine Probleme sprechen könnte. Es wusste ja niemand etwas von meinen Träumen.

Wenn ich es jemandem erzählen würde, würde ich wahrscheinlich demnächst in de Klapse landen. Thomas wäre der einzige gewesen, dem ich so etwas hätte anvertrauen können. Meine Wut hatte sich wohl positiv ausgewirkt, am anderen Ende meines Zimmers stand ein Fernseher, eine Couch und ein Haufen Schokolade.

Gegenstände herbeizuzaubern, wenn man es so nennen konnte, beherrschte ich nun eigentlich schon gut. Das brachte mich nur im Ernstfall nicht wirklich weiter. Ich könnte ja als Nächstes probieren, mich auf die Couch zu teleportieren. Ich müsste mich nicht bewegen und dazulernen würde ich auch noch etwas.

Okay, konzentrier dich! Blende Thomas und Isabella aus und denke daran, wie du dich auf einmal auf dem Sofa besitzt, fühle den weichen Bezug, rieche den Geruch, fühle die Kissen in deinem Rücken. Ich konzentrierte mich und es klappte. Wie fliegen war es, so konnte man es formulieren. Es war einfach zu komisch, aber auch eindrucksvoll. Es hatte nur kurz in meinem Bauch gekitzelt und schon fühlte ich all das, was ich mir gerade vorgestellt hatte.

Ich konnte wirklich stolz auf mich sein, dass ich so schnell lernte. Zwar waren die Umstände nicht so entspannend gewesen, doch es hatte mir ein wenigstens einigermaßen angenehmes Gefühl verpasst. Ich würde mich einfach morgen bei meiner besten Freundin ausheulen, dass ein Typ mit mir Schluss gemacht hätte und, wie ich sie kannte, hätte sie bestimmt gleich wieder Tricks auf Lager, wie ich mich besser fühlen würde.

Ich schnappte mir die Schokolade und fing an, mir ein kleines Stück in den Mund zu schieben. Während ich den Geschmack genoss, machte ich mir Gedanken darüber, ob man wohl Kalorien zu sich nahm, wenn man im Schlaf etwas aß. Eines Tages müsste ich mich mal vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen wiegen und in meinen Träumen so viel bis nie zum Umfallen essen.

Selbst all die Gedanken, die ich machte um mich abzulenken, konnten das Problem nicht aus der Welt schaffen. Mir wurde das Herz gebrochen und ich war zutiefst verletzt. Tränen kullerten mir die Wange hinunter. Warum musste er das tun? Stand auf meiner Stirn etwa 'Brich mein Herz' geschrieben? Warum ich? Ich vermisste Thomas so, wusste, dass es zwischen uns niemals wieder so sein könnte wie früher. Wenn es doch nur alles eine plausible Erklärung kommen würde, er mich davon überzeugen könnte, dass ich unrecht hatte, er mich küssen würde ...

Dieses Glück würde mir wohl nie zuteil kommen. Es schmerzte einfach nur so sehr, so sehr, dass ich mich wunderte, wie ich einfach noch hier sitzen konnte. Wenn mich jemand sehen würde, könnte er sicherlich nicht wissn, was gerade in mir vorging. Dass ich mich in einen miesen Betrüger verliebt hatte, der mich betrogen hatte. Wie konnte er das nur all die Zeit spielen? Hatte er etwa so lange trainiert? Wie lange hatten die beiden das denn überhaupt schon geplant, schon bevor ich hier herkam?

Sein Gesichtsausdruck als wir beide zusammen getanzt hatten, war so freundlich und offen und mir gegenüber gewesen, wie konnte man denn so perfekt spielen, dass man Gefühle für einen hatte? Ich war durch meine Liebe zu ihm zu geblendet gewesen, dass ich die Gefahr nicht erkannte. Die Tränen liefen mittlerweile wie Sturzbäche über meine Wange und mein Herz war schmerzhaft zusammengekrampft.

So wartete ich auf den Morgen. Auf meine Erlösung von dem Bösen und auf eine beste Freundin und echte Schokolade. Berge von Schokolade. Und Thomas, auf den es sich nicht zu warten lohnte, da er gegangen war.

In our dreams (Thomas Sangster FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt