8.

565 28 3
                                    

Ich fand mich in der nächsten Nacht ab der ersten Sekunde auf einem Parkplatz wieder, der einen Weg zu einer geschmückten Sporthalle führte.

Etliche Lichter erhellten den Weg bis zu der Eingangstür, vor der schon ganz viele Jugendliche ein paar Jahre älter als ich versammelt waren. Die Jungs waren alle in Anzug gekleidet und die Mädchen in bildhübsche Abendkleider. Dieser Ball sah wirklich so aus, als wenn er sehr schön gewesen wäre.

Ich schritt an den Leuten vorbei in die Sporthalle, in der sich schon viele Päärchen glücklich tratschend eingefunden hatten. Einige tanzten eng umschlungen zu der leisen Musik und andere machten sich auf den Weg zum Buffet, um sich etwas zum Essen und Trinken zu holen. Es war so kunterbunt hier. Überall waren Girlanden aufgehängt und auch die Farbenpracht der Kleider der Mädchen machte alles noch viel viel bunter.

Ein Mädchen, das gerade an mir vorbeilief, hatte ein sehr schönes Kleid. Es war in einer schönen, grünen Farbe und hatte silber, glitzernden Flecken auf manchen Punkten, die sich über die Taille nach hinten zogen. Ich, die natürlich in Alltagskleidung hier war, wäre natürlich ein Außenseiter, falls man mich überhaupt sehen würde. Wurde es also allerhöchste Zeit, mir ein Kleid zu besorgen und das passte doch wirklich perfekt.

Ich suchte die nächste Toilette auf und stellte mir die grüne Farbe des Kleids vor, wie es sich anfühlte, wenn ich es berühren würde und nach etwa einer Minute hatte es wirklich geklappt: Ich hielt haargenau das Kleid in der Hand. Musste ich mich also nur noch umziehen.

Als ich einige Minuten später wieder aus der Toilette schlich, fühlte ich mich schon wie ein völlig anderer Mensch und als ich zurück in der Sporthalle war, fühlte ich mich noch viel wohler. Ich fühlte mich so, wie wenn ich einer dieser Gäste hier auf diesem Ball war und gerade nur auf meine Freunde warten würde.

„Du hast das Kleid von Claire geklaut. Sie hatte die Idee von dir gehabt, das ist sehr gemein", hörte ich eine Stimme hinter mir. Der warme Atem der Person bahnte sich einen Weg bis in meinen Nacken und auf meinem Arm stellten sich die Haare auf, so nervös wurde ich.

„Sei froh, dass ich meine Technik allmählich beherrsche, sonst würde ich gerade in meinem braunen Pulli und einer Jeans vor dir stehen", antwortete ich schmunzelnd. „Okay, du hast das sehr gut gemacht! Und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, wenn dir das Kleid nicht gut stehen würde." Seine warme Hand legte sich auf meine Schulter und ich war froh, dass ich noch mit meinem Rücken zu ihm stand, damit er mein Gesicht nicht sehen konnte.

„Vielen Dank, Mister Sangster, wie gnädig von Ihnen!" Ich drehte mich doch um 180 Grad, als ich ein paar Meter hinter Thomas ein schrilles Kreischen vernahm. Dort stand Thomas, der Alltags-Thomas, neben ihm das Mädchen, von dem ich mir meine Inspiration wegen des Kleides genommen hatte, Claire, wie sie wohl hieß und neben ihr ein anderes Mädchen, das ein langes, blaues Kleid trug. Das Mädchen mit dem blauen Kleid hatte einen großen, dunklen Fleck auf ihrem Kleid und starrte Claire entsetzt an.

„Hast du etwa gerade dein Getränk über mein nagelneues Kleid verschüttet? Weißt du überhaupt, wie viel das gekostet hat?", funkelte sie Claire an und ich konnte dem anderen Thomas anmerken, dass er gar keine Lust auf das hatte, was ihm wohl gleich bevorstehen würde.

„Ich brauche eindeutig Entspannung, Leana, das war vorhin genug für mich. Mädchen können so nervig sein!", maulte er genervt und wandte sich vom Geschehen ab. „Wow, danke für das tolle Kompliment. Was hattest du überhaupt mit dieser Angelegenheit zu tun?", fragte ich ihn ehrlich interessiert.

„Claire war meine Ballbegleitung und sie war betrunken. Es wäre nicht fair gewesen, sie sich selbst zu überlassen." Bei der Bemerkung, dass sie seine Begleitung war, konnte ich es nicht verhindern, dass sich mein Herz schmerzhaft vor Eifersucht zusammenzog. Ich wäre sehr gerne am Abend seine Ballbegleitung gewesen, ob er wohl mehr Kontakt mit ihr hatte?

Ich konnte mir allerdings nicht mehr Gedanken machen, da Claire hysterisch anfing zu lachen und den restlichen Inhalt ihres Bechers nun auch über dem Mädchen auskippte, die sie mit einem tödlichen Blick anfunkelte. „Das gibt Rache!", zischte sie und stürzte sich auf sie, sodass die beiden auf dem Boden landeten, wo sich gegenseitig an den Haaren zogen.

Solche Kinder! Die hätten mal lieber ein paar Gläser weniger getrunken!

„Ich will mir das jetzt ehrlich gesagt nicht länger ansehen!", meinte ich und verkrümelte mich in ein Nebenzimmer, in dem ein paar Leute zu langsamer Musik gerade eng umschlungen tanzten. Na super! Hatte ich das perfekte Zimmer gewählt!

„Darf ich um diesen Tanz bitten?" Ich drehte mich zu Thomas um, der mir galant seine Hand entgegenstreckte. Entspann einfach mal, Leana! Bevor ich es mir noch anders überlegen konnte, legte ich meine Hände in seine Nacken, senkte meinen Blick aber gen Boden, damit er nicht sah, wie ich mich in eine Monstertomate verwandelte.

Ich zitterte, seine Anwesenheit war einfach zu viel für mich. Ich wusste nicht wieso es in den letzten Tagen so anders war, doch jeden Tag wurde ich in seiner Anwesenheit nervöser. War ich etwa verliebt in Thomas? Pah, was spinnt sich mein Hirn denn jetzt schon wieder zusammen?

„Entspann dich, es ist alles gut. Die beiden haben sich wieder in den Griff gekriegt. Die besten Freundinnen werden sie zwar nicht mehr, aber es hat keine Verletzten gegeben." Ich seufzte und hob meinen Blick ein bisschen. „Das ist es nicht, Thomas!" Er hob seinen Arm, sodass ich eine Drehung vollzog und legte anschließend wieder die Arme um mich. Was wäre denn, wenn das unser Date auf dem Ball wäre? Stopp, Leana, du hast einen Freund, selbst wenn es mit ihm gerade nicht so gut klappt!

„Was ist es denn dann, Leana? Doch nichts schlimmes hoffe ich, du kannst mit mir reden, das weißt du oder?" Er legte seinen Finger unter mein Kinn, dass ich ihn ansehen musste. Seine braunen Augen zogen mich so in den Bann und ich bekam butterweiche Knie. Was er wohl von mir dachte?

Ich tanzte noch eine ganze Weile mit ihm und Thomas tanzte genau so wie vorhe weiter, als hätte ich mich ganz normal und nicht komisch verhalten. Es interessierte ihn wohl einfach nicht, das wäre eine plausible Erklärung.

Als gerade wieder ein Lied vorbei war, stellte ich die wohl dümmste Frage überhaupt. Ich könnte mir im Nachhinein gerade eine klatschen.

„Bist du mit Claire zusammen?"

In our dreams (Thomas Sangster FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt