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Felix P.o.V.
"Ich bleibe sitzen." meinte Rewi und ich stieg nickend aus. Langsam näherte ich mich dem Haus meiner Eltern. Draußen hingen ein paar Anziehsachen in den Büschen. Vor der Tür lagen Scherben. Scherben des Porzelans meiner Großmutter. Was ist passiert?! Als ich auf die Überreste trat, klimmte es ein wenig. Ich schloss die Tür auf und erblickte auf dem Sofa meine weinende Mutter. Alles war durcheinander. Sofort rannte ich zu ihr. Vor sie hockend fragte ich:
"Mama? Was ist passiert?" Sie hielt sich ein Taschentuch an die Nase.
"Er...er hat...mich...er hat mich betrogen." stammelte sie. Geschockt und voller Wut, ließ ich mich neben sie fallen.
"Er hat...er hat was?" fragte ich rhetorisch. Mir stiegen ebenfalls Tränen in die Augen. Ich spürte wie meine Mutter mich in den Arm nahm. Ich ließ meine Tränen in ihrer Obhut raus und weinte und weinte. Plötzlich ertönte eine Stimme.
"Felix? Ich fahre dann mal nachhause." sagte mein Freund und ich blickte auf. Noch bevor er wieder ging, fiel ich ihm in die Arme.
"Schatz ich liebe dich. Ich melde mich dann bei dir." flüsterte ich. Er küsste mich und wischte mir die salzigen Tränen weg, welche schon auf meinem Gesicht anfingen zu brennen.
"Ok. Tschüss Felix, auf Wiedersehen Frau Hardy." reif er und schon knallte die Autotür zu. Der Wagen startete und fuhr letztendlich davon. Ich machte die Haustür zu und setzte mich wieder zu meiner Mutter.
"Wer ist sie?" wollte ich fassungslos wissen, als ich mich etwas beruhigt hatte.
"Sie heißt Katja. Wahrscheinlich arbeitet sie bei ihm im Gericht." sagte sie mir. Da es schon spät war, schlief ich in dem Armen meiner Mutter auf dem Sofa ein.
~~~
Er richtete die Waffe auf mich.
"Felix...du weißt ich habe dich immer geliebt. Ich hab immer versucht dir dass zu schenken, was du wolltest. Ich wollte deine Bedürfnisse stillen und dich in meinen Armen einschlafen lassen. Die Küsse, die gemeinsamen Nächte. Alles werde ich nie vergessen. Ich werde gezwungen dies zu tun. Niemals würde ich es von mir aus tun. Niemals würde ich dich verlassen. Ich liebe dich über alles Schatz. Okay? Egal was passiert. Ich. Liebe. Dich." Sein Gesicht war mit tausenden Tränen geziert. Unter seinen Augen waren zwei dunkele, angeschwollene Striche. Beim Reden zitterten seine Lippen und er schlurzte dabei.
"Egal was passiert. Ich liebe dich." Wiederholte er erneut. Die Hände, mit welchen er die Tötungsmaschine krampfhaft umklammerte, zitterten. Immernoch auf mich zielend brach er fast zusammen. Mir kamen die Tränen. Nichts konnte ihn aufhalten. Warum tat er das.
"Okay..." flüsterte ich. Er nickte leicht und strich sich einmal mit der einen Hand durch sein Gesicht.
"Es tut mir leid. Es ..." Seine Stimme versagte unter den neuen, diesmal aber Millionen, Tränenströmen, welche er vergoss.
"Es tut mir so gottverdammt leid! Ich will das nicht. Ich liebe dich doch."
Nun ließ er etwas von mir ab und ehe ich mich versah, hielt er das Gewehr an seine Schläfe.
"Renn. Felix. Renn." Seine allerletzten Worte zu mir.
"REWI! NEIN." rief ich und rannte auf ihn zu. Er schloss kurz seine angeschwollenen, mitgenommenen und trotzdem wundervollen Augen. Dann drückte er ab. Auf einen Schlag sackte er zusammen. Ich lief zu ihm und legte seinen Kopf auf meine Beine. Das Blut floss aus der Wunde. Ich zog mein Tshirt aus und hielt es an ihn. Schon wenige Sekunden später wurde aus dem Schneeweiß ein Blutrot.
"Sebastian. Nein...komm...zusammen schaffen wir es. Bleib am Leben. Schau mir noch einmal in die Augen. Schatz. Bitte ich liebe dich." flehte ich ihn an. Erst kam keine Reaktion, doch dann öffnete er langsam und angestrengt seine Augen.
"Renn." sagte er mit einer leblosen Stimme.
"Renn." Dann fielen seine Augen zu.
"Nein! NEIN." Schrie ich durch die Nacht. Die Laternen flackerten und die Dunkelheit in Zusammenarbeit mit der Kälte umhüllten mich wie eine Decke. Die Farbe seiner Lippen verschwand und der Brustkorb hörte auf zu Beben. Hinter mir ertönten Schritte. Ich fing an zu laufen.
'Renn.' Ich erfüllte ihm seinen letzten Willen. Ich rannte.
~~~
"Felix?" Etwas oder jemand rüttelte mich wach.
"Rewi?" fragte ich mit zitternder Stimme.
"Nein." Es war nicht seine Stimme. Ich schreckte hoch. Als ich das Gesicht meiner Mutter erkannte, ließ ich mich gelassen wieder fallen. Ich fühlte die nasse Stelle auf dem Kissen. Anscheinend hatte ich geweint.
"Geht es Sebastian gut?" fragte ich besorgt.
"Er ist nicht hier süßer. Ich weiß es nicht." meinte sie, woraufhin ich aufstand und mein Handy hinausnahm.
"Felix. Was ist denn los?" Ertönte die verschlafene Stimme meines Freunds. Vor Erleichterung vergaß ich etwas zu antworten.
"Felix?" hackte er nach, woraufhin ich wach wurde.
"Ich wollte nur wissen ob es dir gut geht. Ich habe nicht gut geträumt. Und wollte mich vergewissern, dass alles okay ist." flüsterte ich.
"Schatz alles ist gut. Geht es dir denn gut?"
"Ja. Jetzt schon. ...und bitte... bring dich nicht um." Leicht irretiert meinte er, dass er dies eigentlich nicht vor hatte.
"Ich liebe dich." meinte ich noch, bevor wir das Gespräch beendeten. Ich legte mich wieder zu meiner Mutter.
"Ihr seid süß. Ich bin froh, dass ihr euch gefunden habt." flüsterte sie mir zu. Ich schmiegte mich an Sie. Kurz vor dem schließen meiner Augen, gab meine sie mir einen Kuss auf meine Haare und klammerte mich an sich.
"Alles ist gut. Mama ist bei dir." sagte sie wie früher immer. Ich schlief langsam ein. Sie weinte weiter. Anscheinend die ganze Nacht, denn als ich aufwachte, schlief sie noch tief und fest.

Rewilz - Ich bleibe, bis zum Ende.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt