| 23 | "ICH GEHE!"

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Felix P.o.V.
Ich erblickte meine Mutter, die in der Tür stand. Langsam legte ich meine Kopfhörer ab.
"Wie lange bist du schon hier?" fragte ich leise.
"10 Sekunden..." Antwortete sie. Ich Brauche Ruhe alleine mit Sebi.
"Raus!" Befahl ich ihr. Sie schreckte zurück und knallte die Tür zu, zu welcher ich lief und sie abschloss.
"Das gibt nachher Stress." meinte Rewi, als ich meine Kopfhörer aufgesetzt hatte und ich nickte zur Bestätigung.
"Wo waren wir stehen geblieben?" Sagte ich etwas verführerisch. Zumindest versuchte ich dies.
"Du wolltest mir noch was sagen..." Raunte er.
"Ich liebe dich." sprudelte es aus mir.
"Rewi ich will wieder deine Lippen spüren. Ich will deine Nähe bei mir haben." flüsterte ich und stütze mich ab, während ich verliebt auf den Bildschirm starrte. Er bestand nun wieder aus Pixeln, sowie vor der Zeit, wo wir uns richtig kennengelernt hatten.
"Ich auch." seufzte er.
"...ich glaube ich muss dir noch etwas erzählen." versuchte ich anzusetzen. Ich biss mir auf die Lippe. Er wirkte leicht nervös und angespannt.
"Ich hab dir mal von Alex erzählt. Stimmt?" Er nickte.
"Er...er hat mich geküsst. GEGEN MEINEN WILLEN! Ich hab es auch sofort unterdrückt..." Erzählte ich ihm und er sagte darauf sofort etwas.
"Solange von dir aus keine Gefühle im Spiel waren..." stotterte er und ich schüttelte schlagartig meinen Kopf.
"Nein. Du bist der einzig wahre. Nur ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll..." fragte ich ihn um Rat.
"Klär das. Klär das einfach." empfiehl er mir. Es machte mich froh, dass er so locker damit umging und nicht so aggressiv. Wir verabschiedeten uns und er zeigte mir ein Herz am Ende, welches ich screenshotete und als Hintergrund nahm. Schon ein sweeter Boy.
***
"Felix!" fauchte meine Mutter, als ich meinen Löffel in die Müslischüssel fallen ließ und die Milch etwas spritzte.
"Es ist meine Sache, wem ich was sage und mit wem ich über was rede!" schrie ich. Sie machte mich wütend.
"REDE NICHT IN SO EINEM TON MIT MIR!" schrie sie zurück. Ich konterte jedoch...vielleicht etwas zu hart.
"ICH GEHE! Sei froh wenn du mich heute Abend hier wieder auftauchen siehst." Beim letzten Satz versagte meine Stimme.
***
Von hier hinten aus, könnte ich Alex sehr gut beobachten. Wir hatten noch kein Wort miteinander gesprochen. Bis jetzt. Wir hatten Ende der Stunde und ich ging zu ihm.
"Lass uns mal reden." Forderte ich ihn auf. Still und auf den Boden schauend nickte er. Er nahm seine Sachen in die Hand und wir gingen in eine ruhige Ecke.
"Warum hast du das gestern getan?" fragte ich ihn und er zuckte leise mit den Schultern.
"Den Grund kannst du dir denken...und...ich hab mir eingebildet...ach egal." sagte er ganz leise.
"Tu ich aber nicht." platzte es aus mir.
"Ich tue es nicht...und ich hoffe, dass wir das vergessen können." verlangte ich. Wieder starrte er auf den Boden.
"Wir können es versuchen." schlurchzte er. Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihn fest an mich. Ich will ihn durch so eine Sache nicht verlieren.
"Ich will dich nicht wegen sowas verlieren." flüsterte ich ihn sein Ohr. Langsam traute er sich auch mich zu Umarmen und seine Arme glitten meinen Körper hinauf. Als wir uns losließen, hätte ich nur noch eine Frage.
"Seit wann...seit wann bist du homo?" fragte ich verunsichert. Er kratzte sich am Hinterkopf.
"Irgendwie schon immer. Aber nur du weißt das..." Das würde auch erklären, warum er noch keine Freundin hatte.
"Du?" Ich zuckte zusammen. Ich wollte nicht, dass er diese Gegenfrage stellte, aber irgendwann musste er ja.
"ähhhhh..."
"Du kannst mir alles sagen..." meinte er.
"Ich glaube ich muss dir etwas gestehen." Ich hoffe, dass das nicht Hoffnung in ihm sprießen lässt. Erwartungsvoll schaute er mir in meine Augen. In seinen grünen Augen sah ich, abgesehen von der Röte und der glasigen Struktur, etwas helles. Er hatte Hoffnung geschöpft. Mist.
"In Köln. Da war ich ja bei Rewi...und...wir sind zusammen." gestand ich ihm. Er schaute zur Seite, steckte seine Hände in seine Hosentaschen. Diesmal lief ihm eine Träne über die Wange.
"Ich glaube ich sollte jetzt gehen." Man merkte, wie schwer ihm diese Worte fielen und wie weh sie ihm taten. Er wischte sich einmal durchs ganze Gesicht und verließ den Raum. Nun stand ich hier alleine. Ende des Schultages. Der heutige Tag ist beschissen. Er hat beschissen angefangen und wurde gerade noch schlimmer. Wenn ich jetzt nach Hause gehe, endet er noch beschissener als er jetzt schon war. Ich griff mein Handy und lehnte ich an die Wand.
"Felix. Was gibt's?" ertönte die wundervolle Stimme. Mein Körper erfüllte sich mit Wärme.
"Hey. Kannst du mich um 18:00 Uhr am Hauptbahnhof abholen?" Fragte ich. Direkt ertönte eine Antwort.
"Klar. Für dich doch alles. Warum?"
"Erzähle ich dir später. Bis gleich." sagte ich und er verabschiedete sich ebenfalls. So schnell wie möglich fuhr ich nach Hause. Als ich die Haustür aufschloss, sah ich, dass mein Vater auch endlich mal da war. Doch ich stürmte die Treppe hinauf, schmiss alles in meinen Koffer, den ich brutal versuchte zu zu machen. Die Sachen aus dem Bad, die ich benötigen werde, schmiss ich in meinen Rucksack. Ohne ein Wort stürzte ich die Treppe hinunter.
"Felix! Wo willst du hin?" hörte ich die Stimme meines Vaters. Ich drehte mich um, schaute ihn einmal an, wie er da am Esstisch saß. Dann drehte ich mich mit einem Schlag, ohne ein Wort um und machte die Tür auf.
"JUNGER MANN. Rede mit deinem Vater." Rief er mir hinterher. Und eine Sekunde später ertönte das Geräusch von einer zufallenden Tür. Nun stand ich hier. Es dämmerte. Ich flüchtete nach Köln. Vor der ungewissen Freundschaft und dem Stress mit meinen Eltern. Die Bahn fuhr vor und ich stieg ein.

Rewilz - Ich bleibe, bis zum Ende.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt