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Rewi P.o.V.
Patrick und Felix waren gerade nicht da. Wir hatten Ca 17 Uhr.
Mach schon.
Diese Stimme. Sie machte mich verrückt.
"Jaja. Ich mache ja." meinte ich. Ich suchte mein Altes Handy, damit die Nummer unbekannt war und man sie nicht so leicht nachverfolgen könnte. Meine Finger wählten die Nummer der Polizei. 110.
"Hallo. Wie kann ich Ihnen helfen?" ertönte die Stimme eines Mannes an der anderen Seite der Leitung.
"Heute Abend. 22 Uhr. In der Nähe vom Rudolpfplatz in einer Seitenstraße. Ich und ein weiterer werden in Gefahr sein. Nehmen Sie diese Drohung ernst." sofort legte ich auf.
Du bist krank.
Ja, ich bin krank. Und ich fange an es gerne zu mögen. Sachen machen, die komisch sind. Ich mag es. Sofort suchte ich es. Irgendwann fand ich es auch. Wie lange hatte ich es nicht mehr in der Hand? Wie gut es sich anfühlt es einfach diesen Gegenstand in meiner Hand zu halten. Ich lachte leicht auf. Dann verstaute ich es in meiner Jacke. Ich brauche es ja gleich. Da hörte ich auch schon die Stimmen.
"Hey." sagte Felix niedergeschlagen. Er verließ mein Zimmer wieder. Sie redeten miteinander. Mein Name fiel und ich wurde aufmerksamer.
"...es geht nicht anders. Er hat echte Probleme. Wir können ihn nicht lange so behandeln. Es...es macht mich kaputt ihn so zu sehen. Nicht zu reden. Nicht zu wissen, was in ihm vorgeht." Er fing an zu weinen. Das merkte ich. Und hören tat ich es ebenfalls. Doch etwas dagegen tat ich nicht.
"Und...was ist wenn wir ihn abgeben?" meinte Paluten leise.
"In eine Anstalt? Das...das können wir doch nicht tun." sagte Felix und verteidigte mich somit.
"Wir können ihn ja immer wieder besuchen. Die Leute da sind darauf ausgerichtet solche Sachen wieder zu richten. Es wird zwar dauern...und ob er da wieder ganz 'normal' rauskommt, kann ich dir auch nicht versichern. Doch ich glaube, dass wir beide ihm nicht viel weiterhelfen." Darauf kam nichts. Nur noch mehr Schlurzen. Nach einer Weile kam er dann in mein Zimmer. Er setzte sich vor mich.
"Du musst mir versprechen, dass du mir verzeihst. Egal, was passiert." sagte er mir.
Sie wollen dich abschieben. Dich loswerden.
Ich sah wie Paluten in der Tür stand und uns zu sah.
"Seb..." Er könnte meinen Namen nicht mehr aussprechen. Er hatte zu viel Angst davor.
"Sebastian. Es...wäre gut...wenn du..." Man konnte merken, wie schwer ihm die Wortwahl fiel.
"...du unter Beobachtung stehst. Von Leuten...die wissen was sie machen. Die werden dich dann wieder aus dem Loch holen. Wir beide können da nicht viel tun." erklärte er mir so vorsichtig wie möglich.
"Du weißt. Ich liebe dich. Und niemals werde ich aufhören damit. Dafür haben wir zu viel miteinander gemacht und erlebt. Es...es tut mir so leid. Es tut mir so unendlich leid. Ich will dir das nicht antun. Aber es gibt keinen anderen Ausweg. Verzeih mir. Bitte. Verzeih mir einfach." Er kam näher und gab mir einen Kuss auf meine eingefrorenen Lippen. Dann verließ er den Raum. Ich weiß nicht wohin, aber er blieb innerhalb der Wohnung.
Siehst du wie er leidet? Und das nur wegen dir. Mach es. Zieh es durch. Es ist besser für alle Beteiligten. Los!
Ja. Ich wartete die Zeit ab. Jede Sekunde starrte ich auf die Uhr. Jede Sekunde kam ich näher. An dieses eine Etwas.
21:49. ich stand auf und suchte Felix. Ich fand ihn eingekuschelt auf seinem Bett. Eher Matratze.
"Felix. Komm mit." Sagte ich und er schaute mich verwirrt an. Wahrscheinlich, weil ich Tage nicht mehr von mir aus richtig mit ihm geredet hatte. Ich zog meine Schuhe an. Und Vorallem meine Jacke. Ich checkte bevor wir zusammen das Haus verließen nochmal, ob auch alles da war, was ich brauchte. Und alles war da. Ich griff nach Felix Hand. Er erwiederte sofort. Sein Gesicht war von einem breiten Lächeln geziert.
"Wieso so plötzlich?" Ich antwortete ihm nicht. Stur ging ich zum Ort. Dann ließ ich seine Hand los. Die Gasse war kalt.
"Schließ deine Augen." Forderte ich ihn auf. Er tat es. 'Tu es nicht Felix' schrie mein Kopf. Es wäre wahrscheinlich besser, wenn er es nicht getan hätte. Es ist vielleicht nicht richtig.
Sebastian. Erriner dich daran. Es ist besser für alle. Er wird nicht mehr leiden. Du ebenfalls nicht. Niemand. Leise floss eine Träne.

Felix P.o.V.
Er richtete die Waffe auf mich.
"Felix...du weißt ich habe dich immer geliebt. Ich hab immer versucht dir dass zu schenken, was du wolltest. Ich wollte deine Bedürfnisse stillen und dich in meinen Armen einschlafen lassen. Die Küsse, die gemeinsamen Nächte. Alles werde ich nie vergessen. Ich werde gezwungen dies zu tun. Niemals würde ich es von mir aus tun. Niemals würde ich dich verlassen. Ich liebe dich über alles Schatz. Okay? Egal was passiert. Ich. Liebe. Dich." Sein Gesicht war mit tausenden Tränen geziert. Unter seinen Augen waren zwei dunkele, angeschwollene Striche. Beim Reden zitterten seine Lippen und er schlurzte dabei.
"Egal was passiert. Ich liebe dich." Wiederholte er erneut. Die Hände, mit welchen er die Tötungsmaschine krampfhaft umklammerte, zitterten. Immernoch auf mich zielend brach er fast zusammen. Mir kamen die Tränen. Nichts konnte ihn aufhalten. Warum tat er das.
"Okay..." flüsterte ich. Er nickte leicht und strich sich einmal mit der einen Hand durch sein Gesicht.
"Es tut mir leid. Es ..." Seine Stimme versagte unter den neuen, diesmal aber Millionen, Tränenströmen, welche er vergoss.
"Es tut mir so gottverdammt leid! Ich will das nicht. Ich liebe dich doch."
Nun ließ er etwas von mir ab und ehe ich mich versah, hielt er das Gewehr an seine Schläfe.
"Renn. Felix. Renn." Seine allerletzten Worte zu mir.
"REWI! NEIN." rief ich und rannte auf ihn zu. Er schloss kurz seine angeschwollenen, mitgenommenen und trotzdem wundervollen Augen. Dann drückte er ab. Auf einen Schlag sackte er zusammen. Ich lief zu ihm und legte seinen Kopf auf meine Beine. Das Blut floss aus der Wunde. Ich zog mein Tshirt aus und hielt es an ihn. Schon wenige Sekunden später wurde aus dem Schneeweiß ein Blutrot.
"Sebastian. Nein...komm...zusammen schaffen wir es. Bleib am Leben. Schau mir noch einmal in die Augen. Schatz. Bitte ich liebe dich." flehte ich ihn an. Erst kam keine Reaktion, doch dann öffnete er langsam und angestrengt seine Augen.
"Renn." sagte er mit einer leblosen Stimme.
"Renn." Dann fielen seine Augen zu.
"Nein! NEIN." Schrie ich durch die Nacht. Die Laternen flackerten und die Dunkelheit in Zusammenarbeit mit der Kälte umhüllten mich wie eine Decke. Die Farbe seiner Lippen verschwand und der Brustkorb hörte auf zu Beben. Hinter mir ertönten Schritte. Ich fing an zu laufen.
'Renn.' Ich erfüllte ihm seinen letzten Willen. Ich rannte.

Ein Traum wurde zur Realität.


Rewilz - Ich bleibe, bis zum Ende.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt