Begegnung Teil 1

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Amelie

„17...17...17"

Mein Vater Frank murmelte unsere Hotelzimmernummer, seitdem wir das erste Stockwerk erreicht hatten, die ganze Zeit vor sich her. Die Anreise zum Flughafen, der Flug selbst und die Fahrt zum Hotel hatte ohne weitere Schwierigkeiten geklappt. Vor einer Tür blieb er schließlich stehen und verkündete fröhlich:

„Hier ist das Zimmer 17."

Er sperrte die Tür auf und trat ein, gefolgt von Sina und mir.

Wir standen in einem größeren Raum mit einer kleinen Küchenzeile links neben der Eingangstür und einem runden Tisch in der Mitte des Raumes, um den fünf Stühle standen. Die Klimaanlage brummte vor sich her und kühlte den Raum auf eine angenehme Temperatur herunter.

Gegenüber von uns war eine Glastür, die auf einen Balkon führte. Sina und ich blickten uns grinsend an. Wir hatten vermutlich an das Gleiche gedacht, denn ohne ein Wort zu sagen, ließen wir wie auf Kommando gleichzeitig die Koffer fallen und rannten los. Eine Hitzewelle kam uns entgegen, als wir den Balkon betraten.

Der Anblick war atemberaubend. Vor uns erstreckte sich ein nahezu weißer Sandstrand, der endlos zu sein schien. Ein paar Urlauber hatten es sich schon auf einigen Liegen gemütlich gemacht. Das Meer strahlte in einem so schönen blau, dass ich noch nie zuvor gesehen hatte. Die Sonne reflektierte auf der Meeresoberfläche, so dass sie wie ein Kristall schimmerte. Die Palmwedeln der Palmen, die am Strand verteilt wuchsen, schwangen leicht im Wind. Ich war im Paradies angekommen. Vor Freude bekam ich Schmetterlinge im Bauch.

„Dort unten werden wir gleich liegen.", quiekte Sina voller Begeisterung, obwohl sie fast jedes Jahr einen solchen Anblick genießen konnte. Ihre Familie hatte mich schon einmal gefragt, ob ich mit ihnen verreisen wollte, aber mein Vater war dagegen gewesen. Er meinte, dass es zu gefährlich wäre. Mich hatte das natürlich sehr aufgeregt, dennoch konnte weder Sinas Familie noch ich ihn überzeugen. Somit hatte sich die ganze Sache erledigt.

„Dann lass uns keine Zeit mehr verlieren.", antwortete ich und wir stürmten wieder zurück.

"Wie gefällt es euch?" Frank kam uns freudestrahlend entgegen. Er schien mit allem sichtlich zufrieden zu sein.

"Es ist traumhaft schön. Danke, Dad." Ich umarmte ihn. Ich hätte gerade die ganze Welt umarmen können, denn ich bekam endlich einen dieser wenigen wunderbaren Momente zu spüren, während denen er sorglos war. Frank war von meinem spontanen Gefühlsausbruch überrascht und erwiderte meine Umarmung erst wenige Sekunden später. Ich fühlte mich geborgen.

"Vielen Dank Herr Kempf, dass sie mich mitgenommen haben. Das wird sicherlich ein sehr toller Urlaub." Sina strahlte.

"Dürfen wir gleich zum Strand gehen?", fragte ich meinen Dad. Höflicherweise stellte ich es als Frage, obwohl es eigentlich nur eine Information darüber sein sollte, wo uns Frank die nächsten Stunden finden würde.

"Natürlich. Ich werde mich zuerst noch etwas hier in der Hotelanlage umsehen und ein paar Einkäufe erledigen, bevor ich auch zum Strand kommen werde."

"Wir werden auf dich warten.", versicherte ich ihm.

"Die Koffer habe ich übrigens in euer Zimmer gebracht." Frank deutete auf die geöffnete Tür im hintersten Ecken des Raumes. Sina verschwand in dem Zimmer, während ich von Frank noch zurückgehalten wurde.

"Amelie. Bitte denke daran, worüber wir uns vor dem Urlaub unterhalten hatten.", appellierte er an mich. Natürlich meinte er damit die Regel, die wir in Bezug auf das Baden im Meer aufgestellt hatten: Nicht weiter als bis zur Hüfte ins Meer.

Die KristallwächterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt