Wasser Teil 3

525 107 87
                                    

Ich befand mich in einem mollig warmen Bett.

Dieses schreckliche Geräusch, welches von meinem Wecker stammte, hatte mich zurück in die Realität geholt.

Es war also nur ein Traum gewesen.

>piep<, mein Wecker war immer noch angeschaltet, weshalb ich mich von diesem durchdringenden Ton gequält umdrehte und ihn ausschaltete.

Mein Kopf sackte wieder auf das Kissen zurück. Wie so oft musste ich feststellen, dass morgens früh aufstehen scheiße war.

Ich wunderte mich, warum ich nicht bei diesem Albtraum wie sonst auch immer schweißgebadet und mit einem Schreckensschrei aufgewacht war. Obwohl ich zugeben musste, dass dieser Traum anders war. Er hatte sich durch das Wasser, die Wärme am Strand und die Sonnenstrahlen so real angefühlt.

Ich schaltete das Nachttischlämpchen an. Blinzelnd schaute ich auf die Uhr. Es dauerte eine Weile, bis mir bewusst wurde, dass sie zehn nach sieben anzeigte. In wenigen Minuten musste ich schon auf dem Weg zur Schule sein. Ich sprang förmlich aus meinem Bett auf und war bereit mein morgendliches Ritual in einem zügigeren Tempo durchzuführen.

Heute war ich müder als sonst, was dieses Vorhaben wohl um einiges Erschweren würde. Was hatte ich gestern Abend gemacht? Ich fand einfach keine Antwort darauf.

Bevor ich mich umzog, ging ich wie gewöhnlich zuerst ins Bad, welches gegenüber von meinem Zimmer lag. Dort wusch ich mir den Schlaf aus den Augen.

Jeden Morgen war es eine Qual. Das Bad war klein und die weißen Platten an den Wänden, die von dem blassen Licht der LED-Lampen beleuchtet wurden, ließen den Raum ganz hell erscheinen.

Dieses kalte Licht war viel zu hell, stellte ich auch an diesem Morgen wieder fest. Es dauerte eine Weile, bis ich mich an diese Lichtverhältnisse gewöhnt hatte.

Im Bad stellte ich mich vor den Spiegel und blinzelte mich an. Schrecklich sah ich aus: Meine braunen Haare waren verknotet und standen mir leicht ab. Mein Gesicht sah total verschlafen aus.

Mit meinen Händen bildete ich eine Kelle, in die ich eiskaltes Wasser laufen ließ. Woraufhin ich es in mein Gesicht beförderte. Ein kleiner Kälteschock durchfuhr dabei meinen Körper. Überall stellten sich die kleinen Härchen auf und ich bekam Gänsehaut. Doch es bewirkte Wunder, so ließ mich diese Prozedur sofort erwachen.

Im Bad verbrachte ich weitere Minuten mit Zähne putzen, frisieren und schminken. Dabei trug ich wie gewöhnlich ein dezentes Make-Up auf.

Danach eilte ich in mein kleines Reich, um mich umzuziehen. Die Wahl fiel auf ein einfaches Outfit, bestehend aus einer schwarzen Jeans und einer hellblauen weiter geschnittenen Bluse, unter welcher ich ein einfarbiges schwarzes Top trug. Nur mit kurzärmligen Oberteilen in die Schule gehen zu können, bedeutete, dass es Sommer war. Ich liebte die Wärme, das Grün, einfach alles am Sommer.

Natürlich bekam ich wie fast jeden Morgen Hunger und mein Magen fing an zu knurren. Ich musste Etwas essen, denn dieses Magenknurren brachte meine Freunde zum Lachen, während es mich ganz verlegen machte.

Ich polterte die Treppe hinunter und rannte in die Küche. Was konnte ich auf die Schnelle noch essen? Müsli!

In der Küche schritt ich zügig zum Schrank, in dem die Müslischalen standen, und nahm eine in die Hand. Beim schwungvollen Umdrehen, um zum Kühlschrank zu gelangen, passierte es dann: Mir viel die Schale aus der Hand. Sie landete laut scheppernd in Einzelteilen zerbrochen auf dem Boden. Hektik am Morgen ist echt nicht gut!

„Na toll. Das hatte mir gerade noch gefehlt!", dachte ich wütend. Das Zusammensammeln der Schalenreste würde mir die letzten paar Minuten zu Hause rauben.

Ich beeilte mich, den Handbesen und die Schaufel aus der Abstellkammer in der Küche zu holen. Ich berührte sie gerade, als mich auf einmal durch die offene Tür ein vertrautes Lachen zusammenzucken ließ. Sofort ärgerte ich mich darüber, dass ich momentan so viel schreckhafter war. Ich glitt aus der Kammer heraus. Am Türrahmen lehnte eine gut gelaunte, im Morgenmantel gekleidete Person. Es war mein Vater Frank. Der Krach, den ich verursacht hatte, hatte ihn wohl aufgeweckt.

Seine Haare wirkten in dem dunklen Licht schwarz, aber der jenige, der ihn kannte, wusste, dass sich schon ein paar graue Härchen zwischen seiner schwarzen Mähne zeigten. In seinem Gesicht lag ein Lächeln, welches viele Fältchen erscheinen ließ.

Unsere Verwandtschaft behauptete, dass ich meine Herzlichkeit und Wärme von ihm geerbt hatte. Wir sahen uns kaum ähnlich, außer dass wir beide schlank waren und braune Augen besaßen. Ich glich mit meinem langen, glatten, braunen Haar und meinen vollen Lippen meiner Mutter.

Mein Vater und ich lebten jedoch allein. Dies hatte einen schrecklichen Unfall als Grund.




Die KristallwächterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt