Begegnung Teil 2

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Amelie


„Strand, wir kommen!", rief Sina lachend.

Sie hakte ihren Arm in meinen ein und wir rannten über den Flur zum Fahrstuhl. Dort war glücklicherweise niemand, sonst hätte uns diese Person nämlich für verrückt erklärt, weil wir einfach vor Freude so laut lachten.

Als der Fahrstuhl im Erdgeschoss wieder öffnete, konnte uns keiner mehr aufhalten. Wir stürmten durch die Eingangshalle aus dem Hotel. Eine Hitzewelle kam uns schlagartig entgegen, die uns auf der Stelle langsamer werden ließ. Um an den Strand zu gelangen, mussten wir uns durch die größer werdende Menschenmenge auf der Promenade zwängen. Schließlich kamen wir an einer niedrigen Mauer, die den tiefer liegenden Strand von dem Verkehr abtrennte, an.

„Lass uns springen.", schlug meine Freundin vor.

Es war definitiv der kürzere Weg, ansonsten hätten wir noch gefühlte hundert Meter bis zum vorgefertigten Eingang gehen müssen. Sie bevorzugte seit ich denken konnte Abkürzungen, auch wenn sie manchmal gefährlicher waren. In dem Fall war es ein Sprung in ungefähr einen Meter Tiefe, also nichts weiter Schlimmes.

Ich nickte einverstanden. Woraufhin wir uns Hand in Hand auf die Mauer stellte.

Sina zählte den Countdown: „Bei 3. 1...2...3."

Synchron gingen wir in die Knie und sprangen mit einem lauten Schrei. Der Flug dauerte nicht sehr lange und dennoch fühlte ich mich frei.

Es war ein komisches Gefühl den warmen Sand zwischen meinen Zehen zu spüren. Er klebte leicht an meinen Füßen und kratzte beim Gehen in den Flip Flops.

Der Strand hatte sich in der Zwischenzeit gefüllt und es war schwer einen freien Liegenplatz zu orten.

„Dort vorne?", Sina deutete auf einen Sonnenschirm mit zwei darunter stehenden Liegen.

„Der Platz ist perfekt, nah am Meer und..."

„...man hat alles im Überblick, ohne dass irgendjemand vor uns liegt und die Sicht versperrt.", beendete Sina meinen Satz.

„Dann los! Bevor uns jemand den Platz vor der Nase wegschnappt."

Sie war schon losgegangen. Ich rannte ihr hinterher, um den kleinen Abstand wieder einzuholen. Als ich bei ihr ankam, nahm ich sie an der Hand. Wir gingen schnellen Schrittes über den durch die Sonne erwärmten Sand, was sehr beschwerlich war, weil man tief einsank.

"Stopp!", rief ich und blieb abrupt stehen, so dass Sina am Weitergehen gehindert wurde.

"Was ist los?"

"Ich habe meinen Flip Flop verloren."

Sina bekam einen Lachanfall, der ansteckend war. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich den verlorenen Flip Flop wieder an meinem Fuß hatte, weil der Gleichgewichtssinn durch das viele Lachen wie ausgesetzt war und ich herum schwankte wie eine Betrunkene.

Dennoch waren wir schnell genug an den freien Liegen angekommen. Natürlich erkundeten wir uns noch freundlich bei den Nachbarn.

Meine direkte Nachbarin war eine korpulentere Dame, die sich von unserem Lachen anstecken ließ.

„Darf ich nachfragen, was denn so Lustiges passiert ist? Ich würde zu gerne wissen, worüber ihr lacht."

Ich führte das Gespräch fort, während Sina sich daran machte sich einzucremen.

„Nichts Besonderes. Ich hatte nur meinen Flip Flop verloren."

„Ich verstehe dein Problem. Das ist mir auch schon ein paar Mal passiert. Es ist immer so schwer über den Sand zu gehen."

Die KristallwächterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt