Entführung Teil 5

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Amelie

Ein leises Grummeln kündigte erste Bewegungen von Bastian an, der scheinbar schweren Herzens diese  Innigkeit unterbrach.

"Du hast recht. Wir sollten unsere Wunden waschen. Dort drüben sind zwei Strandduschen. Das Wasser können wir verwenden." Bastian deutete auf einen mit Holzlatten umbauten, freien Sanitärbereich vor der Strandpromenade. Er gab mir mit einer geschwungenen Handbewegung zu verstehen, dass ich vorgehen sollte. Ich befolgte seinen Befehl.

Ich zuckte zusammen, als etwas an mir vorbeiflog. Erst als es an einem nahegelegenen Hacken hängen blieb, konnte ich im Mondschein erkennen, dass es das Hemd von Bastian war.

"Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe. Das war nicht meine Absicht gewesen." Er legte seine Hände hütend auf meine Schultern. Für ihn war es eine Berührung im Affekt, die er viel zu schnell wieder löste. Meine Nervenenden rebellierten unter dem Kontakt seiner warmen Hände und sehnten sich nach mehr, als hätte er mich zum ersten Mal berührt. Es machte mich wahnsinnig, dass er so nah hinter mir stand und ich ihm nicht in seine wundervollen meeresblauen Augen blicken konnte. Ehe ich mich versah, wirbelte er mich umher. Ich konnte seinen Handbewegungen kaum folgen. Alles verlief so schnell ab. Im Handumdrehen stand er vor mir und grinste mich frech an, während ich erst nach einer Weile realisierte, dass er mich einmal um mich selbst gedreht hatte. Er amüsierte sich über meine Verwirrung. 

"Möchtest du deine Wunden zuerst reinigen?" Bastian fragte mich höflicherweise, obwohl ich davon ausgehen konnte, dass seine durch den Sand verursachten Reizungen viel schlimmer sein mussten. Ich fühlte mich geschmeichelt und zugleich dazu verpflichtet ihm den Vortritt zu lassen.

"Du darfst gerne anfangen. Meine Wunden brennen gerade kaum." Nur wenn ich mich auf meine Knie konzentrierte, verspürte ich den Drang alles aufzukratzen. Für Ablenkung sorgte Bastian jedoch sofort und wohl eher unfreiwillig. Meine vollkommene Aufmerksamkeit war auf ihn gerichtet, während ich aufpassen musste, dass meine gierigen Blicke, die jeden Zentimeter von Bastian abscannten, unentdeckt blieben.
Denn Bastian zog in einer fließenden Bewegung seine Anzughose aus und warf sie über den noch freien Haken neben dem Hemd. Er stand nur noch in seinen engen schwarzen Männerpant vor mir. Sie brachte seinen gut geformten Hintern zur Geltung. Ein Anblick, für den mich viele Mädchen auf dieser Welt beneiden würden und der mich fast wahnsinnig machte, weil ich nicht wusste, wie ich darauf reagieren sollte.

Ich war sichtlich überrascht über diese Freizügigkeit, die jedoch zum Abduschen überhaupt nicht abwegig war. Immerhin zeigte er nicht viel mehr Haut, als bei einem Badegang auch. Obwohl die Ausbeulung seiner eng anliegenden Pant definitiv mehr erahnen ließ, als die Schwimmhose, die er bisher getragen hatte.

"Es bereitet dir hoffentlich keine Unannehmlichkeiten, wenn ich mich schnell so abdusche?" Bastian hatte ein beängstigend, gutes Gespür für meine innere Gefühlslage, auf die er mich treffsicher ansprach.

"Nein, nein, das ist in Ordnung." Nur, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.
"Ich kann auch wegschauen." Ich biss mir für diesen Satz reflexartig auf die Lippen und wäre am liebsten tief im Erdboden versunken.

"So schlecht sehe ich doch gar nicht aus.", witzelte Bastian, der daraufhin den Schalter der Dusche betätigte. Ein tosendes Geräusch, gebildet aus dem austretenden Wasser an der Duschbrause und dem auf Haut und Boden aufprallenden Strahl, ertönte.

Er genoss sichtlich das auf seinen Körper prallende Wasser und richtete seinen Kopf Richtung Himmel, während er mit seinen Händen durch seine Haare strubbelte und sie damit von dem Sand befreite. Auf seinem Körper ereignete sich ein Lichtspiel, dass seine Muskeln haargenau definierte. Der Mondschein beleuchtete die hervortretenden Bereiche seiner Muskeln, während dahinterliegende Regionen im Schatten lagen und damit tief schwarz erschienen.
Seine Wunden verblassten unter diesen Lichtverhältnissen. Das Wasser bahnte sich seinen Weg über seinen Körper, der einer Landschaft aus Bergen und Tälern glich.

Als die Dusche von selbst wieder ausging, richtete er seinen Blick auf mich. Der Mondschein schimmerte in den auf seinem Körper haftenden Wassertropfen. Ich könnte schwören, dass ich genau solch ein Motiv bereits in dem von Sina heißgeliebten Männerkalender gesehen hatte, den sie sich als Gag bei einer unserer Shoppingtouren gekauft hatte.  

Ich erwiderte sofort seinen Augenkontakt, weil ich nicht den Anschein erwecken wollte, dass ich seinen Körper die ganze Zeit angestarrt hatte.

"Ich fühle mich wie neugeboren. Genau das habe ich gebraucht." Er strahlte über das ganze Gesicht und ein wohlig warmes Gefühl umgab mein Herz. Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass mich die Stimmung einer anderen Person -ausgeschlossen von Sina natürlich- so sehr beeinflussen könnte.

"Das sehe ich dir an.", entgegnete ich mit einem breiten Lächeln.

Bastian startete erneut den Wasserstrahl. Dabei bildete er mit seinen Händen eine Kelle und war darauf bedacht möglichst viel Wasser aufzufangen.

"Darf ich?", fragte er und deutete auf meine Wunde an meinen Knien. "Ich würde das Wasser vorsichtig darüber laufen lassen. Du könntest dich an mir abstützen. Ich habe mich extra für dich trocken gemacht. Also so gut wie es ging."

Ein absurder Gedankenblitz kam mir auf, während ich in das fragende Gesicht von Bastian schaute.

Die KristallwächterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt