Rache Teil 3

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Sina


"Was willst du denn hier?", fragte Carlo genervt, als er mich entdeckte.

"Spaß haben?", antwortete ich mit einem verführerischen Blick. Ich versuchte meine innere Zerrissenheit über diesen verfluchten Kerl zu verstecken. Seine Kameraden hatten sich glücklicherweise wieder dem Spiel zugewand, so dass ich einigermaßen privat mit ihm reden konnte.

"Wenn du mir eine Szene machen willst, dann kannst du dich gleich wieder verpissen!"

Das hatte gesessen. Diese Aussage versetzte meinem Herzen einen Stich. Es schmerzte solch einen abfallenden Tonfall von ihm zu hören, als wäre ich irgendein Dahergelaufener, der einen Streit provozieren wollte. Mein Magen verkrampfte sich. Ich fühlte mich bloßgestellt. So abweisend hatte ich ihn mir gegenüber noch nie erlebt. Was war nur mit ihm passiert? Wir hatten uns getrennt, aber es war seine Entscheidung gewesen, also hatte er keinen Grund so misstrauisch zu sein. Ich merkte, wie sich ein Kloß in meinem Hals ansammelte. Ich musste seine schroffe Seite ignorieren, um nicht sofort wieder in Tränen auszubrechen.

"Ich bin keine von denen, die lange nachtragend sind. Dafür ist das Leben viel zu kurz."

Ich klang gut gelaunt und es freute mich, dass ich meine inneren Gefühle überspielen konnte. Der Plan durfte nicht gefährdet werden.

"Dann haben wir das geklärt." Er blickte in der Gegend herum, als würde er nach anderen Mädels Ausschau halten.

"Wie geht es dir?" Ich versuchte seine Blicke für mich zu gewinnen.

"Gut."

Er schien sich nicht mehr weiter für mich zu interessieren. War ich ihm nach einem Jahr Beziehung so gleichgültig geworden? Hatte er gar keine Gefühle mehr für mich? Wollte er nicht wissen, wie es mir nach seiner Nachricht ging? Bereute er seine Entscheidung nicht? Er musste schon eine Neue haben. Doch wo war sie? Hatte sie keine Zeit für ihn? Am liebsten würde ich ihm eine Ohrfeige verpassen und ihn darauf ansprechen. Doch dann würde er kein Wort mehr mit mir reden. Obwohl die Musik immer noch zu hören war, stellte sich eine peinliche Stille zwischen uns ein. Carlo wollte sich von mir abwenden, woraufhin ich ihn auf die Tanzfläche zog. Er konnte sich gar nicht wehren, weil ich ihn damit überrumpelt hatte. Ich war selbst darüber überrascht, doch es war wohl die letzte Möglichkeit gewesen, seine Aufmerksamkeit auf mich zu richten.

"Sina, was soll das?", fragte er gereizt.

"Ich will mich amüsieren. Das ist mein Lieblingslied."

"Ich will aber nicht tanzen. Hier gibt es so viele andere Typen. Warum belästigst du nicht einen von ihnen?"

Schon wieder spürte ich dieses Ziehen im Magen. Er sollte mir besser bedeutungsloser sein. Das würde diese Angelegenheit um einiges erleichtern.

"Sei nicht so spießig und erfüll deiner liebsten Ex diesen Gefallen."

Ich setzte mein bezauberndstes Lächeln auf und den verführerischsten Blick. Außerdem bewegte ich meinen Oberkörper leicht, so dass sein Augenmerk auf meinen Ausschnitt gelenkt wurde. Für einen kurzen Augenblick erkannte ich einen Blick der Begierde. Ich wusste, dass er meinen weiblichen Reizen früher oder später verfallen würde.

"Sina..."

"Spielverderber."

Ich ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Geschlagen verdrehte er die Augen. Wenn er eins nicht sein wollte, dann war es spießig zu sein. Ich zog ihm am Handgelenk weiter in die Menge.

Wir tanzten mit gewissem Abstand voneinander. Er legte wie immer eine gute Figur hin, obwohl es verkrampft wirkte. Als ich ihm in die Augen sah, merkte ich, wie er meinen Blick auswich. Es dauerte nur einen Song, als er sich zu mir beugte und mir ins Ohr rief:

"Was soll das ganze Theater?"

"Was meinst du?"

"Du weißt schon. Das hier. Wir sind nicht mehr zusammen."

"Darf man dann keinen Spaß mehr miteinander haben?" Ich zwinkerte ihm zu. Elegant drehte ich mich im Rhythmus der Musik, um ihm zu präsentieren, was ihm gerade entgehen könnte.

"Doch schon." Er setzte sein verschmitztes Grinsen auf, als hätte er seine Beute für den heutigen Abend gerade lokalisiert.

Das Kommando, um diese scheinbar unüberwindbare Distanz zwischen uns zu verdrängen. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und hoffte, dass er mich nicht wegstoßen würde. Doch er legte seine warmen Hände auf meine Taille und zog mich an sich. Ich lächelte ihn an und er erwiderte es. Diese süßen Grübchen bildeten sich. Er ließ sich auf mich ein. Endlich hatte ich es geschafft. Wir tanzten eng aneinander zu den Klängen der Musik. Sein Körper fühlte sich so stark an. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut. Es kitzelte und ich liebte es. Sein himmlischer Geruch gemischt mit einer Note seines Lieblings - Eau de Toilet stieg mir in die Nase. Es hypnotisierte mich. Ich fühlte mich wie auf Wolke sieben. Wir waren eins. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Es gab nur noch ihn und mich.

"Ich will dich noch ein letztes Mal.", hauchte ich ihm ins Ohr, so dass er es geradeso hören musste, woraufhin ich ihn verführerisch anlächelte. Es fühlte sich gut an.




Die KristallwächterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt