Chapter 8: "Ist sie sein Geheimnis?"

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Montag, 28.05.2012


Eleanor


„Hm?", brummte ich in den Hörer und fuhr mir verschlafen über die Augen. Welcher Idiot wagte es mich aus meinem wohlverdienten Schlaf zu holen?

„Calder!", kam eine knurrige Antwort von der anderen Seite und ich blinzelte verwirrt, ehe ich mich in meinem Bett mit dem Ellenbogen ein wenig hochstemmte.

„Zayn, sag mal, woher hast du jetzt schon wieder meine Nummer?" Meine Stimme hatte einen bissigen Unterton angenommen, da ich nicht einsah, dass er so mir nichts dir nichts alles über mich herausfand, als wäre er James Bond persönlich.

„Louis' Handy-Passwort ist nicht sehr einfallsreich. Harrys Geburtstag. Aber das tut jetzt nichts zu Sache. Kannst du mir verraten, wieso du Louis aufgetischt hast, dass ich weiß, wo du wohnst?", zischte er mir entgegen und ich ließ mich stöhnend zurück in die Kissen gleiten. Mein Blick huschte zu meinem Digitalwecker. Es war grade mal halb acht am Montagmorgen...ja, okay, akzeptabel. Aber nicht, wenn es ein schulfreier Montag war.

„Deswegen rufst du mich so früh an? Ich hätte noch bis neun schlafen können.", knurrte ich und ich hörte ein Schnauben von der anderen Seite.

„Das tut mir aber leid, Prinzeschen. Sei froh, dass ich dich am Wochenende noch in Ruhe gelassen habe. Bis gestern Abend war das alles auch noch ganz lustig, aber der Arsch ist heute Morgen um sieben in mein Zimmer gestürmt und hat mich aus meinem Schlaf gerissen. Nur weil du deine Klappe nicht halten konntest."

„Aww, hat der arme Zayn nicht seinen Schönheitsschlaf halten können?"

„Deswegen hab ich es ihm gesagt."

„Du hast was?!", schrie ich ins Telefon und saß kerzengrade in meinem Bett. Mit einem Mal war die Müdigkeit verschwunden und ich war hell wach. Verdammt Zayn konnte das nicht ernsthaft getan haben.

„Malik, das wirst du mir büßen.", zischte ich und ich hörte nur sein rauchiges Lachen von der anderen Seite.

„Das ist schon die zweite Drohung von dir.". merkte er an und ich gab ein kurzes Knurren von mir.

„Pass auf, dass nicht noch eine dazu kommt."

„Ich leg es drauf an."

Auch wenn ich es nicht wollte, ich musste grinsen. Es war einer dieser dämlichen Momente, in denen man unbedingt ernst bleiben wollte, es aber nicht konnte. Zayn war ein Arsch.

„Bis bald, Prinzeschen.", sagte er dann und ich konnte hören, dass auch er belustigt war. Und anscheinend hatte er einen neuen Spitznamen für mich gefunden. Pff.

Ehe ich mich versah, war ein Klicken in der Leitung zu hören, was mir symbolisierte, das Zayn aufgelegt hatte und grummelte ließ ich mein Handy in meinen Schoss fallen, bevor ich mich wieder in mein Kissen sinken ließ und in die Stille hineinhörte. Ich wusste nicht, warum ich genau das tat, aber es kam mir vor, als rechnete mein Körper jeden Moment damit einem überdrehten Louis die Tür zu öffnen.

Doch das geschah nicht und auch die halbe Stunde, die ich noch im Bett verbracht hatte, verlief ruhig, ehe ich mich entschied aufzustehen und mich für die Arbeit fertig zu machen. Irgendwie musste ich mein Fehlen am Freitag ja wieder wettmachen.

Louis würde ich wahrscheinlich eh schneller wiedersehen, als gedacht.


***


Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch betrat ich das Café und sofort schlug mir der Geruch der verschiedenen Teesorten entgegen. Ich liebte es hier.

Mein Blick scannte kurz die Umgebung ab und sofort erkannte ich Will, meinen Chef, der hinter dem Tresen stand und ein paar Tassen sortierte. Eher schlürfend lief ich auf ihn zu und als ich direkt hinter ihm stand, räusperte ich mich kurz. Sofort drehte er sich mit einem überraschen Gesichtsausdruck um.

„Hi.", begrüßte ich ihn ein wenig zerknirscht und umklammerte den Gurt meiner Tasche ein wenig fester. Es war das erste Mal, dass ich kurzfristig abgesprungen war, aber immerhin hatte ich Will Freitag kurz gesimst, dass mir was dazwischengekommen war.

„Ach, Miss Calder.", antwortete er und verschränkte die Arme vor der Brust, was mich dazu brachte meine Augenbraue hochzuziehen. So war Will normalerweise nicht – nicht so schnippisch und nachtragend.

„Weißt du, was Freitag hier los war, als du als Arbeitskraft gefehlt hast?", seufzte er und sah mich dann für wenige Sekunden nachdenklich an. Ich biss mir unwohl auf die Unterlippe und eigentlich überraschte es mich nicht sehr, als mein Chef sogleich wieder die Arme sinken ließ und mir dann ein schiefes Lächeln schenkte. Trotzdem fühlte ich mich schlecht.

„Tut mir echt leid. Ihr habt es aber trotzdem geschafft, oder?", murmelte ich und Will nickte, ehe er mit dem Daumen auf die Tür zum Mitarbeiterraum zeigte, was ich verdutzt zur Kenntnis nahm.

„Eine Kundin, neu in London, war so nett auszuhelfen, als sie sah, dass wir ein wenig überfordert waren und weil sie mich echt beeindruckt hat und sie auf der Suche nach einem Arbeitsplatz war, habe ich sie anschließend gleich zum Probearbeiten hier eingestellt." Erstaunt sah ich ihn an, was ihm ein kleines Lachen entlockte. Will war ein toller Chef: verständnisvoll, lustig und meistens gut drauf, doch auch skeptisch und eigentlich dauerte es eine Weile, bis er sich neues Personal zulegte. Bei mir hatte es einen ganzen Monat gedauert, ehe er sich entschieden hatte.

„July?", sagte Will plötzlich und drehte mir den Rücken zu. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und ehe ich mich versah, kam ein Mädchen mit beinahe schwarzen Haare und strahlend blauen Augen aus dem Angestelltenraum gelaufen und ließ ihren erstaunten Blick über mich gleiten. Okay?

„Hey, ich bin Eleanor.", stellte ich mich mit einem leicht misstrauischen Blick vor, denn sie sah mich immer noch an, als wäre ich eine lebende Karotte. Argh! Zu viel Zeit mit Louis verbracht!

„Hey.", lächelte sie dann breit und ich legte meinen Kopf schief. Auch ich ließ meinen Blick kurz über sie schweifen und nach kurzem Überlegen entschied ich, dass sie sympathisch aussah. July müsste etwas jünger als ich sein...vielleicht achtzehn. Ihre Dunklen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden, aus dem ein paar Strähnen herausfielen.

„Ich schlage vor ihr arbeitet euch gemeinsam ein. Über die Mittagszeit bedient ihr am besten vorne die Kunden und nachmittags kümmert ihr auch um die Küche, okay?" Will sah uns mit einem leicht zweifelnden Blick an, was sich jedoch legte, als July und ich einen Blick getauscht hatten und gleichzeitig zu nicken begannen.

„Und bitte nehmt den Laden nicht auseinander. Erst Recht du nicht, July.", sagte er mahnend, ehe er in den Mitarbeiterraum verschwand. Verwundert sah ich zu July, die nur mit den Schultern zuckte und sich dann Eimer und Lappen schnappte, um ein paar Tische abzuwischen.

„Vielleicht hab ich die Kaffeemaschine ein wenig zum Qualmen gemacht."


***


„Du bist also das Geheimnis von Louis Tomlinson, hm?"

Ich hielt in meiner Bewegung inne, ließ das Glas, das ich gerade in den Händen hielt, vorsichtig ins Spülwasser gleiten. Unbewusst hatte sich mein Körper angespannt und ich warf einen kurzen Blick zu July, die wissend grinsend neben mir an der Spüle lehnte. Es war mittlerweile Nachmittag und wir zwei waren in den Küchendienst gewechselt. July war lustig, ein wenig frech und sie sprach oft mit einer Prise Sarkasmus, aber ich mochte sie, auch wenn sie ein wenig direkt war.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst.", murmelte ich und gab mein bestes weiter zu arbeiten, als wäre nichts vorgefallen, also fischte ich das Glas wieder aus dem Wasser und begann es mit dem Lappen zaghaft abzuwischen. Was meinte sie bloß?

„Du brauchst es nicht abstreiten...oder das Mädchen auf dem Titelbild der RISE sieht dir nur verdammt ähnlich."

Ich ließ einen spitzen Schrei los. Das Glas war mir aus den Händen geglitten und war mit einem Klirren auf dem Fußboden verbrochen.

Nein, nein, nein! Das darf nicht wahr sein! Ich musste hier weg! Hilflos sah ich mich um, versuchte dabei Julys Blick auszuweichen und fixierte dann mein Handy, das auf einer Ablage lag. Ich biss mir auf die Unterlippe und warf dann einen Blick auf die Uhr. Meine Schicht ginge noch zwei Stunden. Dann war es fünf Uhr.

„Kannst du meine Schicht übernehmen?" Mein Flüsterton ging fast unter bei den Geräuschen, die aus dem Laden kamen, doch July hatte mich klar und deutlich verstanden, denn ihre blauen Augen funkelten verräterisch, während sie ihre Arme vor ihrer Brust verschränkte und ihren Kopf zu Seite legte.

„Dafür will ich, dass du mich One Direction vorstellst."

„Du bist ein Fan?"

„Das merkst du erst jetzt?" Verständnislos sah sie mich an und schüttelte dann den Kopf als ich mit den Schultern zuckte. Woher sollte ich das bitte wissen? Sie hätte doch einfach nur eine begeisterte Zeitungs-Leserin sein können.

„Einverstanden. Will?!", rief ich, band mir meine Schürze ab und warf sie achtlos auf die Ablage, wo vorher mein Handy gelegen hatte. Mein Chef streckte seinen Kopf durch die Küche und sah mich fragend an. Noch verdutzter wurde sein Blick als ich an ihm vorbei schlitterte und mich nur kurz umwandte.

„Ich muss eilig was erledigen. July übernimmt meine Schicht. Es tut mir leid!"

„Eleanor!", rief er mir hinterher, als ich schon fast durch den gesamten Gastraum gestürmt war. Er klang verwirrt. Verständlich, denn eigentlich war ich eine ziemlich zuverlässige Mitarbeiterin.

„Sorry, wirklich!" Bedauernd sah ihn an und erkannte schwach, wie er seufzte, bevor ich mit schnellen Schritten den Laden verließ und den Kiosk um die Ecke ansteuerte, wo ich mir für zwei Pfund die heutige Ausgabe der RISE kaufte. Mit mir und Louis auf dem Titelbild, wie ich luftschnappend feststellte.

Ist sie sein Geheimnis?

Hastig schlug ich die genannte Seitenzahl auf und erblickte ein weiteres Bild von uns, auf dem wir uns gerade auf die Wiese setzten.

Er hatte Unrecht behalten: Louis wurde erkannt und nun würde die ganze Welt wissen wollten, wer ich war...scheiße!

Wer ist sie? Das ist wohl die Frage, die zurzeit viele Fans der britischen Boyband One Direction beschäftigt.
Vergangenen Freitag wurde Bandältester Louis Tomlinson (20) im Londoner Hyde Park gesichtet, allerdings nicht allein und auch nicht in Begleitung einer bekannten Person.
Zusammen mit einer brünetten Schönheit schlenderte er vergnügt durch den Park und wirkte sehr vertraut ihr gegenüber.
Lassen sich die Jungs etwa von ihren Frühlingsgefühlen leiten? Bandkollege Zayn Malik (19)ist, wie bereits bekannt, seit kürzester Zeit mit der Sängerin Perrie Edwards liiert...


Ich musste zu Louis! Jetzt!


***


Hastig eilte ich die Straße entlang und hörte schon von weitem laute Fangesänge. Während ich lief, zog ich mein Handy aus meiner Tasche und wählte Louis' Nummer, denn ich würde ganz sicher nicht einfach so auf das Grundstück spazieren können, wenn ich nicht als Hackfleisch enden wollte.

Erschrocken zog ich die Luft ein, als ich um die Ecke bog und erkannte, wie groß die Traube an Fans war und schnell wich ich zurück und versteckte mich hinter der Eckmauer, bis ich vernahm, dass das tutende Geräusch aufhörte, stattdessen Louis Stimme erklang und ich kurz auffiepte.

„Louis!"

„Eleanor!  Sag mal, sind das Schreie? Stehst du vor unserem Haus?" Ich warf einen kurzen Blick um die Ecke und nickte dann, bevor ich realisierte, dass er es nicht sehen konnte.

„Ja. Ich muss mit dir reden, aber wie komme ich an dem Kreischzirkus vorbei?", fragte ich leicht hilflos und lehnte mich an die Mauer. Louis brummte am anderen Ende der Leitung und dann raschelte etwas, ehe ich ein geschrienes „ZAYN! Wann kommt Perrie her?" hörte. Ich wartete und biss mir nervös auf die Unterlippe.

„Zayn ruft Perrie an, die dann gleich kommen wird. Warte noch so fünf Minuten und dann sammelt sie dich ein."

„Mhm, okay. Bis gleich.", murmelte ich leise und legte dann auf. Ich schloss kurz meine Augen und versuchte das Schreien der Fans zu ignorieren, was nicht sehr einfach war.

Mir taten irgendwie die Jungs leid und ich konnte nicht nachvollziehen, warum sie noch keinen Gehörsturz erlitten hatten.


„El, spring schnell rein!", hörte ich wenige Augenblicke später eine Stimme und riss meine Augen auf. Perrie saß in einem gelben Mini Cooper und sah mich auffordernd an. Ich stieß mich von der Mauer ab, eilte zur Beifahrertür und ließ mich auf den Sitz fallen, ehe ich mich, wie Zayn es mir beigebracht hatte, duckte und versuchte so klein wie möglich zu machen. Bevor Perrie weiter fuhr, drehte sie sich zur Rückbank, zog eine Tasche und eine Jacke hervor und platzierte letzteres über mir, die Tasche irgendwo neben mich.

„So müsste es gehen.", murmelte Perrie vor sich hin und dann spürte ich, wie sich das Auto fortbewegte und das Kreischen der Fans lauter wurde. Und so wurde ich ein weiteres Mal in das Haus von One Direction eingeschmuggelt.


The Peppermint Tea AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt