Chapter 14: Das Problem mit dem Nachdenken

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Mittwoch, 18.07.2012  

Eleanor


„Eleanor, dein Lover ist da!", rief July und mein Kopf ruckte herum. Ich warf der Schwarzhaarigen einen bösen Blick zu und sah dann zur Eingangstür des Cafés. Ich entdeckte Louis sofort – niemand sonst würde bei bewölktem Himmel eine Sonnenbrille tragen. Selbst die Mütze, die tief ins Gesicht gezogen war, wunderte mich schon lange nicht mehr.

Auch Louis schien mich gleich zu sehen, denn er schaute sich gar nicht erst groß um, sondern steuerte gleich den abgelegenen Tisch in der hinteren Ecke des Cafés an, an den ich mich gesetzt hatte. Die Nachricht von Louis kam etwas überraschend, aber genau richtig, denn fünf Minuten später hatte ich Feierabend, weswegen ich sofort Zeit gefunden hatte.

„Hi, El", lächelt er breit und ebenfalls schmunzelnd erhob ich mich von meinem Platz, um anschließend inne zu halten. Wie begrüßte ich ihn jetzt? Ich hatte seit dem Kuss nichts mehr von Louis gehört und jetzt wollte er mit mir reden...hat es ihm vielleicht nicht gefallen?

Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder traurig war, dass Lou mich nur in eine kurze Umarmung zog und mir einen Kuss auf die Stirn gab. Stirn, nicht Mund – ein Unterschied, den auch mein Körper merkte, der sich sofort leicht verkrampfte, als wollte er protestieren. So ein Schwachsinn.

„Ich hab zwei Tassen Tee bestellt", sagte ich, als wir uns setzten. Louis nahm seine Sonnenbrille ab und begann zu grinsen, als er erkannte, dass es Pfefferminztee war. Mittlerweile hatte ich schließlich mitbekommen, was er bevorzugte.

„Sehr aufmerksam. Was ist eigentlich deine Lieblingssorte?", fragte er und rührte mit seinem Löffel ein wenig in der Tasse herum. Ich dachte etwas nach, ehe ich unentschlossen mit den Schultern zuckte. „Ich habe keinen Lieblingstee. Ich mag ziemlich viele Varianten, aber wirklich was bevorzugen tue ich nicht."

Er beließ es dabei und wir verfielen für einige Sekunden in ein untypisches Schweigen. Lou sah nachdenklich aus und starrte ununterbrochen starrte seine Tasse an, was mich dazu brachte auf meine Unterlippe zu beißen. Irgendwas war los mit ihm und ich hatte das ungute Gefühl, dass ich der Grund dafür war.

„Also...du wolltest mit mir reden?", fragte ich vorsichtig. Louis blickte nicht auf, sondern begann einfach nur zu nicken. Okay, du willst reden, nicht ich. Es verging wieder ein kleiner Moment, ehe Lou seufzte und dann endlich aufschaute. Während er mich kurz musterte, lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und wartete geduldig ab. Schien ja doch ziemlich wichtig zu sein, wenn er so lange mit sich haderte.

„Ich habe mich heute mit Harry gestritten", sagte er und ich nickte. „Es ging darum, dass er denkt, dass du mich nur ausnutzen willst."

„Oh", brachte ich nur heraus. Louis sah mich entschuldigend an, doch ich schluckte erst mal. Es war irgendwie verletzend so etwas zu hören, vor allem, wenn man nicht damit gerechnet hatte. Mir war klar, dass ich mich mit den anderen Jungs mehr verstand als mit Harry, aber ich wusste nicht, dass er so über mich dachte. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und ich begann mich unter Louis abwartendem Blick unwohl zu fühlen.

„Und du glaubst ihm?", flüsterte ich leise und räusperte mich anschließend, da meine Stimme plötzlich kratzig wurde. Er schüttelte sofort den Kopf, was mich dazu brachte erleichtert auszuatmen. „Was hast du gesagt?"

„Ich habe dich natürlich in Schutz genommen. Ich glaube, dass er ziemlich eifersüchtig ist, weil ich mit dir mehr Zeit verbringe als mit ihm. Allerdings brachte er dann ein Argument, wo ich selbst nicht mehr weiterwusste", murmelte er und rieb sich mit einer Hand den Nacken. Ich legte meinen Kopf leicht schief und zog meine Augenbrauen zusammen, denn plötzlich war Lou noch verlegener als vorher.

The Peppermint Tea AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt