Chapter 19: Elayn - Bis der Tod sie scheidet

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Freitag, 27.07.2012

Eleanor


„Und es ist wirklich okay für dich?" Prüfend musterte Louis mein Gesicht und ich verdrehte zum wiederholten Male meine Augen, ehe ich ihn weiter durch meinen Flur auf die Haustür zu schob. „Ich kann auch bei dir bleiben, wenn du willst."

„Weißt du, langsam glaube ich, dass du gar nicht mit Harry weggehen willst", sagte ich und stemmte meine Fäuste in meine Seiten. Es war nicht die erste Anspielung darauf, dass Louis, wenn ich auch nur einen Mucks sagte, hier bleiben würde. Natürlich war ich anfangs etwas eingeschnappt gewesen, als Harry mir verkündet hatte, dass er Louis zum Feiern mitnimmt, da er sonst zu verweichlich werden würde, wenn er ständig mit seiner Freundin zusammen ist. Seine Worte – nicht meine.

„Geh jetzt, Louis. Ich habe wirklich kein Problem damit." Ich versuchte mich an einem kleinen Lächeln, das etwas breiter wurde, als Louis mich zärtlich auf den Mund küsste. Mit einer Hand strich er eine meiner Haarsträhnen zur Seite und streichelte mir kurz über die Wange. Ich liebte solche kleinen Gesten von ihm.

„Ich lade dich morgen zum Brunch ein, okay?", flüsterte er und mit einem schiefen Lächeln nickte ich ihm zu. Ich beugte mich etwas vor, um ihn zum Abschied ein weiteres Mal zu küssen und dann verschwand der im Treppenhaus und ich schloss die Haustür hinter mir. Ich biss mir auf meine Unterlippe und schlang meine Arme um meinen Bauch, da dieser angefangen hatte zu kribbeln. Ameisenhaut Alarm.

Kopfschüttelnd tapste ich in die Küche, griff nach einer Wasserflasche und einem Fertig-Sandwich aus dem Supermarkt und verkrümelte mich in mein Wohnzimmer, um mein Abendessen zu verschlingen. Den Fernseher ließ ich heute aus, auch das Radio und sogar das Licht. Ich saß einfach nur in meinem dunklen Raum und starrte hinaus in den Himmel, der sich immer weiter verdunkelte. Lächelnd vergrub ich meine Nase in der Decke, die sonst immer über der Lehne der Couch lag und die vorhin von Louis in Beschlag genommen worden war, sodass nun sein unbeschreiblicher Duft daran heftete.

Ein Schauer lief mir über den Rücken als ich mich daran erinnerte, was Louis und ich schon alles mit einander erlebt hatten und wie ich mich immer mehr in ihn verliebt hatte. Und das unbeschreiblichste an der ganzen Sache war, dass ich wirklich einen Platz an seiner Seite hatte. An der Seite von Louis Tomlinson – nicht dem Superstar, der von allen gefeiert wurde, sondern dem Jungen, der mich zum Lachen bringt und mir auch mit winzigen Kleinigkeiten zu verstehen gibt, dass ich etwas Besonderes bin.

Ich zuckte zusammen, als plötzlich das schrille Geräusch meiner Türklingel durch die Wohnung hallte. Ich warf einen schnellen Blick auf die Uhr, die leise an der Wand vor sich hin tickte und zog dann verwirrt meine Augenbrauen zusammen. Wer kam mich denn um halb zehn abends noch besuchen?

In mir machte sich die Vermutung breit, dass Louis wahrscheinlich doch nicht mit Harry unterwegs war und deswegen zurückgekommen ist, doch als ich die Tür öffnete stand da nicht mein Freund...

„Hey." Verdutzt sah ich Zayn an, der mir mit zwei Flaschen Bier in seinen Händen zuwinkte und sich an mir vorbei in meine Wohnung schob. Diese Situation kam mir verdammt vertraut vor.

„Bevor du wieder fragst – ich bin hier, weil mir langweilig war. Und bevor du jetzt noch weiter fragst – mir war langweilig, weil ich ganz alleine war und nicht mal mit Perrie skypen kann, wegen dieser beschissenen Zeitverschiebung. Es ist nicht gerade schön, wenn man frei hat, die Freundin dafür auf 'nem anderen Kontinent unterwegs ist. Und weil ich weiß, dass du auch allein bist, bin ich hergekommen, weil ich dachte, dass wir uns 'nen schönen Abend machen können." Mein Mund, der sich geöffnet hatte, als Zayn mich zu getextet hatte, schloss sich und ich konnte einfach nur nicken. Ich glaubte, dass ich ihn noch nie so viele Worte an einem Stück habe sprechen hören.

„Und was ist mit den anderen?", fragte ich als ich mich wieder gefangen hatte und folgte ihm in mein Wohnzimmer. Zayn hatte den gleichen Platz eingenommen, den er auch schon besetzt hatte, als er mich das erste Mal in meiner Wohnung aufgesucht hatte.

„Liam ist mit Danielle aus, Niall trifft 'ne Freundin aus Irland...Alena oder so,  Harry ist ja mit Louis unterwegs und dann bist da nur noch du. Sag mal hast du einen Flaschenöffner?", wechselte er das Thema und sah mich fragend an. Anscheinend war das nicht nur eine Eigenschaft von Louis so schnell wie möglich das Anliegen zu wechseln.

Seufzend drehte ich mich um und ging in die Küche, um den Flaschenöffner zu holen, doch als ich zurückkam, war von Zayn weit und breit keine Spur.

„Zayn?" Suchend sah ich mich in dem Wohnzimmer um und zog dann eine Augenbraue hoch als ich sah, wie die Vorhänge flatterten. Meine Balkontür stand offen und mir hoher Wahrscheinlichkeit würde er es sich auf meiner geliebten Bank bequem gemacht haben.

„Ich hoffe du hast kein Problem damit", murmelte er sofort, als ich ebenfalls nach draußen in die kühle Nachtluft getreten war. Obwohl es erst Ende Juli war, wurden die Nächte schon zunehmend kälter.

Zayn nickte auf die Zigarette in seiner Hand und lächelte mir dankbar zu, als ich mit meinem Kopf schüttelte. Dass es mir tatsächlich etwas ausmachte, verschwieg ich. Nicht, dass mir dieser qualmende Geruch unangenehm war – es störte mich etwas, weil ich vor nicht allzu langer Zeit selbst noch geraucht hatte. Nachdem Louis mir aber mal erzählt hatte, dass er es nicht mögen würde, wenn Leute rauchen, habe ich sofort versucht es mir abzugewöhnen – erfolgreich.*

„Du hast 'nen schönen Ausblick von hier", sagte Zayn nach einer Weile. Ich hatte mich neben ihn auf die Bank gesetzt und schaute wie er auf die von Lichtern erhellte Stadt.

„Ich mag es auch. Meine Mum ist Immobilienmaklern und hatte die Anzeige für diese Wohnung in unserer Küche liegen lassen gehabt. Für mich war es ziemlich praktisch, weil ich sowieso gerade geplant hatte auszuziehen." Ich lächelte, als ich mich daran erinnerte, was es für ein Chaos deswegen gegeben hat. Ich glaube meine Mutter hat sich bis heute nicht verziehen, dass sie ihre Unterlagen so unachtsam hat liegen lassen – sie lebt mit der festen Überzeugung, dass ich sonst wahrscheinlich noch länger zu Hause gewohnt hätte.

Nur unbewusst nahm ich Zayn die Bierflasche ab, die er mir entgegenstreckte. Ich zog meine Beine an meine Brust und starrte auf die Stadt hinaus. Nebenbei nahm ich ein paar Schlucke von dem Getränk und strengte mich, nicht mein Gesicht zu verziehen. Bier war jetzt nicht wirklich mein Fall. Man konnte es trinken, aber ich griff dann doch lieber auf Sekt zurück.

„Du Zayn?", murmelte ich nach einer Weile und sah zu ihm rüber. Seine Zigarette war mittlerweile aufgeraucht und er hatte den restlichen Stummel in dem Aschenbecher, der hier noch stand, ausgedrückt. „Ist alles okay mit dir?"

Verwundert schaute er mich an. Ich wusste nicht wieso ich das gefragt hatte, aber irgendwie kam mir Zayn heute anders vor...er verhielt sich verschlossener und gleichzeitig wieder so offen, dass es einfach seltsam war. Nicht, dass es das erste Mal wäre, das Zayn mich verwirrte, aber heute war es wirklich schlimm.

„Ja, alles in Ordnung", sagte er und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. Ich zog eine Augenbraue hoch und als er ein weiteres Mal zu mir sah, seufzte er.

„Du glaubst mir nicht."

„Und du durchschaust mich. Ich denke wir sind quitt." Ich legte meinen Kopf schief und sah ihn abwartend an. Zayn überlegte einen Augenblick und sah immer wieder auf die Stadt und dann wieder zu mir. Ich konnte förmlich sehen, wie er die Worte in seinem Kopf zu Recht legte.

„Es ist momentan ein wenig schwierig für Perrie und mich. Der Presse scheint gelangweilt zu sein, so viele Gerüchte, wie sie verbreiten. Angeblich habe ich meine Freundin ja mit um die fünf Frauen betrogen." Zayn schnaubte abfällig und leerte mit einem letzten Zug seine Flasche. Nicht wissend was ich jetzt tun sollte, biss ich mir auf die Unterlippe und hielt einfach die Klappe. „Und ich will ehrlich zu dir sein: Ich bin ziemlich erleichtert, wenn du und Louis eure Beziehung erst mal veröffentlicht haben, denn dann wird die Aufmerksamkeit auf euch liegen – so leid es mir für dich auch tut."

Autsch. Unbewusst hatte ich mich verkrampft als Zayn die Öffentlichkeit angesprochen hatte. Ich dachte darüber viel in letzter Zeit nach, auch wenn mich die Gedanken daran nicht gerade glücklich stimmten. Ich wusste, dass das überhaupt nicht einfach werden würde und zweifelte manchmal auch an meinem Selbstvertrauen, ob ich diesen ganzen Hass der Fans aushalten würde...dieser sinnlose, dämliche, niveaulose Hass.

„Willst du noch etwas zu trinken? Ich habe noch ein paar Flaschen hier, falls mein Vater mich mal besucht", grummelte ich – plötzlich miesgelaunt, weil meine Gedanken so eine negative Wendung angenommen hatten – und lief, ohne eine Antwort von Zayn abzuwarten, zurück in meine Wohnung, aus der ich ein ganzes Sixpack von Bier wiederbrachte. Das würde ein langer Abend werden...


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„Ich vermisch Perrie", murmelte Zayn nach einiger Zeit und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab, ehe er einen weiteren Schluck aus seiner, ich hatte vergessen mitzuzählen, Flasche nahm. Ich tat es ihm gleich.

„Und ich vermisch Louis, aber der unternimmt wieder was mit dem doofen Harry", brummte ich und Zayn lachte kurz auf, während ich zu schmollen begann. Das war nicht lustig sondern sehr ernst. Wirklich sehr ernst. Nicht Klaus, sondern ernst.

„Lasch dich davon nicht unterkriegn, Prinzeschen", schmunzelte Zayn und knuffte mich kurz in die Seite. „S'ist beinahe unmöglisch, dass Louis jemanden mehr liebt als Harry, aber ich habe das wirklisch verrückte Jefühl, dass du's geschafft hast."

Dankbar lehnte ich meinen Kopf gegen Zayns und zusammen sahen wir hinauf in den dunklen Nachthimmel. Ich wusste gar nicht mehr, wie spät wir es mittlerweile hatten.

„Weischt du was, Zayn?", flüsterte ich nach einer Weile und er schielte zu mir hinüber. „Ich mag disch. Du wärst n' toller beschter Freund."

„Wärst? Bin ich das noch nicht?", gluckste er und verblüfft sah ich zu ihm. Sein Gesicht war zu einer belustigten Miene verzogen und nachdenklich zog ich meine Augenbrauen zusammen. Das sich ein Schluckauf in mir anbahnte, trug nicht viel zu meinen Überlegungen bei.

„Noch nicht offischiell. Hicks" Ich kicherte. Selbst Zayns Mund verließ ein kleines Lachen, das aber leiser wurde und einem fragenden Gesichtsausdruck wich, als ich mich erhob.

„Warte genau hier! Rühr disch nich vonner Stelle!", wies ich ihn an.

„Wir sind im vierten Schtock, da kann ich schlecht weglaufn", grummelte Zayn und ich nickte. Stimmt ja.
Im Wohnzimmer fasste ich mir erst mal an den Kopf und sah mich überlegend um, bis meine Augen triumphierend an meinem Süßigkeiten Versteck hingen blieben und ich eilig zwei Armbänder aus Zuckerperlen herauszog und grinsend nach draußen trug, wo Zayn tatsächlich noch auf seinem Platz saß.

„Armbänder?", fragte er skeptisch und ich nickte heftig mit meinem Kopf und überreichte ihm eins.

„Ringe sinja langweilisch", erklärte ich und setzte mich zurück auf die Bank. „Also Zaynie, wir beide verspreschen uns jetzt, dass wir beschte Freunde sind, okay?" Fordernd sah ich ihn an und meinte zu sehen, wie er die Augenverdrehte.

„El, du bischt total su", murmelte er und ich zuckte mit den Schultern.

„Du bischt auch nich nüchtern. Siehste – zwei Dinge die wir gemeinsam ham." Ich räusperte mich kurz und nahm dann Zayns Hand in meine, damit ich ihm das Armband überstreifen konnte. „Ich. Also ich, Eleanor Calder verspresche dir hier-hiermit, Zayn Ja...Jawa...

„Jawaad."

„Egal! ...Malik deine beschte Freundin su sein, bis der Tod uns scheidet oda Enten fliegn könn.

„Enten können fliegen."

„Maaan, Zayn. Dann nur bis Tod und so. Und jetzt du." Ich pikste ihn in die Wange, was er grinsend kommentierte, ehe er sich räusperte und stolz die Brust schwellte. Seine Bierflasche hielt er ausgestreckt nach oben als wolle er damit irgendetwas symbolisieren.

„Ich, Zayn Jawaad Malik, verspresche dir, Elli Prinzeschen Caldi, dein beschter Freund su sein, bis der Tod uns scheidet...und Enten nich mehr fliegn könn."


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Das Klicken einer Kamera weckte mich und brummend kniff ich meine Augen zusammen. Irgendwas drückte unangenehm auf meine Seite und mit aller Kraft stieß ich es von mir.

„Kein Grund gewalttätig zu werden", grummelte eine verschlafene Stimme neben mir, die ich als Zayns identifizierte und verwirrt blinzelte ich mit meinen Augen. Ein weiteres Klicken ertönte, woraufhin ein helles Lachen folgte. Mein Kopf dröhnte und ich stöhnte einmal gequält.

„Ich seht beide noch schlimmer aus als Harry und das soll was heißen. Was habt ihr überhaupt gemacht?" Nur langsam erkannte ich Louis, der breitgrinsend vor meinem Gesicht hockte, seine Handykamera auf mich und Zayn gerichtet, der neben mir oder unter mir – keine Ahnung, jedenfalls total unbequem mit mir auf meiner Couch lag.

„Ich glaube wir haben unsere Freundschaft gefeiert", sagte Zayn und gähnte anschließend.

„Beste Freundschaft", berichtigte ich ihn und schaffte es endlich mich aufzusetzen. Auch wenn Zayn total verpennt ausschaute und seine Haare ein einziges Chaos waren, konnte ich nicht abschreiten, dass er schön aussah. Mein bester Freund war ein Dauer-Schönling.

„Ihr seid beste Freunde?" Louis schaute verblüfft zwischen Zayn und mir hin und her und wir beide konnten uns ein kurzes Lachen verkneifen, das jedoch sofort wieder verstummte, als ich mir an meinen schmerzenden Schädel fasste.

„Jap – bis Enten fliegen können", grinste Zayn und stieß mich kurz gegen meine Schulter.  Beleidigt plusterte ich meine Wangen auf und schaute demonstrativ in eine andere Richtung.

„Aber Enten können doch fliegen", mischte sich Louis ein und ich stieß hörbar die Luft aus.

„Ich weiß", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor. Das Louis und Zayn synchron ihre Augen verdrehten ignorierte ich einfach mal.


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Real-Life-Fact: Eleanor hat mal geraucht, aber für Louis damit aufgehört.


The Peppermint Tea AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt