Chapter 25: Geliebte Menschen

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Louis

„Die Mädchen haben einen Tipp von einer anonymen Person über Twitter bekommen. Louis, ihr müsst verdammt nochmal vorsichtig sein mit wem ihr sprecht!“, zischte mir Paul durch den Hörer zu und betroffen nickte ich. Zayn und Mum, die neben mir am Küchentisch saßen und sich am Telefonat beteiligten, warfen mir einen kurzen Blick zu und starrten wieder das Handy an, das in der Mitte der Tischplatte lag.

„Hast du ihnen verständlich gemacht, dass sie El’s Adresse für sich behalten sollen?“, fragte Zayn und ich hörte Pauls empörtes Schnauben. Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und versuchte die Gänsehaut, die sich gebildet hatte, mit meinen Händen zu verdecken. Der Gedanke, dass vor der Wohnung meiner Eleanor stundenlang Fans campiert hatten, um sie zu treffen, jagte mir einen Schauer über den Rücken.

Ich hatte Angst um El. Ich hatte Angst davor, wie die Welt auf meine Freundin reagieren würde und ich hatte Angst, dass sie mich verlassen würde, wegen dem Hass der Fans. Ich hatte Angst mein Teemädchen zu verlieren.

„Danke, dass du dich darum gekümmert hast, Paul“, beendete meine Mutter das Gespräch, drückte auf den roten Hörer und griff dann nach meiner Hand. Sie fühlte sich taub an und wären meine Augen nicht darauf gerichtet, hätte ich wahrscheinlich diesen leichten Druck nicht mal bemerkt.

„So eine Scheiße!“ Fluchend sprang ich von dem Tisch auf, und raufte mir die Haare. Bis jetzt war alles so gut gelaufen und nur ein kleiner Artikel hatte alles ins Rollen gebracht. Ich hatte genau das vermeiden wollen. Ich wollte so viel Zeit mit El verbringen wie möglich, ohne das die Öffentlichkeit von uns wusste. Ich wollte ihr Zeit geben sich darauf vorzubereiten. Ich wollte sie nicht auf einen Schlag so einem großen Druck aussetzten. „Dieser Mist ist meine verdammte schuld! Ich bin so ein hirnloser Idiot, dass ich nicht überprüfe, ob irgendwo Paparazzi sind!“

Ich schlug mit meiner Faust auf die Arbeitsfläche der Küchenzeile und die Teller, die noch vom Abendessen in der Spüle standen, begann zu klirren. Das unangenehme Ziehen in meinen Fingerknöcheln war nichts gegen die Wut, die sich in mir aufstaute. Ich sah, dass sich auf meiner Haut kleine Risse gebildet hatten und vereinzelt kleine Blutstellen zu sehen waren. Ich schlug noch einmal – diesmal gegen die Wand und irgendwie schaffte ich es etwas von meiner Wut abzugeben, jedoch nicht genug, weswegen ich ein drittes Mal ausholte, aber mein Arm wurde festgehalten.

„Komm runter, Louis!“ Zayn sah mich durchdringend an und drückte meine Faust nach unten. „Ich weiß, dass du angepisst bist, aber das ist verdammt nochmal nicht deine schuld! Du weißt genau, wie die Presse ist, früher oder später wäre es eh rausgekommen.“

„Zayn hat Recht, Schatz.“ Meine Augen huschten zu meiner Mutter, die hinter Zayn stand. Sie hatte ihre Arme um ihren Körper geschlungen und sah mich traurig an. Hatte sie Angst vor mir? Ich sah ein weiteres Mal auf meine Hand hinab und atmete tief die Luft ein. Sie pulsierte unangenehm und leuchtete in einem unnatürlichen Rotton. Angeekelt wischte ich das Blut an meinem T-Shirt ab. „Und ich wette Eleanor wird genauso denken.“

Eleanor. Mein Kopf ruckte zum Küchentisch, wo immer noch der Tee stand, den ich ihr gemacht hatte. Durch Pauls unerwarteten Anruf ist er wahrscheinlich kalt geworden.
„Ich mach schnell einen neuen und du gehst dir deine Hände waschen, okay?“ Mum legte ihre Hand an meine Wange und sah mich aufmunternd an. Ich hatte ihren warmen Blick vermisst. Ich hatte ihre Brührungen vermisst. Ich hatte sie vermisst.

„Ich liebe dich, Mommy“, flüsterte ich und zog sie in meine Arme. Ich hörte, wie sie leise schluchzte und ich drückte sie noch enger an mich. So schön es auch war das Leben eines Superstars zu führen, dass ich meine Mutter so selten sah, war einfach schrecklich.

„Ich liebe dich doch auch, mein Baby.“

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„Du bist ja noch wach“, sagte ich und schob mich in mein Zimmer. Nur meine kleine Nachtischlampe beleuchtete das Zimmer und El’s Gesicht, dennoch konnte ich genau sehen, wie sie versuchte zwanghaft ihre Augen offen zu halten.

„Ich wollte warten, bist du kommst.“ Sie gähnte und setzte sich etwas in dem Bett auf. Mein Blick fiel auf mein T-Shirt das sie trug und von ihren Haaren, die locker herunter fielen, beinahe verdeckt wurde. Meine Mundwinkel zuckten leicht. Ich setzte mich auf die Bettkante und reichte ihr die Teetasse.

„Entschuldige, dass ich so lange gebraucht habe. Paul hat angerufen und uns mitgeteilt, dass deine Wohnung wieder begehbar ist. Er hat versprochen, dass das nicht nochmal vorkommen wird.“ Eleanor lächelte dankbar, nahm einen Schluck von dem Tee und stellte ihn dann auf dem Nachttisch ab. Ich bemerkte wie ihre Hand zitterte und reflexartig griff ich danach. Sie war eiskalt.

„Ist alles in Ordnung?“ Eleanor rückte etwas, sodass ich zu ihr unter die Bettdecke krabbeln konnte. Ohne lange zu überlegen griff ich nach ihren Hüften und zog sie an meine Brust. Ich spürte wie sie die Luft anhielt, sie aber schnell wieder verspannte und ihre Finger in mein T-Shirt krallte.

„Ich…ich wollte dir etwas sagen. Schon den ganzen Tag, aber dann ist so viel passiert und ich weiß einfach nicht wo mir der Kopf steht.“ Eleanor hob ihren Kopf sodass ich ihr in die Augen sehen konnte. Sie sah unsicher aus; beinahe ängstlich und ich merkte, wie sich die Panik in mir breit machte.

„Was willst du mir sagen?“, flüsterte ich. Ich hatte Angst lauter zu reden, denn die Luft war zum Zerreißen dünn in meinem Zimmer. Meine Vermutung würde sich bestätigen und Eleanor würde mich verlassen. Ich wusste es. Ich habe die ganze Zeit gewusst, dass das alles nur ein zu schöner Traum gewesen ist, der jetzt zerplatzten würde.

„Dieser Zeitpunkt ist echt scheiße gewählt, aber es ist mir wichtig, dass du es weißt...“ Ich schluckte, als El ihre zarte Hand an meine Wange legte und meinen Kopf etwas zu sich zog. Ihre Lippen schwebten wenige Millimeter vor meinen und ich spürte ihren Atem auf meinem Gesicht. Sie roch, dank dem Tee, nach Pfefferminze. „Ich…ich liebe dich auch, Louis.“

Ganz vorsichtig streiften ihre Lippen meine, aber auch nur für einen kurzen Augenblick, nachdem sie wohl mitbekommen hatte, dass ich nicht reagierte. Meine Hände, die an ihren Hüften ruhten, verkrampften sich leicht. Ich war nicht in der Lage mich zu bewegen.

„Du liebst mich auch? Du warst wach? Du hast es gehört?“ Vielleicht war es der Schock in meiner Stimme, der El verunsichert zurückweichen ließ, doch aus Reflex schloss ich meine Arme um ihren Bauch und hielt sie fest an mich gedrückt.

„Ich…ja. Ja, ich habe es gehört. Und ich war einfach nur glücklich diese Worte zu hören, doch ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, dass du es mir gesagt hast, als ich geschlafen habe. Hattest du Angst, dass ich dich wieder allein lasse? Louis, das war eine Ausnahme und ich weiß, wie sehr ich dich damit verletzt habe, aber ich werde dich nie wieder tun. Versprochen. Und jetzt möchte ich wirklich, dass du mich küsst, weil ich dir gerade mein Herz zu Füßen gelegt habe und das ist ja wohl das mindeste, was du tun kannst.“

Ich biss mir auf meine Zunge, nahm dann langsam meine Hand von ihrem Bauch, nur um sie an ihre Wange zu legen und mit meinem Daumen darüber zu streichen. Meine Augen waren auf ihre fixiert und es machte mich glücklich, als ich erkannte, mit welch intensivem Blick sie mich anschaute. Es ließ mich glauben, dass ich der einzige für sie war und immer sein würde.

„Ich liebe dich, El.“ Mein Flüstern verebbte, als ich ihr Gesicht zu mir zog und sie küsste. Es fühlte sich anders an, nachdem diese Worte ausgesprochen an. Dieser Kuss war intimer und spiegelte unsere Gefühle für einander wieder, weswegen es eine Weile dauerte, ehe wir uns nach Luft ringend voneinander lösten.

„Bitte versprich mir etwas“, flüsterte ich leise und begann zu lächeln, als sich eine Falte auf ihrer Stirn bildete. „Sag nicht auch. Es hört sich wie eine Antwort an, aber ich möchte, dass es eine ehrliche Aussage ist.“

Eleanor warf mir einen skeptischen Blick zu, ehe sie mit einem leisen lachen den Kopf schüttelte und sich wieder an mich schmiegte.

„Du bist ein Spinner. Aber ich liebe dich.“ Sie küsste mich ein weiteres Mal, diesmal auf die Nase.

„Sagst du es nochmal?“ Schmunzelnd legte ich mich auf meinen Rücken und schloss meine Augen, während ich Eleanor, die ihren Kopf auf meine Brust gelegt hatte, weiterhin im Arm hielt.

„Ich liebe dich.“

„Nochmal?“

„Ich liebe dich.

„Nochmal?“

„Louis.“ Ich lachte und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf, ehe ich mich wieder zurücklegte.

„Ich liebe dich, meinTeemädchen.“



Am nächsten Morgen wachte ich ohne Eleanor an meiner Seite auf. Anstatt ihr hatte ich ein Kissen umklammert und für einen kurzen Moment glaubte ich das alles nur geträumt zu haben, doch als ich mein Oberteil, das sie zum Schlafen getragen hatte, über meiner Stuhllehne entdeckte, atmete ich erleichtert die Luft aus. Sie liebte mich wirklich. Eleanor Jane Calder liebte mich wirklich.

Etwas schwerfällig quälte ich mich aus dem Bett und schielte auf die Uhr. Es war um neun. Ich wusste, dass El heute arbeiten musste, weswegen sie wahrscheinlich schon aufgestanden war.

Schon als ich die Treppe hinunterlief, vernahm ich Geräusche aus den unterschiedlichsten Räumen. Ich steckte kurz meinen Kopf ins Wohnzimmer und nickte Niall und Liam zu, die beide mit einem Laptop auf dem Schoß auf der Couch saßen. Ich steuerte die Küche an, doch meine Hand verweilte an der Klinke, als ich die Stimme meiner Mutter und Eleanor hörte.

„Wir fahren heute Vormittag wieder nach Hause.“

„Heute schon? Aber ihr seid doch gestern erst angekommen.“ El schien geschockt, was mich leicht schmunzeln ließ. Sie kannte es nicht, dass man manchmal monatelang von seiner Familie entfernt war. Dadurch, dass ihre Eltern und auch ihre Großmutter ebenfalls in London wohnten, konnte sie sie immer sehen, wann es ihr lieb war, doch zwischen Doncaster und hier lagen über zwei Stunden Fahrzeit und zudem hatte ich durch meinen Job nicht allzu viele Möglichkeiten meine Freizeit zu gestalten.

„Eleanor, wir sind eigentlich wegen dir gekommen. Und da ich jetzt mit dem Wissen nach Hause fahren kann, dass Louis eine wundervolle Freundin gefunden hat, die ihn aufrichtig liebt, ist alles gut.“

„Danke, Jay. Das bedeutet mir viel.“

The Peppermint Tea AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt