Kapitel 1

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》 Jeder Tag trägt irgendwas bei, was uns verändert. Erstmal merken wir es auch gar nicht. Bis wir darüber nachdenken, welcher Mensch wir vor einem Jahr gewesen sind.《

Montag

Der Wecker klingelt ich habe das Gefühl in der ganzen Nacht nur zwei Minuten geschlafen zu haben. Die Stimmen in meinem Schädel wollen einfach nicht aufhören mit mir zu reden. Immer dieser Gedanke "was ist das zwischen uns? "

Von draußen scheint die Sonne durch ein Vorhangspalt ins Zimmer. Irgendwo ist ein Flugzeug zuhören.

Ich taste nach dem Wecker um ihn auszuschalten 08:45 Uhr zeigt das Display an.

Müde stehe ich auf und gehe ins Bad.

Das warme Wasser was an meinem Körper herunterläuft tut gut es macht mich wieder lebendig, aber ich weiß das ich jetzt in der Realität wieder angekommen bin wo ich mir wünsche das du mich nur einmal genauer anschauen würdest dann würdest du sehen, wie verliebt ich in dich bin.

Du würdest sehen, dass ich für jedes deiner Wörter lebe, dass ich bei jedem kurzen Augenkontakt vor Aufregung sterbe, dass ich dich bei jedem kleinen Gespräch konzentriert ansehe, geblendet von deiner Schönheit, Ausstrahlung.

Du würdest merken, dass ich die Fassung verliere, bei jeder zufälligen Berührung. In meinem Kopf bist nur noch du und niemand sonst...

Aber du schaust weg, beachtest mich nicht bin dir wahrscheinlich egal, zu uninteressant, zu langweilig.

Ich drehe das Wasser aus, sofort fange ich an zu zittern und beobachte wie sich die Haare auf meinen armen aufstellen und steige schließlich aus der dusche, nehme mir ein Handtuch und trockne mich ab.

Im Spiegel sehe ich ein Mädchen mit braunen nassen Haaren, grüne Augen wie die von meiner Mutter. Eigentlich garnicht so übel denke ich mir; wenn nur meine Lippen etwas voller wären...

Mit einem Seufzer wende ich den Blick ab.

Ich habe mich verändert, dass sagen viele.
Aber ich habe mich nur verändert, weil ich so oft verletzt und enttäuscht wurde. Die letzte Zeit hat mich verändert. Durch meine Erfahrungen, Gedanken hab ich mich verändert, aber auch mit dem Umgang andere Menschen.
Ich denke nun ganz anders über viele Dinge die ich früher auf die leichte Schulter genommen hab. Ich glaube einfach die Zeit hat mich reifer gemacht. Ich hab einfach eine andere Einstellung zu den Menschen und zum Leben.

Im Zimmer ziehe ich mir einfach eine schwarze Jeans und einen Pullover an danach gehe ich in die Küche und mache mir wie jeden morgen ein Brötchen. Meine Mutter und mein kleiner Bruder schlafen noch. Die ruhige Stimmung entspannt mich und so bereite ich mich innerlich auf meinen gewohnten altag vor.

***

Der Bus ist wie immer überfüllt, zum Glück sind es nur noch ein paar Haltestellen. Ich hasse Busfahren. Die Leute die drängelen und schubsen vom Gestank ganz zu schweigen...

Der Bus bremst plötzlich, und ich fliege gegen einen Mann; Ich entschuldige mich und senke verlegen den Blick, aber er lächelt. Die Türen gehen auf und ich spring erleichtert nach draußen.

An der Bushaltestelle werde ich schon erwartet von Miranda einer meiner besten Freunde auf sie kann man immer zählen wenn es mir nicht so gut ging, außerdem ist sie immer gut gelaunt und man kann mit ihr echt über alles reden. Sie ist einfach so eine Person mit der man einfach nur scherze machen kann und das liebe ich so an ihr.

"Hey" wir umarmen uns und schlendern gemütlich in unser Klassenzimmer.

Als wir ankommen ist schon das übliche Chaos im gange. Alexandra und ich begrüßen uns "Na, alles gut?" Immer die selbe frage. "Mir geht's gut" ich lächel und immer die gleiche Antwort.

Manchmal gibt es aber Momente, da fühle ich mich tot, ich fühle nichts, alles leer, mein inneres ist völlig verloren und verlassen. Und dann sehne ich mich so sehr nach Leben, ich will wieder etwas spüren können. Manchmal ist der Raum zu eng zum atmen, meine Welt zu klein zum leben, die Decke zu nah am Boden, alles so erdrückend und Schmerzerfüllt.

Sehr oft tritt dieses manchmal auf und sehr oft liege ich da und denke über all das nach. Doch anstatt es zu verstehen, verwirren mich meine Gedanken immer mehr ineinander, aber eine Lösung ist das auch nicht. Dann sehne ich mich so sehr nach Nähe, will die liebe in mir spüren und den halt finden. Ich brauche diesen Menschen den ich wie Kunst betrachten kann, will keine nullachtfünfzehn Gefühle entwickeln, möchte das Leben spüren können, will aufatmen und mich vollständig fühlen, will trotz dem halt und der Nähe meine Freiheit haben. Will Leben.

Die Tür geht auf und Frau Kosmalla kommt mit ihrer englisch Mappe rein.

Ich beeile mich auf meinen Platz zukommen. "Good Morning" die schrille stimme von Frau Kosmalla dringt an mein Ohr. Es will einfach nicht in mein Kopf wie man diese Frau als Lehrerin einstellen kann. Ich achte zwar nicht so aufs aussehen, aber ihre Klamotten sind einfach so Waldorfmäßig und einfach immer aus Filz. Außerdem guckt sie einen nie richtig an und wenn sie liest verschwindet ihr Kopf im Buch. Einfach seltsam diese Frau.

"Liv lesen sie bitte ihr Hausaufgaben vor" Ich zucke zusammen und ducke mich zwischen meinem Englisch Buch und dem karoblock der vor mir liegt. Ich schiele auf mein leeres Blatt, um anschließend Miranda einen flehenden Blick zuzuwerfen. Doch meine Freundin kann mir nicht weiterhelfen, denn sie ist noch eine größere Niete in Englisch als ich. Warum habe ich mich von meiner Mutter überreden lassen an einer Privatschule unterrichtet zu werden?

In diesem Moment klopft es zu meiner Erleichterung an der Tür.

Stilles VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt