Kapitel 24

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》Ich frage mich wirklich, was alles passieren muss, bis diese Menschheit endlich die Augen aufmacht.《

Mittwoch

"Meinst du die steht mir?" Alexandra hat eine weiße Hose in der Hand.

"Bestimmt, probier sie doch einfach an."

Ich warte vor der Umkleidekabine, während sie sich umzieht.

Es riecht überall nach gebrannten Mandeln und Glühwein, aber in Weihnachtsstimmung bin ich trotzdem nicht was vielleicht daran liegt das es für diese Jahreszeit viel zu warm ist.

"Und wie findest du sie?"

Sie dreht sich einmal vor mir und sieht mich dann erwartungsvoll an.

"Steht dir super"

Eigentlich bin ich nicht so der Typ der Weiße Hosen so gerne mag, aber ihr steht sie wirklich. Ihre kurfen werden damit sehr betont was dementsprechend gut bei ihr aussieht.
Sie ist zweifellos das hinreißenste Wesen was Gott jeh erschaffen hat.

Nachdem sie bezahlt hat und wir wieder raus gehen will ich unbedingt noch eine Nike - Mütze. Wir gehen in sämtliche Sportgeschäfte, aber entweder gefallen sie mir nicht oder sie sind zu teuer. Am Ende habe ich mich doch für eine einfache schwarze Nike - Mütze entschieden.

"Wollen wir Pizza essen, ich kenn einen guten laden gleich neben McDonalds."

Sie zeigt mit ihrer Hand auf das alte Backsteingebäude was von außen sehr freundlich aussieht. Mir ist es nie aufgefallen zwischen all den großmarktketten von Essen.

Drinnen ist es ziemlich leer. Eine junge Frau kommt an den Tisch und will uns die Speisekarte bringen, doch Alexandra winkt ab. Sie bestellt sich eine Pizza mit Meeresfrüchten und jeweils einer Cola und signalisiert, dass ich die auch nehmen sollt. Ich beschließe ihr in diesen Fall zu vertrauen.

"Weißt du, ich hasse diese abgefuckte Gesellschaft"

Sagt sie plötzlich und sieht mich mit traurigen Augen an.

"Aber wir gehören zu ihr. Wir formen diese Gesellschaft mit."

Ich berühre kurz ihre Hand.

"Dann zerstören wir uns selbst"

Während wir eine kurze Pause machen taucht die Bedienung mit unseren Pizzen auf, die köstlich aussehen.

"Gut, was?" Fragt Aliena nach meinem ersten Bissen. Nickend wische ich mir den Mund ab. Es schmeckt wirklich gut.

"Weißt du ich denke wir haben so viel Glück das wir genug zu essen und zu trinken haben. Ein Dach über dem Kopf besitzen und Großteils eine Glückliche Kindheit hatten, aber ich finde wir schätzen es nicht. Ich merke selbst wie ich nur auf meine eigenen Probleme achte und alles andere blende ich um mich herum aus.

Außerdem tun mir die Flüchtlinge leid.

Was haben uns die Menschen getan, dass wir so grausam zu ihnen sind? Sie wollen doch nur ein lebenswertes leben führen ohne Krieg und ohne Angst und wir sind zu geizig um es ihnen zu gönnen. Ich will damit nicht sagen das wir allein daran schuld sind auch die Politiker sind beteiligt. Sie haben versäumt in Ländern wo krieg herrscht, einzugreifen. Wir müssen viel tun, sonst werden wir früher oder später die Welt zu Grunde richten"

Sie hat ihre Augen auf einen Punkt hinter mir gerichtet. Irgendwo in die Ferne.

Ich habe mich auf meine Arme gestützt, esse und trinke hin und wieder. Ihre Worte sind perfekt getroffen.

"Das hast du wundervoll in Worte gefasst. Ich mag es das du so ehrlich und deine Gedanken so offen mit mir teilst. Denn du hast in vielen Dingen so Recht und ja, wir alle verschließen die Augen vor allem und jedem und das ist nicht erst seit kurzer Zeit so. Das war schon immer so und wird sich auch vermutlich nie ändern."

Inzwischen sind wir die letzten im Restaurant. Das Feuer flackert im Ofen vor sich hin und strahlte eine erstaunliche Wärme aus, trotzdem stieg in mir eine Kälte auf die mich erzittern lässt. Der Raum wird um mich herum plötzlich kleiner und enger.

Ich muss raus so viel stand fest.

Alexandra sieht mich schon besorgt an.

"Liv ist alles gut?"

"Ich muss kurz raus" panisch blicke ich umher.

"Na klar. Ich bezahl kurz"

Ich werfe ihr einen dankbaren Blick zu.

Draußen angekommen setze ich mich einfach auf den Boden und lehne mich an die Wand. Mein Herz pocht unomarl schnell und meine Hände fühlen sich feucht und zittrig an.

Immer wieder hole ich Luft, die weißen atemwolken verfliegen langsam im Abendhimmel.

Alexandra hat sich neben mich gesetzt, legt beruhigend ihre Hand auf meinen Oberschenkel und streichelt sanft darüber.

In der einen Minute überfluten mich die Gefühle, es fühlte sich an, als wäre ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich fühlte alles auf einmal, denke das ich nicht mehr kann. Es ist ein Gefühl, als würde ich in Ohnmacht fallen, als ob mir jeden Moment jemand den Stecker ziehen würde. In der nächsten Minute sind mir alle Gefühle fremd. Ich denke mir ich steigere mich zu sehr hinein.

Sage mir selbst, dass ich mich Zusammenreißen muss.

Alle Gedanken sind klar geordnet, ich kann die Gedanken klar zuordnen.

Und genau wegen diesen beiden "Zuständen" denke ich, dass ich langsam den verstand verliere.

Weil es Gefühle sind , die ich nicht verstehe.

Weil ich entweder alles auf einmal fühle oder garnichts.

Weil ich Angst habe langsam aber sicher die Kontrolle über mich zu verlieren.

Ich lege meinen Kopf auf ihre Schulter. Die Menschen laufen hektisch umher um noch die letzten Weihnachtsgeschenke zu besorgen.

Die Stadt ist prächtig geschmückt überall ist es farbenfroh.

Die kalte abendluft wirkt beruhigend auf mich.

Alexandra summt irgendein Lied was ich nicht erkennen kann, da es um uns zu laut ist, aber es  ist schön. Es beruhigt.

Stilles VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt