Kapitel 9

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》Gefühle können wir nicht steuern, sie steuern uns. 《

Montag

Bibbernd komme ich ins Klassenzimmer an.

"Morgen Liv"

"Morgen, Ich bin so dumm ich habe mir eine Löcherhose angezogen" stöhne ich und lasse mich auf meinen Stuhl sinken. Mir ist so kalt...

"Liv dein Knie" Sagt Alexandra geschockt während sie sich neben mich setzt. Es ist inzwischen leicht grün angelaufen. Ich grinse. Am Anfang ist es eher unfreiwillig das wir nebeneinander sitzen, aber inzwischen sind wir ganz gut befreundet.

"Englisch und Deutsch fällt übrigens aus das heißt wir haben heute drei Blöcke Mathe" sagt mir Miranda. Ich schaue sie entsetzt an. Bitte was? Drei Blöcke mit Frau Räuber das halt ich nicht aus...

Die Frau ist die reinste Pest"

"Ich überlege ob ich gehe" kommt es von Stella aus der hinteren Ecke. Ich frag mich warum sie was gesagt hat keiner hat sie darum gebeten.

"Zu spät da kommt sie grad" und nicke in Richtung Tür. Stella stöhnt dramatisch.

"Bitte beruhigen sie sich ich möchte Ihnen was mitteilen." Frau Räuber steht an der Tafel und wedelt mit ihren Händen in der Luft umher.

Langsam wird die klasse ruhiger.

"Da wir ja heute den ganzen Tag zusammen Unterricht haben, möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen"

"Bitte einen guten" murmelt Alexandra.

"Sie werden heute die Arbeit von letzter Woche zurück bekommen, bei einigen ist er gut ausgefallen, aber es gibt auch Fünfen und Sechsen. Danach beginnen wir mit einem neuen Thema und zwar Maßeinheiten. Die Arbeit korrigieren sie und das Arbeitsblatt was ich ihnen dann geben werde bearbeiten sie in dieser und in der nächsten Stunde"

"Wo ist jetzt nun der gute Vorschlag?" Stöhnt Alexandra

"Und wenn sie das alles gemacht haben dürfen sie um 12:45 Uhr gehen" spricht Frau Räuber weiter.

Allgemeines jubeln bricht aus und Miranda klatscht in die Hände.

Während Frau Räuber die Arbeit verteilte fällt mir auf das Jack heute garnicht da ist. Komisch vielleicht ist er krank geworden oder so...

"Oha ich habe eine eins." Stella wirft ihre irgendwie künstlich wirkenden Haare mit einem sexy Zeitlupen-Move über die Schulter.

Als Frau Räuber bei mir ankommt legt sie mir meine Arbeit wortwörtlich unter die Nase.

"Das hätte wirklich nicht sein müssen"

Eine fünf...

"Wenigstens eine fünf+ nicht so wie bei mir eine fünf-" grinst Alexandra.

"Ja gut bin trotzdem im arsch" gebe ich lachend zurück.

Den Rest der Stunde korrigieren wir die Arbeit und fangen mit dem Arbeitsblatt an.

***

In der Pause erzähle ich Miranda wie ich gestern mit Melina ,Jack getroffen habe. Auch sie grinst immer mehr bei jeder Kleinigkeit und wirft mir vielsagende Blicke zu.

"Kommst du heute nach dem Unterricht mit in die Stadt?"

"War zwar erst gestern, aber wieso nicht" sage ich grinsend.

***

Absolut durchgefroren und mit Tüten bepackt Schließe ich die Haustür auf. Meine Füße tun weh und ich habe Rückenschmerzen. Der Fernseher läuft im Wohnzimmer. Es ist bereits zehn Uhr. Ich stelle die Tüten ab und schalte das Licht ein danach gehe ich ins Wohnzimmer, meine Mutter liegt auf der Couch und guckt irgendeine Soap. Als sie mich sieht setzt sie sich hin.

"Liv?" "Ja?" "Weißt du eigentlich wieviel Uhr es ist!?" Sagt sie wütend nach einem Blick auf die Uhr. Ich verdrehe die Augen. Sie soll mal nicht so übertreiben schließlich bin ich keine fünf mehr die um acht ins Bett soll.

"Ich geh jetzt schlafen bis morgen. Hab dich lieb"

Vorher mach ich noch einen Abstecher in die Küche und nehme mir ein Joguhrt. Im Batman-Pyjama und mit Joguhrt im Bett fällt mir auf das man am Ende des Tages für niemanden gut genug sein 'muss'. Man muss nur für sich selbst gut genug sein. Man muss sich selbst lieben können. Alles andere ist ein Plus - kein Muss.

Stilles VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt