5. Kapitel

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So, weil ihr ein wenig warten musstet, bekommt ihr schon jetzt ein neues Kapitel! Hoffentlich gefällt es euch. :)

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"Prinzessin?"
Ich zucke richtig zusammen, als Danny mich anspricht. Ich sehe immer noch zu der Tür, durch die Kenneth und diese Frau verschwunden sind. Ich würde sie gerne Kenneth zuliebe mehr wertschätzen, aber das ist echt nicht möglich. Ich kann es immernoch nicht fassen, wie sie mit mir geredet hat.
"Heli!"
Ich zucke wieder zusammen, als nun auch Anders meine Aufmerksamkeit haben will und endlich schaue ich zu den beiden. Allerdings kann ich ihren Blicken nicht standhalten und schaue zu Boden.
Dass mir eine Träne über die Wange läuft, bemerke ich erst, als Anders sie wegwischt und mich dann ganz fest in den Arm nimmt. "Shh, nicht weinen. Sie hat das gar nicht verdient. Du bist eine wundervolle Freundin, sie ist doch nur eifersüchtig", versucht er mich zu beruhigen, "und was sie gesagt hat, stimmt gar nicht. Sie ist einfach zu egoistisch, um Kenneth ein bisschen Glück mit dir zugestehen zu können. Ihre Worte sind doch total egal. Kenneth hat dich verteidigt."
So langsam beruhige ich mich wieder und löse mich von Anders. Ich lächle ihn ein wenig unsicher an, aber Danny tippt gegen mein Kinn und zwinkert. "Kopf hoch, Prinzessin, sonst fällt das Krönchen runter!" Er schafft es einfach immer, mich zum Lachen zu bringen.
Ich habe nicht wirklich Hunger und stochere in meinem Essen herum, obwohl Celina versucht, mich dazu zu bewegen, wenigstens ein bisschen zu essen.
Danny kommt mit auf unser Zimmer, wo Anders es sich gleich mit einem Buch auf seinem Bett gemütlich macht.
"Hast du Lust, ein wenig Shoppen zu gehen, Prinzessin?", fragt Danny, deutlich bemüht, irgendeine Ablenkung für mich zu finden. Deswegen nicke ich und meine scherzhaft: "Na los, dann geh mal deine Einhörner satteln." Der blonde Norweger quittiert das nur mit einem leichten Schlag gegen meinen Arm, grinst mich aber an und holt dann seine Jacke, während auch ich mich warm anziehe.
Gerade als ich aus dem Zimmer gehen will, kommt ein leicht lächelnder Kenneth mit einer süffisant lachenden Stine am Arm durch die Tür.
"Wo gehst du hin?", fragt Kenneth mich mit großen Augen und ich antworte ihm kurz angebunden. Sein ohnehin kaum vorhandenes Lächeln verschwindet jetzt vollständig und ich sehe mal wieder seine niedergeschlagene Miene.
Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, kommt Danny wieder und wir machen uns auf den Weg in die Innenstadt. Nachdem wir ein bisschen herumgelaufen sind und Schaufenster angeschaut haben, sehe ich einen Laden, der mir bekannt ist und ziehe Danny prompt in die Richtung.
Ich lache voller Vorfreude auf sein Gesicht und öffne die Ladentür, dann drehe ich mich zu meinem Begleiter um. Sein Mund steht offen, seine Augen sind riesig und sein Gesicht leuchtet. "Willkommen im Paradies", sage ich grinsend und ziehe Danny weiter in den Laden voll von den absurdesten Hausschuhen.
Wir werden von einer Verkäuferin begrüßt und Danny schaut sie an, als wäre sie eine Heilige. Die nächsten zwei Stunden verbringen wir damit, dass der blonde Norweger das gesamte Sortiment anprobiert. Zwischendurch mache ich ein Bild von ihm, wie er inmitten eines Berges von Slippers sitzt und schreibe darunter "Danny in paradise", dann poste ich es auf Instagram.
Der glückliche Skispringer schaut mich mit großen Augen an und fragt mich zum hundertsten Mal an diesem Nachmittag, was ich von dem gerade anprobierten Paar halte.
Die Blobfische mit der Wassersohle habe ich ja noch ganz niedlich gefunden, aber die Spinnen mit den Kulleraugen und den langen Beinen, die sich von selbst bewegen? Igitt. Dann hat Danny noch Kätzchen anprobiert gehabt, die bei jedem Schritt miauen, Rentiere mit wackelnden Ohren, die Jingle Bells singen, und zwei Darth Vaders mit gruseligen Atemgeräuschen. Ganz nützlich - und niedlich - finde ich ja die Wale mit Heizfunktion, aber dann gibt es auch Slippers mit Fußmassage. Jetzt gerade hat Danny das letzte Paar an, nämlich Slippers mit Rollen.
Er saust glücklich damit durch den Laden, bis er mit einem leisen Aufschrei in dem weichen Berg von Slippers landet. Ich habe das alles gefilmt und lache, während ich Danny hochhelfe und das Video gleichzeitig auf Instagram hochlade.
"Die bekommst du ganz sicher nicht, Alex würde mich umbringen", meine ich halb lachend und halb böse. Danny schaut mich mit großen Augen an und beäugt den Berg hinter ihm.
"Aber die anderen alle, ja?", fragt er mich mit seinem süßesten Hundeblick, aber ich muss standhaft bleiben und schüttele deshalb den Kopf. Dannys entsetztes Gesicht ist fast schon komisch, wenn man bedenkt, worum es hier geht. Er schmollt jetzt und ich mag es gar nicht, ihn so enttäuscht zu sehen, aber das Team ist bestimmt weder mit den rollenden Slippers, noch mit jenen, die Geräusche machen, einverstanden.
Das sage ich Danny auch so, woraufhin der blonde Norweger in Tränen ausbricht. Die Verkäuferin schaut ihn ganz bestürzt an und ich ziehe ihn schnell in meine Arme.
"A-aber die s-sind doch so-o to-oll", weint Danny in meine Schulter, "i-ich will s-sie ha-aben, w-w-wieso h-hasst ihr m-mich für die S-slippers?"
"Danny, keiner hasst dich dafür. Wir lieben dich doch so, wie du bist, mit deinen Slippers", sage ich und streiche ihm über die weichen blonden Haare, "Aber du kannst nicht alle haben. Außerdem sollen sie doch etwas besonderes sein, oder?"
Zögerlich nickt Danny jetzt und wischt seine Tränen weg. "Darf ich die Wale haben?", fragt er dann ganz leise und betreten. Ich stelle mich auf meine Zehenspitzen, sodass ich ihm einen Kuss auf die Wange drücken kann, und nicke dann.
Sofort strahlt der Blonde wieder und auch die Verkäuferin scheint überaus erleichtert.
Zurück im Hotel angekommen, gehe ich mit Danny auf sein und Joachims Zimmer, damit ich Stine nicht begegnen muss. Anders ist auch da und die beiden müssen erstmal eine eingehende Beschreibung von Dannys neuem Lieblingsladen über sich ergehen lassen.
Anders merkt jedoch, dass ich nicht so ganz bei der Sache bin und setzt sich zu mir, um leise mit mir zu reden.
"Heli, mach dir bitte keine Sorgen. Du hast nichts falsch gemacht. Und was die beiden betrifft - Kenneth war total darauf bedacht, dass Stine nichtmal in die Nähe von eurem Bett kommt. Und als sie mich rausschicken wollte, hat er total abgeblockt. Ich glaub, er merkt langsam, was für ein Spiel sie spielt. Und du bist ihm wirklich wichtig."
Ich lächle Anders dankbar zu. Das hab ich jetzt irgendwie echt gebraucht und ich fühle mich viel besser. Andererseits sind die beiden immer noch irgendwo und vielleicht schafft Stine es ja, Kenneth davon zu überzeugen, dass ich ihm schaden will.
Als wir nach dem Abendessen - bei dem mein Video von Danny eins der Hauptgesprächsthemen gewesen ist - zurück auf unsere Zimmer gehen, ist Kenneth nicht da. Anders scheint ein wenig besorgt, aber er sagt nichts.
Ich bin unsicher, soll ich in unserem Bett schlafen? Wer weiß, ob nicht doch etwas zwischen den beiden dort lief. Schließlich siegt aber der Wunsch nach einem relativ ruhigen Schlaf, weshalb ich mich in Kenneths Kissen und Decke kuschele, nachdem ich einen seiner Hoodies übergezogen habe.
So umgeben von seinem Geruch fällt es mir zwar immer noch schwer, einzuschlafen, aber irgendwann gelingt es mir dann doch. Als sich schließlich noch zwei starke Arme um mich legen, fühle ich mich ganz sicher und schlafe gut bis zum nächsten Morgen.
Verschlafen öffne ich die Augen und schaue direkt in zwei tiefe, leuchtend blaue Augen. Kenneth...Ich stöhne, schließe die Augen wieder und drehe mich weg. Ich weiß nicht, ob ich mit ihm reden will.
"Hast du gut geschlafen, Liebes?" Seiner weichen, leisen Stimme kann ich einfach nicht widerstehen. "Hmm", grummele ich bejahend und drehe mich wieder zu ihm. "Ich will enttäuscht von dir sein, aber du lässt mir keine Chance", murre ich und er lacht.
Kenneths Hand schleicht sich unter meine - also eigentlich seine - Decke und legt sich auf meine Hand, die er dann leicht drückt. "Es tut mir leid, wie Stine sich verhalten hat. Du hast das nicht verdient, sie ist einfach...schwierig."
Ich runzele die Stirn, aber sofort fährt Kenneth mit seinen Fingern darüber, um die Falten zu glätten. "Liebst du sie?", frage ich ihn leise und es schockiert mich, wie schnell er antwortet: "Nein. Nicht mehr. Ich weiß nicht, ob ich sie jemals geliebt habe." Ich habe das Gefühl, dass mir ein zentnerschwerer Stein vom Herzen fällt, sodass ich mich viel leichter und glücklicher fühle.
"Wieso bist du dann mit ihr zusammen?", frage ich vorsichtig nach und diesmal muss er sich die Antwort länger überlegen. "Es ist...eine Gewohnheit. Ich hab mal geglaubt, ich würde sie lieben. Ich weiß nicht, wann es aufgehört hat. Aber Stine ist schon lange meine Freundin und ich will sie nicht verletzen."
Ich schüttele ungläubig meinen Kopf und setze mich auf. "Ist das dein Ernst? Du liebst sie nicht, findest sie anstrengend und willst sie aber nicht verletzen? Lieber lässt du zu, dass sie dich verletzt? Ihr ist das doch vollkommen egal!" Ich werde wütend, wieso sieht er das nicht? Sie kümmert sich überhaupt nicht um seine Gefühle!
"Das stimmt doch gar nicht", meint Kenneth aufbrausend und steht vom Bett auf, "nur weil ich sie nicht liebe, heißt das nicht, dass ich sie einfach abservieren kann!"
"Doch, genau das heißt es! Wenn sie dich lieben würde, dann würde sie nicht wollen, dass du so darunter leidest!", rufe ich verzweifelt, aber er will nichts davon hören.
"Sie hat dich verletzt, aber das ist noch lange kein Grund, so über sie zu reden! Du kennst sie doch gar nicht!", schleudert Kenneth mir ebenso sauer entgegen und macht sich mit seiner gepackten Tasche - wir reisen heute ab - auf den Weg zur Tür. "Aber kennst du sie denn?", sage ich leise und Kenneth dreht sich kurz zu mir, aber dann schließt er die Tür hinter sich.
Ich lasse mich zurück auf das Bett fallen und lasse den Tränen freien Lauf.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt