26. Kapitel

321 14 0
                                    

"Ich hole schnell meine Sportsachen aus dem Auto, okay?", sagt Kenneth mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen und drückt meine Hand. Ich frage ihn, ob ich mit ihm kommen soll, aber mein Elf lehnt dankend ab, weshalb ich allein mit Lucas zur Sporthalle rüber gehe.
Umgezogen stehen wir in der Halle, aber Kenny ist noch nicht da und kommt auch nicht, als der Unterricht beginnt. "Helen, konzentrier dich. Er ist gleich wieder bei dir, du kommst ja echt nicht ohne ihn klar!", zieht Lucas mich auf und wirft mir den Volleyball zu.
Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, aber er lacht nur und kommt zu mir, damit er mich in seine Arme schließen kann. "Du weißt, dass ich das nicht ernst meine, ja", flüstert er, "und ich bin mehr als froh zu sehen, dass er dich so sehr liebt und dich damit glücklich macht."
Ich grinse meinen besten Freund an und erwidere: "Du hast ja recht. Er ist mein Schatz und am liebsten wäre ich immer nur bei ihm."
Ich komme gar nicht dazu, traurig zu Boden zu sehen, weil plötzlich die Tür aufgeht und Kenny wie ein Blitz zu mir gelaufen kommt und sich eng an mich schmiegt.
Verwundert sehe ich, wie noch sieben andere Männer im schwarzen Trainingsshirt meines Teams in die Halle kommen. Zwei von ihnen - Danny und Tom natürlich - hüpfen wie Flummis herum und schnappen sich gleich einen Ball, um mitzumachen. Alex verdreht die Augen und unterhält sich mit meiner Sportlehrerin, vermutlich um zu klären, ob es okay ist, dass die beiden Norweger einfach so den Unterricht aufmischen.
Als sie zuzustimmen scheint, steht Anders einen winzigen Augenblick später neben uns und hebt mich in seiner Umarmung hoch, damit er, wie er es nennt, seine Freude darüber, mich zu sehen, besser ausdrücken kann. Dann schiebt er mich, vielleicht aus Angst vor einem bösen Blick, zurück in Kenneths Arme. Mein Lieblingsnorweger seufzt zufrieden und platziert einen Kuss auf meinen Haaren.
Währenddessen schaut Anders Lucas interessiert an und stellt in meine Richtung hin fest: "Das ist dein bester Freund hier, Lucas, nicht wahr?"
Kenneth nickt an meiner Stelle und stellt die beiden einander vor, woraufhin sie sich einen neuen Volleyball nehmen und, in eine Konversation versunken, mit der vorgegebenen Übung beginnen.
Ich merke, dass mein Freund eigentlich viel lieber mit mir kuscheln würde, als Sport zu machen, aber dennoch lässt er mich los und stapft auf die andere Seite des Netzes, wo er die von mir gespielten Bälle abblocken soll.
Nach einiger Zeit wird mir langweilig und Kenneth merkt es, weshalb er mir zuzwinkert und dann dafür sorgt, dass er Dannys und Andreas' Aufmerksamkeit hat, um die beiden zu einem Dance-Battle herauszufordern.
Mein Elf wirkt total unkoordiniert und deshalb so lustig, aber auch total süß. Er hüpft herum, dreht sich, kickt in die Luft, wackelt mit seinem ganzen Körper und springt am Ende auf mich zu, woraufhin er schüchtern lacht und mein Herz damit zum Schmelzen bringt.
Die beiden anderen haben keine Chance gegen meinen Lieblingsnorweger, aber trotzdem applaudiert die ganze, lachende Halle.
Meine Lehrerin teilt als nächstes 6er-Teams für ein Mini-Turnier ein. Sogar Alex spielt mit, aber er ist nicht in meinem Team, sondern bei Johann und anderen Leuten aus meinem Sportkurs. Anders stöhnt auf, als er mit Tom in ein Team gesteckt wird, und flieht dann vor ihm durch die Halle, um sich hinter Lucas zu verstecken, woraufhin Tom natürlich so tut, als würde er das kleine Küken nicht finden können. Andreas und Danny spielen zusammen in einem Team und dementsprechend sind Joachim und Kenneth bei mir, genau so wie Lucas.
Unser erstes Spiel bestreiten wir gegen das Team von Tom und Anders, der mit seiner Sprungkraft echt überragend gut spielt. Im Endeffekt gewinnt sein Team dann auch ganz knapp, aber Anders hat das auch echt verdient.
Während die anderen beiden Teams gegeneinander spielen, setzen wir uns auf eine Bank. "Du hast toll gespielt, Liebling", murmele ich gegen Kenneths Brust, an die ich mich lehne. Er zeigt seine niedlichen Grübchen und bedankt sich mit einem flüchtigen Kuss bei mir.
Nachdem Danny's Team das von Alex besiegt hat (und Tom sich über den "alten Mann" lustig gemacht hat), ist es an uns, sein Team zu schlagen. Danny's und Andreas' Körpergröße sind echt von Vorteil, aber mein Elf schmettert zwei richtig gute Bälle und Joachim blockt die gegnerischen Bälle ab. Lucas macht die Angaben und ich verteile die Bälle auf der 3er-Position.
Wir schaffen es also, das Spiel zu gewinnen und müssen gleich darauf noch gegen Alex' Team spielen, das wir ebenfalls besiegen.
Dann haben wir zwei Spiele lang Pause und mein Freund nutzt die Zeit, um mich ganz eng an ihn zu ziehen, damit er ausgiebig mit mir kuscheln kann. Ich lächle verliebt vor mich hin, was ihm natürlich nicht entgeht. "Mein Schatz, ich liebe dich", haucht er oberhalb meines Ohres in meine Haare und küsst meine Wange. Als ich erröte, drückt er mich noch fester an sich und ich verstecke mein Gesicht in seinem Nacken.
Es gelingt ihm nicht, mich von dort wieder hervorzulocken, bis das letzte Spiel, das Finale, beginnt. Widerwillig lasse ich von meinem Elfen, dessen wundervoller Geruch mir das Gefühl, zuhause zu sein, gibt, ab und unser Team stellt sich auf. Gegenüber macht sich erneut Toms und Anders' Mannschaft bereit, die ihre Spiele auch alle bis auf eins gewonnen haben.
Kenneth macht den ersten Aufschlag und das Spiel beginnt. Keine der beiden Mannschaften ist wirklich überlegen, sodass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen wird. Ganz knapp erreicht ein Junge aus dem gegnerischen Team den Ball nicht, und nach unserer nächsten Angabe schmettert Joachim den Ball unerreichbar auf den Boden der gegnerischen Hälfte.
"Gewonnen!", schreit Kenneth und drückt mich ganz fest, bevor er mich lachend durch die Luft wirbelt.
Ich freue mich mit meinem Elfen und drücke einen liebevollen Kuss auf seine Lippen, als der Sportunterricht auch schon beendet wird. Sofort schlägt meine Laune um und auch meinem Freund schwindet das Lächeln aus dem Gesicht. Jetzt muss das Team nämlich zum Flughafen und ich bin auf ungewisse Zeit von meinem Lieblingsnorweger und meinen Freunden getrennt.
"Liebes, bitte weine doch nicht!", flüstert Kenneth verzweifelt und wischt mir die Tränen, die unbemerkt über meine Wangen gerollt sind, weg.
"Prinzessin", ruft Danny und umarmt mich, nachdem er sich die verschwitzten, blonden Haare aus dem Gesicht gestrichen hat, "Wir passen schon auf deinen großen, verrückten Freund auf! Mach dir keine Sorgen, mit uns wird ihm schon nicht langweilig."
Als er merkt, dass der Gedanke an meinen Elfen, wie er lacht und scherzend durch die Gegend springt, mich nur noch niedergeschlagener macht, zieht Danny mich enger an seinen durchtrainierten Oberkörper und meint: "Kopf hoch, Prinzesschen. Du weißt, dass die Krone nicht runterfallen darf. Und jetzt hör zu. Dieser übergroß geratene Elf, wie du ihn nennst", ich unterbreche ihn mit einem bösen Blick, schließlich ist Kenny nicht übergroß, er braucht einfach nur einen großen Körper, damit sein riesiges Herz auch da rein passt, "liebt dich über alles, das ist fast schon erschreckend. Schau ihn an, am liebsten würde er bei dir bleiben, weil er nicht will, dass du unglücklich bist. Er wird an nichts anderes denken. Mach es ihm nicht so schwer. Und mach es dir nicht so schwer."
Danny schaut mich verständnisvoll und eindringlich an. Er hat ja recht, auch wenn es hart klingt. Ich werde jeden Tag mit Kenneth skypen und ihm schreiben und ihn anrufen. Ich darf ihm jetzt nicht das Gefühl geben, dass er mir wehtut, wenn er seinen Traum verfolgt.
Also erwidere ich: "Du hast ja recht. Ich will doch, dass mein Kenny springt, dann bin ich nämlich super stolz auf ihn. Er ist der beste Skispringer auf der Welt, weißt du, Slippersking?"
Danny nickt und verkneift sich den Kommentar, dass das nicjt ganz stimmt. Für mich stimmt es nämlich, denn er ist diese Saison von 0 auf Platz 3 gestartet und das ist bei weitem die fantastischste Leistung, oder?
Kenneth schaut mich gerührt an und zieht mich in seine Arme, sodass ich meine Hände auf seinen Bauch legen kann. Sofort werde ich ganz ruhig und alle Bedenken bezüglich unserer Trennung verschwinden aus meinem Kopf. Auch mein Freund atmet befreit auf, bevor er seine Nase in meinen Haaren versteckt und er kleine Küsse auf meiner Stirn verteilt.
"Du hast keine Ahnung, wie süß du bist, oder?", seufzt er und schaut mich mit seinen tiefen, hypnotisierend blauen Augen verliebt an.
Ich werde rot, grinse ihn aber an und necke ihn: "Das sagst gerade du. Du bist perfekt, okay? Jedes Wort, das du sagst, steigert meine Liebe zu dir. Es ist unmöglich, dass jemand süßer ist, als du es bist, und ich schonmal erst recht nicht. Keine Widerrede."
Kenneth schaut mich schmollend an und ich kann einfach nicht ernst bleiben. "Siehst du, diese Momente meine ich", murmele ich gegen seine Lippen, bevor ich ihn zärtlich küsse, wobei er mich näher an sich zieht und seine Arme um meine Hüfte legt.
"So, ihr Turteltäubchen", ruft Tom und springt auf uns zu, "Ihr habt euch jetzt genug angeschmachtet!"
"Tom...", unterbricht Lucas ihn, aber der Bunny will nichts davon wissen. "Was? Das macht mich eifersüchtig", gibt er niedergeschlagen zu.
"Oh Tom", sage ich leise und umarme den Scherzkeks, "mach dir mal gar keine Sorgen, jemanden wie dich muss man einfach lieben. Naja, außer, wenn man Kenny haben kann, natürlich. Du findest schon die richtige!"
Tom scheint beruhigt und hüpft um Alex herum, der mit mitleidiger Miene verkündet, dass wir uns auf den Weg zum Flughafen machen müssen.
"Du bist so perfekt. Ich liebe dich", flüstert mein Freund mir ins Ohr, als er neben mir ins Auto steigt, mit dem Lucas uns zum Flughafen fährt.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt