18. Kapitel

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Als wir im Landeanflug sind, wache ich langsam auf und strecke mich. Ich gähne, ganz so ausgeschlafen bin ich nämlich wohl immer noch nicht.
"Na, auch mal wieder wach, Prinzessin", grinst Danny und ich will mich zu ihm drehen, werde aber von zwei starken Armen um meine Hüfte und einem Kopf auf meiner Brust daran gehindert.
"Jaja, Slippersking", bemerke ich daraufhin achtlos und schaue zu dem Elfen herab, der seine Nase in meinem Pulli vergraben hat. Ich streiche über seinen hohen Wangenknochen, über dem seine langen Wimpern ruhen, und lege dann meinen Arm um seinen Oberkörper. Sein Brustkorb bewegt sich ruhig und gleichmäßig auf und ab, sodass ich fast wieder vom Schlaf übermannt werde. Nur der süße Anblick von meinem schlafenden Elfen hält mich davon ab. Als ich einfach dem Drang nicht widerstehen kann, meine Nase in seinen soooo gut riechenden, weichen Haaren zu verstecken, lacht Danny: "Genau das hat er bei dir gemacht, als du geschlafen hast. Ihr seid wirklich wie füreinander geschaffen."
Beschämt verstecke ich jetzt mein gesamtes Gesicht in Kenneths Haaren, während uns nun das ganze Team anschaut. Ist mein Elf wirklich genauso in mich verliebt, wie ich in ihn? Will er mich genauso in jeder freien Minute berühren? Bei der Vorstellung kribbelt mein ganzer Körper, aber es ist mir auch ein wenig unangenehm, dass alle mich so ansehen.
"Jetzt hört doch auf, sie anzustarren, sie ist ja schon ganz schüchtern", murrt Kenneth gegen meinen Bauch und alle tun sofort, was er gesagt hat. Dann hebt er langsam seinen Kopf und schaut mich mit seinen ozeanblauen Augen an.
"Hællæ", zwinkert er mir zu und hält mich weiterhin fest in seinen Armen. "Hællæ, Liebling", hauche ich gegen seine Lippen, "Ich wollte dich nicht aufwecken." Ich fahre mit den Fingern durch seine weichen, zerzausten Haare und ziehe leicht an den Spitzen. "Mhh", seufzt Kenneth und streicht mit seinen Lippen über meine, "so wache ich doch gerne auf."
Er zwinkert mir verführerisch zu, aber der Moment wird zerstört, indem Danny in lautes Gelächter ausbricht.
"Ihr seid ja schlimmer als Johann und Celina", schnauft er, "Kenneth, jetzt hör doch auf, sie aufzuessen, wir brauchen sie noch!"
Ich muss auch grinsen und frage den blonden Norweger: "Aw, Dannylein, bist du eifersüchtig?" Er zuckt nur mit den Schultern und meint: "Vielleicht."
Das hört mein Elf gar nicht gern. Er zieht mich enger zu sich, legt besitzergreifend die Arme um meinen ganzen Oberkörper und schaut Danny böse an. "Meins", zischt er und drückt einen Kuss auf meinen Kopf, den er an seine Brust gezogen hat.
Danny lacht jetzt nur noch lauter. "Hat das jemand auf Snapchat? Joachim? Perfekt! Kenneth, jetzt mal ehrlich, keiner würde sie dir wegnehmen. Nicht mal Tom, wenn auch nur als Scherz. Seelenverwandte trennt man nicht."
So habe ich das noch nie gesehen, aber eigentlich passt dieser Begriff total zu uns. Ohne einander sind wir einfach nicht komplett. Wir haben uns vom ersten Moment an perfekt ergänzt.
Kenneth sieht mein verträumtes Lächeln und küsst meine Stirn aufs Neue, aber bevor er etwas sagen kann, sind wir schon gelandet und dürfen aussteigen. Na endlich! Auch wenn ich in den letzten Tagen oft geflogen bin, mag ich es noch lange nicht. Um mich zu beruhigen, zieht Kenneth mich in seine Arme, während wir auf unser Gepäck warten.
Obwohl einige aus dem Team in Lillehammer wohnen, fahren wir alle zusammen zum Hotel.
Diesmal kriegen Kenneth und ich überraschenderweise ein Zimmer für uns alleine. Ich vermute ja, dass Danny da irgendwie seine Finger im Spiel hatte. Auf der Busfahrt hat er bereits erwähnt, dass die "kleinen Gangnes" alle mit Zweitnamen André heißen müssen. "Egal ob Mädchen oder Junge", hat er dann noch hinzugefügt und Kenneth hat ihm einen bösen Blick zugeworfen, während der Rest darüber lachen musste.
Sobald ich meinen Koffer öffne, fällt mir ein roter Umschlag ins Auge, der ganz oben auf meinen Sachen drauf liegt. Wie schon beim ersten Mal ist darauf in Kenneths Handschrift die Aufschrift 'Für meine Kleine' zu sehen und darin befindet sich ein herzförmiger Zettel. Mein Herz schlägt sofort schneller und ich bin ganz aufgeregt.
'Liebes,
unser erstes Date war wundervoll. Wie könnte es auch anders sein, schließlich ist alles perfekt, solange du bei mir bist.
Treffe mich am Hoteleingang, wenn du ausgepackt hast.
Ich hab dich so lieb,
Dein Elfchen ;)'
Kurz darauf schließt Kenneth mich am Eingang in eine enge Umarmung. "Schön, dass du da bist", flüstert er mir liebevoll zu und zieht mich nach draußen, will mir aber nicht verraten, wo wir hingehen, bis wir auch schon dort sind.
"Komm her, ich helfe dir", sagt er zärtlich und greift nach meinen Händen, um mich aufs Eis zu ziehen. Ich bin schon ewig nicht mehr Schlittschuhlaufen gewesen und fühle mich ziemlich unsicher, doch mein Elf wird mich sicher festhalten. Mit seinen Händen auf meinen Hüften lenkt er mich auf die Eisbahn. Zögerlich mache ich ein paar Schritte und wäre hingefallen, wenn Kenneth nicht seine Arme um meine Taille gelegt hätte.
"Nicht so schnell", flüstert er in mein Ohr, "oder willst du etwa von mir wegkommen?" Dabei drückt er mich extra fest an sich und die Schmetterlinge in meinem Bauch fliegen Loopings. "Nee", lache ich und drehe mich in seinen Armen um, damit ich mich besser an ihn kuscheln kann, "Pass auf mich auf, bitte?"
"Du weißt genau, dass ich dir nicht widerstehen kann, wenn du mich so anschaust", haucht Kenneth gegen meine Lippen und ich lächle ihn unschuldig an. Er überbrückt den Abstand zwischen unseren Lippen und küsst mich ganz zaghaft und sanft. Ich bin so geflasht und es fühlt sich so fantastisch an, dass ich beinahe vergesse, ihn zurück zu küssen. Aber eben nur beinahe.
Seine Lippen schmecken wundervoll nach Kaffee und ich kann gar nicht genug davon kriegen, aber irgendwann löst Kenneth sich vorsichtig von mir und küsst abschließend meine Wange, bevor er flüstert: "So wundervoll sich das auch anfühlt, was sagst du dazu, wenn wir uns ein Stück bewegen? Ich will nicht, dass du frierst."
Und wieder einmal schmelze ich ein wenig mehr dahin. Wie niedlich er doch ist! Und er gehört mir. Der Gedanke zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht und das scheint Kenneth anzustecken, denn jetzt zeigt er seine süßen Grübchen. Sie vertiefen sich, als ich sie zärtlich berühre.
Mit der Zeit kriege ich den Dreh raus und gleite immer leichter und besser über das Eis, jedoch will ich weiterhin Kenneths Hand halten und ihn scheint das nicht zu stören, eher ganz im Gegenteil.
Irgendwann bleibt Kenneth hinter mir stehen, legt wie selbstverständlich seine Arme um meine Taille und seinen Kopf auf meine Schulter und zaubert aus dem Nichts einen neuen roten Umschlag hervor. Diesen hält er mir erwartungsvoll hin und ich öffne ihn vorsichtig.
Das Herzblatt darin ist jedoch leer. Hat er etwas vergessen? Sollte da nicht etwas stehen? Doch da habe ich mich geirrt.
Stattdessen wispert mein Elf mir ins Ohr: "Na, meine Kleine. Ich hoffe so sehr, dass dir unser zweites Date gefallen hat. Bereit für das dritte? Ich kann es nämlich kaum erwarten, noch mehr Zeit mit dir zu verbringen. Ich hab dich lieb, Dein Elfchen."
Schüchtern nicke ich und lasse zu, dass er mich von der Eisfläche zieht. Ich kann es gar nicht erwarten, zu erfahren, was das dritte Date ist. Andererseits ist es mir aber fast schon egal. Es kann nur perfekt werden, mit meinem Lieblingsnorweger an meiner Seite.
Schnell haben wir unsere Schuhe wieder angezogen und Kenneth greift sofort wieder nach meiner Hand. Es ist immer wieder wundervoll, ihn an meiner Seite zu spüren und seine Hand in meiner zu halten.
"Was geht dir durch deinen hübschen Kopf?", fragt er leise, während wir durch die Straßen von Lillehammer spazieren. "Womit hab ich dich verdient? Du bist so süß und perfekt und lieb und mit allem, was du tust, sorgst du dafür, dass ich mich nur noch mehr in dich verliebe. Wenn du mich berührst oder auch bloß anlächelst, schlägt mein Herz gleich viel schneller und alles andere wird unwichtig. Aber ich..."
Mein Lieblingsnorweger unterbricht mich: "Ich bin doch gar nicht so perfekt, wie du denkst. Aber für mich bist du perfekt. Ich könnte mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen."
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er rot wird und ich schaue schüchtern zu Boden. "Das geht mir genauso", flüstere ich und kaum habe ich den Satz beendet, liegen auch schon Kenneths weiche Lippen auf meinen und erneut exlodiert ein Feuerwerk in mir.
Ich wünsche mir, dass dieser Kuss nie enden mag, aber viel zu schnell brauchen wir beide Luft. Kenneth nutzt die Gelegenheit, um mich in ein Gebäude zu führen, das sich als Restaurant entpuppt. Wir werden begrüßt und der Kellner bringt uns zu einem Tisch, der mit Rosen dekoriert ist. Mein Elf rückt mir den Stuhl zurück und spielt dann mit meinen Fingern, sobald er sich mir gegenüber gesetzt hat.
"Magst du probieren?", fragt er im Laufe unseres Gespräches leise und hält mir seine Gabel hin um mich zu füttern. Er scheint Gefallen daran zu finden und gibt mir immer wieder einen Bissen von seinen Nudeln ab.
Ich erfülle das Klischee und esse einen Salat. Aber nicht, um das Klischee zu erfüllen, sondern weil ich Salat tatsächlich echt gerne mag. Das hindert Kenneth jedoch natürlich nicht daran, mich damit zu necken, aber auch er muss zugeben, dass es wirklich toll schmeckt, als ich ihn probieren lasse.
Wir reden viel über Essen und auch sonst schafft mein Elf es, Themen zu finden, bei denen es okay ist, wenn ich ihm von mir erzähle. Ich fühle mich irgendwie schuldig, weil ich ihm so viel verheimlichen muss.
"Liebling, das ist so unfair! Du erzählst mir alles über dich, aber du darfst nichtmal meinen Nachnamen wissen. Nur wegen diesem Vertrag. Aber ich vertraue dir doch! Mehr als jedem anderen", meine ich verzweifelt, doch Kenneth will davon nichts wissen und schüttelt bestimmt den Kopf.
"Auch wenn ich nicht deinen ganzen Namen oder dein Alter oder sonst viel weiß...du bist so süß. Ich weiß doch, dass du mir vertraust. Nichts könnte daran etwas ändern, dass ich dich so liebe, wie du bist. Und schon gar kein Vertrag", gesteht er schließlich leise und küsst mich zärtlich.
Einige Tränen laufen mir über die Wangen und Kenneth küsst sie einfach weg. Er akzeptiert mich genau so, wie ich bin. Es gibt nichts, was mich glücklicher machen könnte, und das sage ich ihm auch. Daraufhin drückt mein Elf meine Hand sanft und sagt: "Ich hab dich so lieb, so, so, so lieb."
Als wir fertig gegessen haben und Kenneth darauf bestanden hat, für mich zu bezahlen, treten wir wieder nach draußen in die kalte Winterluft. Trotz meines warmen Mantels friere ich ein wenig, was ihn dazu veranlasst, seinen Arm um mich zu legen, damit er mir ein wenig von seiner Körperwärme schenken kann.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt