21. Kapitel

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Die ersten Strahlen Sonnenlicht scheinen in mein Gesicht, als ich aufwache, sodass ich schnell die Augen wieder zukneife und mich an Kenneth kuscheln will. Doch das Bett neben mir ist leer bis auf einen von Kenneths Hoodies und einen roten Umschlag.
Wo ist mein Elf nur? Es ist doch noch zu früh, um aufzustehen. Stattdessen könnten wir kuscheln! Andererseits bin ich aber auch ganz gespannt. Was wohl in dem Brief stehen mag? Unser siebtes Date?
Genau in diesem Augenblick geht die Tür auf und Kenneth schleicht sich leise ins Zimmer. Er trägt ein Frühstückstablett und der Duft von frischen Brötchen und Tee verteilt sich im gesamten Raum. 
Kenneth stellt das Tablett vorsichtig ab und dreht sich dann zu mir. Als er sieht, dass ich wach bin, schaut er etwas enttäuscht und kuschelt sich dann zu mir unter die Decke. "Ich wollte dich doch wecken", jammert er gespielt verzweifelt und bringt mich damit zum Lachen. Er sieht einfach zu niedlich aus, wenn er schmollt. "Nicht lustig", scherzt er mit ganz ernster Miene und ich erwidere: "Ich schlafe doch schon wieder." Um das noch zu verdeutlichen, schließe ich die Augen und kuschele mich an meinen Elfen. 
"Du siehst so süß aus, wenn du schläfst", haucht er und ich spüre seine Lippen an meiner Nasenspitze, bevor sie sich sanft auf meinen Mund legen. "Guten Morgen, Liebes", raunt er in mein Ohr und seufzt leise, als ich meine Finger unter sein Shirt schiebe. Ich stehle mit noch einen Kuss, bevor ich mich in Kenneths Armen aufsetze und er mich in seinen Schoß zieht. Dann angelt er den roten Umschlag von der anderen Seite des Bettes und gibt ihn mir begleitet von einem Kuss auf die Stirn. 
"Liebes,
Gestern war der beste Tag in meinem ganzen Leben. Und heute Morgen in dem Wissen aufzuwachen, dass ich dir meine Liebe noch mehr zeigen kann, war ein tolles Gefühl. Ich kann es gar nicht erwarten, dich gleich wachzuküssen. Und dann...Frühstück im Bett - unser siebtes Date, sollte etwas sein, das ich dir immer und immer wieder geben kann, um dir zu zeigen, wie wichtig du mir bist. Hoffentlich stimmt das, was ich gelesen habe, und du hast dich tatsächlich nach sieben Dates in mich verliebt...ich könnte mir nämlich ein Leben ohne dich nicht vorstellen.
Ich hab dich so lieb,
Dein Elfchen'
Kenneth hat, während ich den Brief gelesen habe, das Frühstückstablett ans Bett geholt, sich mit dem Rücken an die Wand gesetzt und mich zwischen seine Beine gezogen. Seine Hände liegen leicht auf meinem Bauch und er reibt seine Nase zärtlich gegen meinen Kopf. 
"Kenny", spreche ich ihn leise an und greife nach seinen langen Fingern, die er sofort mit meinen verschränkt. "Ich hab mich in dich verliebt, und zwar nicht erst jetzt. Du warst schon immer der, den ich am meisten mochte und das hat sich nicht geändert. Eher wird es mit jeder Minute und mit jedem süßen Kommentar von dir und mit jedem Lächeln stärker. Du bist der schönste Mensch auf der Welt. Shh, unterbrich mich nicht. Es geht mir nicht um dein Aussehen, das sind nur Pluspunkte. Ziemlich viele sogar. Aber viel wichtiger ist mir doch, wie liebevoll du mit mir umgehst. Du gibst mir das Gefühl, die einzige Frau auf der Welt zu sein, auch wenn du jede andere haben könntest. Bei dir kann ich die sein, die ich bin, weil du es nicht magst, wenn ich mich verstecke. Und das ist ein verdammt gutes Gefühl, weißt du?", flüstere ich und kann kaum meine Tränen zurückhalten.  Ich bin so unendlich glücklich, Kenneth an meiner Seite zu haben. 
Ich merke, dass er etwas erwidern möchte, also drücke ich ihm seinen Kaffee in die Hände und knabbere zögerlich an einem Croissant, bis Kenneth es mir wegnimmt und beschließt, mich zu füttern. "Sonst frühstückst du wieder so wenig", argumentiert er bestimmt und hält mir das Ende, das er in die Erdbeermarmelade getunkt hat, hin. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber in seinen Armen schmeckt alles einfach viel besser. 
Nach den Croissants folgen Brötchen, Erdbeeren und Jogurt. "Du hast da was", murmelt Kenneth und deutet auf meinen Mundwinkel, bevor er sich zu mir vorbeugt und mich küsst. Dann verkündet er stolz: "Weg."
Mein Lächeln ist mindestens genauso riesig wie das meines Lieblingsnorwegers. Es ist einfach total offensichtlich, wie verliebt ich in ihn bin, aber das ist auch gut so, soll schließlich gerne jeder wissen. Denn der perfekteste Mensch auf der Welt macht mich zum glücklichsten Menschen. Womit habe ich ihn nur verdient?
Als wir aufgegessen haben, müssen wir uns anziehen, um zur Schanze zu fahren. Kenneth ist ganz nervös, weshalb ich ihn in meine Arme ziehe und sage: "Hey, du bist der beste Skispringer hier. Du gewinnst das locker. Und selbst wenn nicht - was ich gar nicht glaube - dann stört das niemanden, schließlich bist du gerade erst wieder zurück aus der Verletzungspause. Du kannst hier niemanden enttäuschen. Ich hab das Gefühl, da ist noch was anderes. Rede mit mir."
Ich schaue ihn flehentlich an und sein Blick wird ganz weich. 
Dennoch wirkt er angespannt, als er zu einer Antwort ansetzt. "Meine Eltern kommen. Und ich hab Angst um dich. Sie sind sehr neugierig und ich weiß nicht, wie sie darauf reagieren werden, dass du für uns keine Identität hast, oder darauf, dass wir noch nicht wirklich zusammen sind."
Oh. Das ist eine ziemliche Überraschung. Ich habe Kenneths Eltern zwar schon einmal kennengelernt, aber noch nicht viel mit ihnen geredet. Wie sie wohl sein werden? Eigentlich müssen sie ja total liebenswerte Menschen sein, bei so einem Sohn. Oder?
Wie sich herausstellt, habe ich sie richtig eingeschätzt. Nachdem Kenneth uns einander vorgestellt hat, stellen sie keine weiteren Fragen und scheinen mich sogar zu mögen! Das habe ich so gehofft.
"Liebst du ihn?", reißt mich Kenneths Mutter nun aus meinen Gedanken. Ohne darüber nachdenken zu müssen, antworte ich: "Ja. Mehr als alles andere auf der Welt. Ich weiß, ich bin jung und habe noch keine Ahnung von solchen Dingen..."
"...aber die beiden lieben sich mehr als Sonne und Mond. Heli würde alles für Kennylein tun, und er auch für sie. Ich habe noch nie gesehen, dass zwei Menschen sich so sehr lieben. Nicht einmal bei Johann und Celina", unterbricht mich Tom und grinst meinen beiden Gesprächspartnern entschuldigend zu, "Jetzt muss ich sie aber entführen, Alex verlangt nach ihr."
Ich versichere den beiden noch schnell, dass ich zu Beginn des Wettkampfes zurück sein werde und gehe dann zu Alex. 
Als ich wieder in der Zuschauermenge bin und Kenneths Eltern gefunden habe, umarmen mich beide überraschenderweise und versichern, dass Kenneth und ich ihre volle Unterstützung haben. Ich bin den Tränen nahe, denn das habe ich mir nie zu träumen gewagt. Umso glücklicher bin ich jetzt und wir verfolgen gebannt den Wettkampf. Bald schon sitzt Kenneth oben auf dem Balken und stößt sich ab, um eine fantastische Weite in den Schnee zu setzen und die Führung zu übernehmen. 
Nach einem spannenden Wettbewerb steht mein Elf als Sieger fest und ich hüpfe aufgeregt hin und her, bis Kenneth endlich bei uns ist und ich ihn umarmen kann. 
"Ich bin so, so, so stolz auf dich!"
Zur Antwort lächelt er nur und zieht mich dann mit sich zur Siegerehrung. Nachdem er den Pokal und Blumen überreicht bekommen hat, wird ihm ein Mikrofon gereicht, vermutlich um sich bei den Zuschauern bedanken zu können.
Stattdessen legt er aber den Pokal und die Blumen ab, hüpft vom Podest und geht vor mir auf die Knie. 
Ein Raunen geht durch die Menge, aber ich habe nur Augen für den Mann, der nun nach meiner Hand greift.
"Meine Kleine", wispert er und die Lautsprecher tragen seine Stimme weit über die ansonsten totenstille Arena, "du bist das Licht meiner Welt und das warst du vom ersten Moment, in dem ich dich gesehen habe, an. Es ist verrückt zu behaupten, dass jemand perfekt ist, aber ich bin gerne verrückt, wenn es um dich geht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich zuerst in deine Haare und deine Augen verliebt. Aber dass du wunderschön bist, macht dich noch nicht zu dem perfekten Menschen, der du für mich bist, sondern dein Charakter. Du bringst mich zum Lachen und ich kann mit dir jeden Streich planen, aber du bist auch für mich da, wenn ich dich am dringendsten brauche und dann weinst du mit mir. Du findest immer die richtigen Worte, um mich zu trösten und mir Mut zu geben, und du kritisierst mich für nichts, sondern verstehst mich und nimmst mich, so wie ich bin. Neben dir möchte ich morgen früh und für immer aufwachen und gestern habe ich noch etwas wichtiges realisiert. Als wir den kleinen Anders getroffen haben, wurde mir klar, dass du alles bist, was ich in einer Frau - und in der Mutter meiner Kinder - suche. Das Gefühl hatte ich schon von Anfang an, aber die Art, wie du mit ihm umgegangen bist, hat es bewiesen. Du bist perfekt für mich, du bist mein Sonnenschein, das Licht meines Lebens. Ich liebe dich mehr als du dir das vielleicht vorstellen kannst, und jedenfalls mehr, als ich es jemals in Worte fassen könnte. Ich liebe dich so sehr, und egal was passiert, das wird sich nicht ändern, nicht heute und nicht morgen und nicht in fünfzig Jahren. Es ist kitschig, wenn ich sage, dass du die Liebe meines Lebens bist, oder? Aber es stimmt. Du bist mein Glück, also mach mich bitte zum glücklichsten Mann der Welt und sei meine Freundin."
Die Tränen laufen ungehindert meine Wangen hinunter und Kenneth wischt sie zärtlich weg, während er auf meine Antwort wartet. 
"Ja", schluchze ich und unser Kuss wird vom Jubel der gesamten Arena begleitet, aber das einzige, was ich höre, ist wie Kenneth immer wieder die drei magischen Worte gegen meine Lippen haucht und ich sie erwidere. Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet, ihn endlich Meins nennen zu können. 
"Ich lass dich jetzt nie wieder gehen, das weißt du, oder?", necke ich ihn, aber mein Elf zuckt nur mit den Schultern und küsst mich mit den Worten, dass ihn das nicht störe.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt