23. Kapitel

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Während Kenneth sich mit seinem Kopf auf meinem Bauch liegend an mich kuschelt und immer wieder einschläft, wobei seine Lippen leicht geöffnet sind und er seine Nase in den Falten seines Hoodies, den ich anhabe, vergräbt, schaue ich mir den ganzen Schulstoff an, den ich verpasst habe.
Wenn mein Elf aufwacht, wechsele ich seine Wadenwickel, er trinkt Tee und kuschelt sich dann möglichst noch näher an mich, um daraufhin gähnend wieder in die Welt der Träume zu versinken.
Jetzt gerade mache ich meine Deutschhausaufgaben, werde aber von Kenneth abgelenkt, der aufzuwachen scheint und seine langen Finger unter mein Oberteil schiebt. Es kribbelt sofort wie wild und ich atme scharf ein.
Seine Finger streichen zaghaft über meinen Bauch und er schiebt den Hoodie immer weiter hoch, sodass auch sein glühender Kopf schwer auf meinem Bauch liegt. Er presst ein paar fiebrige Küsse gegen meine Haut und schaut dann mit großen, glasigen Augen zu mir hoch.
"Na, mein Schatz", lächle ich ihm zu und fahre vorsichtig mit den Fingern durch seine weichen, aber verschwitzten Haare, "Wie fühlst du dich?"
"Mmh, gut", murmelt er, "Du bist so schön kuschelig. Was machst du da?"
Mit interessiertem Blick versucht er, sich aufzusetzen, aber ich sehe wie ihm schwindelig wird und ziehe ihn näher an mich, sodass er an die Wand gelehnt neben mir sitzen kann. Dann drücke ich ihm eine Tasse Tee in die Hände und sage: "Wir lesen dieses Buch und ich muss erklären, welche Auffassung von Glück darin vertreten wird."
Mein Lieblingsnorweger kuschelt sich erneut in meine Arme und fordert mich auf, ihm davon zu erzählen, aber bald fallen seine Augen erneut zu und er schlummert friedlich.
Gegen Nachmittag sinkt sein Fieber endlich. Trotzdem ist mir unwohl bei dem Gedanken, dass er gleich mit mir in den Flieger steigen wird, um mich nach Hause zu begleiten.
Bei dem Gedanken wird mir gleich doppelt schwer ums Herz. Einerseits will ich nicht, dass er sich zu sehr anstrengt, obwohl er eigentlich seine Ruhe braucht, um gesund zu werden. Andererseits jedoch hasse ich die Vorstellung, dass wir in etwa einem Tag für einige Zeit getrennt sein werden.
Ich will nicht zurück in die Schule! Ich habe das Gefühl, dort von niemandem außer Lucas und Miri richtig akzeptiert zu werden. Nur bei Kenneth kann ich die Person sein, die ich bin, und das will ich nicht so bald wieder verlieren.
"Liebes, was ist denn los?", fragt Kenneth und hält im Kofferpacken inne, um meinen zitternden Körper an seinen immer noch warmen zu ziehen, "Shh."
Er küsst mich ganz sanft und schiebt seine Finger erneut unter meinen Hoodie. Ich schaue verlegen zu Boden und Kenneth legt sanft seine Hände an meine Wangen während er mich besorgt ansieht.
"Entschuldige, ich wollte dir keine Sorgen machen", flüstere ich und will mich wegdrehen, aber er hält mich fest und besteht darauf, dass ich ihm sage, was mich beschäftigt.
"Aber..."
"Shh, keine Widerrede!", sagt er mit süßen Grübchen und lässt seine Lippen über meine streifen. Ich will den Kuss vertiefen, aber mein Lieblingsnorweger dreht seinen Kopf, sodass mein Kuss auf seiner Wange landet.
"Mein Schatz, ich will dich nicht anstecken", flüstert er mir zu und seine Augen wirken dabei total traurig. Ich verteile kleine, zärtliche Küsse auf seiner Wange und streiche mit meinen Händen über seinen Bauch, dessen Wärme durch das Shirt dringt.
Mein Elf stupst mich zaghaft mit seiner Nasenspitze an und fragt zögerlich: "Erzählst du mir, was dich so traurig macht?"
Dann greift er sich an die Stirn und verzieht sein Gesicht mit einem schmerzerfüllten Blick. Ich drücke ihn vorsichtig zurück aufs Bett und reiche ihm sowohl Schmerzmittel als auch Tee.
"Ich will nicht zurück in die Schule, ich will bei euch bleiben. Ich vermisse Lucas zwar, aber sonst interessiert es doch sowieso keinen, ob ich da bin oder nicht. Wieso kann ich nicht bei dir bleiben, und bei Danny und Anders und Joachim und Tom und eben euch allen?"
Ich verstecke mein Gesicht in der Decke, doch Kenneth zieht sie mir langsam weg und greift nach meinen Händen. Er verschränkt unsere Finger miteinander und sieht mich verzweifelt an. Eine seiner Hände vergräbt sich in meinen langen Haaren und spielt mit den Strähnen, bevor er zu einer Antwort ansetzt. Immer wieder öffnet er den Mund und schließt ihn dann sprachlos wieder, dabei sammeln sich Tränen in seinen Augen und ich starre ohne jede Zurückhaltung auf seine vollen, weichen Lippen, die das Fieber ein wenig ausgetrocknet hat.
"Helen", sagt er ruhig und ich schaue zu ihm hoch, was mich aber nicht davon abhält, mit meinen Fingern über seine festen Bauchmuskeln zu streichen. "Es tut mir weh, dich so zu sehen. Ich will, dass du glücklich bist", murmelt er verzweifelt, "Du weißt, dass ich alles dafür tun würde, um dich zu schützen, Liebes, nicht wahr? Du bist das beste was mir je passiert ist. Ich hasse es zu sehen, wie du so traurig bist. Aber alle anderen verpassen was, du bist nämlich der unglaublichste Mensch, dem ich je begegnet bin. Und du hast Lucas, der auf dich aufpasst, sonst kriegt er ganz schön Ärger mit mir, ja? Ich wünschte, du könntest hier bleiben. Aber du willst dein Abitur machen und ich glaube fest daran, dass du das schaffst. Ich liebe dich, vergiss das bitte nie und denk einfach daran, wenn du gerade das Gefühl hast, dass du nicht mehr kannst. Ich liebe dich. Hey, nicht weinen. Und bitte glaub nicht, dass du mich verlieren könntest, das wird nie passieren, tut mir leid, das ist jetzt zu spät."
Ich muss lachen: "Du Spinner! Liebling. Danke, danke danke danke. Ich liebe dich so sehr, mein Elfchen."
Kenneth grinst und ich schaue ihn verliebt an und muss einfach über seine Grübchen streichen, aber wir werden durch ein Klopfen an der Tür gestört.
Mit dem restlichen Team fahren wir zum Flughafen. Als wir dort ankommen, wirkt mein Freund bereits mehr als erschöpft und unser Teamarzt kümmert sich zusammen mit mir und Anders um den kranken, leidenden Elfen.
Endlich beginnt das Boarding und bald darauf sind wir in der Luft. Der Druck im Kopf macht Kenneth ganz schön zu schaffen, sodass sein fiebriger Kopf schwer auf meiner Schulter liegt, er mit meinen Händen spielt und ziemlich quengelig ist.
Das ist zwar unglaublich süß, aber die Tatsache, dass es meinem Freund echt furchtbar schlecht geht, bereitet mir Bauchschmerzen und auch die anderen werfen uns immer wieder besorgte Blicke zu.
Als wir dann endlich landen, wirkt Kenneth vollkommen benommen und ich stütze ihn auf dem Weg zur Gepäckausgabe, wo er erschöpft auf einem Stuhl Platz nimmt.
Ich schleppe das schwere Gepäck von uns beiden in die Eingangshalle des Flughafens, als sich plötzlich eine Person auf mich stürzt und mich ganz fest umarmt. Lucas. Ich bin echt super glücklich, dass er hier ist. Ich habe ihn so vermisst!
Lucas zwinkert mir zu und begrüßt meinen Freund mit eben dieser Anrede. Obwohl Kenneth so erschöpft ist, freut er sich sichtlich darüber, meinen besten Freund zu sehen, der gerade ankündigt, dass er uns nach Hause fahren wird, während das restliche Team in einem Hotel in der Stadt, in der ich wohne, unterkommt.
Meine Eltern sind noch nicht von der Arbeit zurück, also bringe ich Kenneth in Ruhe ins Bett und verabreiche ihm seine Medikamente sowie Wadenwickel und Tee. Als ich ihm einen Kuss auf die wieder heißer gewordene Stirn drücke, ist er bereits eingeschlafen, weshalb ich leise die Tür schließe und es mir mit Lucas auf dem Sofa im Wohnzimmer gemütlich mache.
Er besteht darauf, dass ich ihm alles, was passiert ist, bis ins kleinste Detail erzähle, was ich bis auf ein paar wenige Ausnahmen auch mache. Sein Lächeln wird immer breiter und er sagt letztendlich: "Es ist echt wunderschön, dich so glücklich zu sehen. Ich hab mir oft Sorgen darum gemacht, ob du glücklich bist, aber jetzt bist du es auf jeden Fall und das ist fantastisch. Ich bin dann aber Trauzeuge, das ist dir schon klar, oder?"
Ich weiß, dass das ein Scherz gewesen ist, aber ich nicke trotzdem: "Wenn es jemals soweit kommt, und das hoffe ich, auch wenn wir noch so jung sind, dann bist du unsere allererste Wahl, mach dir da mal keine Sorgen."
Lucas zwinkert mir mal wieder zu und schlägt dann vor, dass wir Essen kochen könnten. Es ist echt lustig, mit ihm zu kochen, weil er es zwar kann, aber immer irgendwelchen Quatsch anstellt, so auch dieses Mal. Kein Wunder, dass er sich so gut mit Tom versteht.
Irgendwann kommen meine Eltern und ich freue mich so sehr, sie zu sehen, dass ich beinahe die Tomatensoße vom Herd stoße, während ich auf sie zuspringe und sie stürmisch umarme.
Während meine Eltern den Tisch decken und mich nach der Zeit in Norwegen ausfragen, wobei sie nebenbei erwähnen, dass sie sich über meine Beziehung mit Kenneth freuen und keine Zweifel an seiner Verschwiegenheit haben, kommt eben jener in einem weiten Shirt und Boxershorts verschlafen die Treppe runter. Als er jedoch meine Eltern sieht, ist er sofort hellwach und begrüßt sie unter zahlreichen Entschuldigungen was sein Aussehen betrifft. Mein Elf ist ganz verlegen, sodass ich ihn in meine Arme ziehe und er legt sofort seinen Kopf auf meine Schulter und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren.
Meine Eltern sind sehr besorgt als sie sehen, wie krank mein Elf ist und schicken ihn sofort nach dem Essen wieder ins Bett. Ich verabschiede mich noch schnell von Lucas, der mich damit aufzieht, wie sehr ich doch in Kenneth verliebt sei, was mich aber natürlich nicht stört, sondern eher freut, weil es ruhig jeder merken soll, und falle dann neben meinem bereits halb schlafenden Lieblingsnorweger ins Bett.
Er legt beschützend seine Arme um mich und meint: "Keine Sorge, ich pass auf dich auf, auch wenn ich krank bin, Liebes. Du brauchst deinen Schlaf, du wärst schon letzte Nacht wach nur wegen mir. Schlaf gut, mein Sonnenschein."
Kenneth widerspricht mir, als ich sage, dass ich mich darum kümmern muss, dass er gesund wird und küsst mich. "Allein deine Anwesenheit sorgt dafür, dass es mir besser geht. Bitte schlaf ein wenig, für mich. Ich liebe dich so sehr."
Bald darauf schlafen wir beide eng aneinander gekuschelt ein.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt