43. Kapitel

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Kenneths POV:
„Jetzt komm mal wieder runter“, seufzt Lucas und nimmt mir die Krawatte aus den Händen, weil ich nervös daran rumspiele. Er hat ja gut reden, er heiratet schließlich heute nicht.
Der Deutsche kann mich gerade so noch davon abhalten, mit den Händen durch meine ausnahmsweise mal ordentlichen Haare zu fahren. Wieso kann die Zeremonie nicht jetzt schon anfangen? Ich will meine Kleine endlich bei mir haben.
„Entschuldige“, murmele ich Lucas zu, der nur die Augen verdreht und mir auf die Schulter klopft. Er hat es wirklich nicht einfach mit mir. Die vergangene halbe Stunde über hat er mich immer wieder beruhigen müssen, damit ich nicht aufspringe und den Frisör in den Wahnsinn treibe.
Ich glaube ja kaum, dass er damit gerechnet hat, als ich ihn gefragt habe, ob er mein Trauzeuge sein will. Er war überrascht, wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass nicht Helen, sondern ich ihn darum bitte, aber er hat sich gefreut und zugestimmt.
Danny hat eine Weile lang so getan, als wäre er beleidigt, dass ich den Deutschen, der mich und meinen Sonnenschein so unterstützt hat, und nicht ihn gefragt habe. Ich hatte schon die größten Schuldgefühle, als er endlich grinsend damit herausgerückt ist, dass meine Zukünftige ihn als ihren Trauzeugen hat.
Lächelnd schüttele ich den Kopf. Dieses Team ist echt manchmal nicht erwachsen. Aber es ist mein Team und ich würde die Jungs für nichts in der Welt eintauschen.
„Wird da jemand melancholisch?“, grinst Tom, der gefolgt von Anders in den Raum geschneit kommt und wohl meinen abwesenden Gesichtsausdruck bemerkt hat. Ich werfe ihm einen gespielt bösen Blick zu, zucke dann mit den Schultern und nicke, während Lucas seinem Freund einen Kuss auf die Wange drückt.
Ich zwinkere Tom zu und bemerke mit einem Blick auf seine lose Krawatte und das fehlende Jackett: „Zieh dich erstmal an, dann reden wir weiter.“
„Meine Rede“, kommt es jetzt von der Tür, wo Laura mit Toms Jackett in den Händen steht. Der wiederum grummelt nur leise vor sich hin, während er ihr aus dem Raum folgt.
Lucas klatscht in die Hände und meint: „So, dann ziehen wir dich auch mal an.“
Das führt nur dazu, dass ich wieder aufgeregt und total ziellos im Raum rumlaufe, bis Anders mir die Hose und das Hemd in die Hände drückt. Anschließend bindet Lucas meine Krawatte und ich ziehe die Weste und das Jackett an.
Sobald die beiden sich ihre Anzüge angezogen haben, gehen wir endlich raus und machen uns auf den Weg.
Es ist Mai und schön warm draußen, weshalb Helen und ich uns für eine Trauung im Freien entschieden haben. Überall sind Blumen, vor allem in dem Bogen, durch den meine Kleine später zu mir schreiten wird.
Nach und nach kommen die Gäste an, die ich begrüße. Als erstes kommen unsere Familien. Meine Mutter hat jetzt schon Tränen in den Augen und ich sehe ihr an, wie sehr sie sich für mich, für uns beide freut. Das macht mich so glücklich.
Alle Teammitglieder, die alten wie die neuen, sind gekommen und natürlich auch die Trainer, Lars und sein Zwilling, Clas mit seiner Familie. Alle unsere Freunde, Helens Freundinnen aus der Uni und auch ein paar Springer der anderen Nationen sind da und irgendwie macht mich das viel ruhiger, je näher der Beginn der Zeremonie kommt.
Endlich ist auch die Standesbeamtin da und ich gehe mit ihr und Lucas nach vorne, wo auch Danny schon auf seinem Stuhl sitzt.
Er umarmt mich und meint: „Helen ist auf dem Weg. Sie war total aufgeregt und wollte schon heute früh los. Ich freu mich so für euch.“ Lucas grinst und erwidert, dass er das irgendwoher kennt.
Ich kann nichts mehr dazu sagen, weil die Musik ertönt und ich mich neben den Bogen stelle.
Die Sekunden, bis meine Kleine am Ende des Ganges zwischen den Stuhlreihen erscheint, kommen mir vor wie eine Ewigkeit.
Und dann, endlich, steht sie da in ihrem weißen Kleid, das ihren Körper betont und sie dadurch so zierlich am Arm ihres Vaters, der sie langsam zu mir führt, wirken lässt. Aufgeregt lächle ich ihr zu und bin ganz nervös, weil es mir viel zu lange dauert, bis sie endlich vor mir steht.
Ihr Vater lässt sie los und sofort ziehe ich sie in meine Arme, während er noch leise sagt: „Ich brauch dir gar nicht sagen, dass du gut auf sie aufpassen sollst. Du liebst sie, also tust du das sowieso.“
Ich nicke und danke ihm, bevor ich zu meiner zitternden Braut hinunterschaue.
„Nicht weinen, Kleines“, flüstere ich ihr zu und küsse ihre Stirn, woraufhin sie mir ihr wunderschönes Lächeln schenkt, „Du siehst wunderschön aus.“ Ihr Lächeln lässt die Schmetterlinge in meinem Bauch flattern. „Du siehst selbst ziemlich heiß aus“, grinst sie und zwinkert mir zu. Es ist ein Geschenk, diese Frau heiraten zu dürfen, das merke ich in jedem dieser kleinen Momente.
Ich streiche vorsichtig eine Strähne hinter ihr Ohr zurück und führe sie dann zu unseren Stühlen. Sobald wir sitzen, nehme ich ihre Hand wieder in meine und schaue sie verliebt an. Sie drückt meine Hand sanft und lächelt mir noch einmal zu. Dieser Tag kann nur perfekt werden, jetzt da sie endlich bei mir ist.
Dann beginnt die Rede der Standesbeamtin. Sie erzählt unsere gemeinsame Geschichte, unterbrochen von einigen kurzen Geschichten, die Anders und Alex erzählen. Ich wusste gar nicht, dass sie das machen würden und Helen scheint ebenso wenig darauf vorbereitet gewesen zu sein. Wieder glitzern einige Tränen in ihren Augen, weshalb ich ihre Hand leicht drücke, damit sie zu mir schaut, und ich werfe ihr einen Luftkuss zu, was ein Lächeln auf ihre Lippen zaubert. Ich grinse sie glücklich an und konzentriere mich dann wieder auf Alex‘ Worte.
Nach der Rede stehen wir auf und ich drehe mich zu meiner Kleinen. Ich lege meine Hände an ihre Hüfte, streiche sanft über den zarten Stoff ihres Kleides und ziehe sie näher zu mir.
„Liebes“, beginne ich meine Rede, „Heute geht mein größter Traum in Erfüllung. Ich bin so froh, hier zu stehen und dich zu meiner Frau machen zu dürfen. Es ist ein Geschenk des Himmels, dass es dich gibt. Du bist meine Motivation, meine Kraft und meine Hoffnung. Aber vor allem bist du die Liebe meines Lebens. Ich will nie wieder ohne dich sein. Und das muss ich ja jetzt auch nicht mehr. Es ist nicht in Worte zu fassen, wie glücklich mich das macht. Ich liebe dich.“
Meiner Kleinen laufen Tränen über die Wangen, die ich zärtlich wegwische, bevor ich auf die Frage der Standesbeamtin mit „Ja, ich will“ antworte. Helens riesiges Lächeln bei diesen Worten gibt mir so ein warmes Gefühl im Bauch. Es ist das beste Gefühl auf der Welt, sie glücklich zu machen und zum Lachen zu bringen. Ich will sie einfach nur noch küssen. Aber das muss noch warten, leider. Deswegen drücke ich nur einen sanften Kuss auf ihre Stirn und schaue dann in ihre wunderschönen Augen.
Helens Hände auf meinem Bauch zittern wieder leicht, als sie zu mir hochschaut und sagt: „Du hast meine Worte geklaut.“
Die Anwesenden lachen leise und ich schaue voller Bewunderung in ihre Augen, während sie fortfährt.
„Du bist mein Glück, Liebling. Es ist ein unglaubliches Gefühl, zu wissen, dass ich immer bei dir sein werde, um dich zu unterstützen und zu lieben, egal was passiert. Alles andere ist unwichtig, solange ich dich habe. Du nimmst mir meine Ängste und gibst mir so viel Mut und Selbstvertrauen. Und vor allem schenkst du mir deine Liebe. Ich bin unsagbar glücklich, von dir geliebt zu werden. Aber ich verspreche dir, dass ich dich mindestens genauso sehr liebe. Ich liebe dich.“
Die Liebe, mit der sie diese Worte sagt, überwältigt mich. Ich bin wirklich der glücklichste Mann auf der Welt. Diesmal bin ich derjenige, der Tränen in den Augen hat. Verstohlen wische ich sie mir weg und sobald meine Kleine ihr Versprechen abgegeben hat, wir alle die Papiere unterschrieben haben und wir mit zitternden Fingern die Ringe getauscht haben, küsse ich meine Frau liebevoll.
Mit einem breiten Lächeln löse ich mich von ihren Lippen, hebe sie hoch und wirbele sie um mich herum durch die Luft. Helen quietscht erschrocken, lacht dann aber und küsst mich erneut, sobald ich sie wieder auf ihre eigenen Füße gestellt habe. Was soll ich sagen? Ich bin einfach glücklich, sie endlich meins nennen zu dürfen.
„Ich liebe dich, Frau Gangnes“, hauche ich deswegen gegen ihre Lippen. Sie schaut mich mit großen Augen an, grinst dann und legt ihre Arme um meinen Hals, um mich für einen weiteren Kuss zu sich zu ziehen.
„Ich liebe dich, Ehemann.“ Ein neckendes Lächeln umspielt ihre Lippen und ich drücke einen sanften Kuss auf ihre Stirn, bevor ich meine Hand an ihre Hüfte lege, um sie langsam den Gang entlang zu führen, während wir mit Blüten beworfen werden.
Einige der Blätter verfangen sich in Helens langen Haaren und ich befreie sie vorsichtig davon, während sie sich an mich schmiegt. Dann sind wir auch schon von den Gästen umzingelt und dürfen die Glückwünsche entgegennehmen.
Danny ist der erste, der mich umarmt und mir zu der „besten Ehefrau auf der Welt“ gratuliert. Meine Kleine wird rot und ich lege meinen Arm wieder um ihre Taille und küsse sie zärtlich, bevor Lars sie vorsichtig in seiner Umarmung hochhebt, während Joachim, Anders und Lucas mich gleichzeitig zu umarmen versuchen.
Am meisten freut es mich, wie glücklich unsere Familien sind. Wenn man mal davon absieht, dass Tom uns geschlagene fünf Minuten umarmt hat und nicht mal dann wirklich loslassen wollte, freuen sie sich am meisten für uns und es macht mich einfach froh zu wissen, dass sie uns bei allem unterstützen.
Meiner Kleinen geht es genauso, denn sie ist total gerührt und bedankt sich bei jedem so oft. Ich verbringe eigentlich mehr Zeit damit, sie verliebt anzuschauen, als damit, Glückwünsche entgegenzunehmen.
Anschließend gehen wir über die Wiese zu dem Restaurant am See, auf dessen Terrasse unsere Feier stattfindet. Ich lege meine Arme um meine Frau und küsse sie sanft, während die Gäste Luftballons mit guten Wünschen in den Himmel steigen lassen. Dann lassen wir die Gäste aber erst einmal alleine, um Bilder zu machen.
Ich greife mir Helens Hand, während wir dem Fotografen folgen. Sie sieht so wunderschön aus. Ich kann es immer noch kaum begreifen. Sie ist meins. Endlich.
Ich kann das Lächeln einfach nicht zurückhalten. Meine Kleine bleibt stehen, um meine Grübchen zu küssen, und strahlt mich dabei so glücklich an, dass ich nur noch breiter lächle.
„Ich kann es gar nicht glauben“, flüstert sie mir zu und ihre Augen füllen sich erneut mit Tränen. Meine Finger verfangen sich in ihren Haaren, um sie zu mir zu ziehen und verlangend zu küssen.
Wen interessiert schon ihre Frisur, wenn ich ihre Lippen auf meinen spüren kann? Ihre Hände wandern wie selbstverständlich auf meinen Bauch. Ich stupse leicht mit meiner Zunge gegen ihre weichen Lippen, um den Kuss zu vertiefen. Es ist einfach perfekt.
Viel zu schnell muss ich mich von ihr lösen und lehne meine Stirn gegen ihre, während meine Hände zu ihren Hüften wandern und sie ihre um meinen Hals legt. Die Tränen sind zum Glück verschwunden und stattdessen sind die Lippen meines Sonnenscheins leicht geschwollen. Sanft drücke ich einen weiteren Kuss darauf und ziehe sie dann noch enger zu mir.
Ihre Augen strahlen mich glücklich an und ich verliere mich in ihnen, bis sie sich auf die Zehenspitzen stellt, um mich zu küssen. Und auch ich kann kaum genug von dem Geschmack ihrer Lippen kriegen.
Wir merken gar nicht, dass der Fotograf schon die ganze Zeit Bilder von uns macht, bis wir wieder aufschauen. Er hatte aber sowieso vorgehabt, keine Bilder zu stellen, sondern uns einfach nur Anregungen zu geben und uns machen zu lassen.
Lachend kehren wir zu den Gästen zurück, die uns schon gespannt erwarten, weil wir endlich das Büffet eröffnen sollen. Das machen wir dann auch ganz schnell, aber ich bin irgendwie immer noch viel zu aufgeregt um etwas zu essen. Meiner Kleinen scheint es aufzufallen, dass ich sie anschaue, und sie besteht darauf, mir etwas zu holen.
Als sie zurückkommt, schaut sie mich gespielt empört an, weil ich ihren eigenen Teller aufgegessen habe. „Es sah so lecker aus“, entschuldige ich mich schmollend bei ihr und sie lacht.
„Hauptsache, du isst etwas“, flüstert sie und küsst meine Wange.
Nachdem alle Gäste gegessen haben, gehen Rune, Jacobsen und Clas mit den Kindern zum Spielen nach draußen, während Lucas und Danny als Trauzeugen ihre Reden halten.
Lucas hat sich dazu entschieden, davon zu erzählen, wie ich an einem Abend, an dem meine Kleine auf dem Sofa mit dem Kopf in meinem Schoß eingeschlafen ist, mit ihm telefoniert habe. Eigentlich wollten wir darüber reden, was wir machen, wenn er am Wochenende zu Besuch kommt, aber dazu kamen wir dann doch nicht, weil ich ihm zwei Stunden lang erzählt habe, wie süß Helen aussieht, wenn sie schläft, und was für ein wundervolles Gefühl es ist, ihr dabei zuzuschauen.
Während Lucas den Gästen davon erzählt, verstecke ich mein Gesicht in Helens Haaren. Sie spielt mit meinen Fingern und lacht leise, als Lucas sagt, dass ich ihm bestimmt fünf Minuten lang nicht geantwortet habe, weil sie sich im Schlaf bewegt hat, um sich enger an mich zu kuscheln.
Was erwartet er denn auch? Hat er sie noch nie schlafen sehen? Wenn doch, dann sollte er mich verstehen. Es beruhigt mich einfach, ihr dabei zuzuschauen und auf sie aufzupassen.
Als Lucas seine Rede damit beendet, uns Glück zu wünschen und uns seine Unterstützung zu versprechen, schaue ich in lachende Gesichter. Meine Kleine küsst mich sanft und wartet dann gespannt darauf, was Danny zu sagen hat.
Der blonde grinst ihr zu, bevor er anfängt, eine ähnliche Geschichte darüber, wie Helen mit ihm über mich geredet hat, kurz nachdem sie das erste Mal Teil des Teams wurde, erzählt. Mir wird ganz warm ums Herz.
„Das kam immer wieder vor, dass sie sich zu mir aufs Bett geworfen hat oder nach einem Sprung mit mir im Springerlager war und immer darüber geredet hat, wie toll sie es findet, dass du wieder springen darfst, Kenneth, und wie glücklich du dabei aussiehst. Sie war absolut fasziniert davon und das ist sie ja immer noch. Ich muss wohl kaum daran erinnern, wie sie geweint hat, als Kenneth hier im März den Weltcup gewonnen hat. Wenn man die beiden sieht, ist es einfach klar, dass das Glück des anderen für sie das wichtigste ist.“
Ich streiche meiner Kleinen eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich bin stolz auf dich“, flüstert sie mir leise zu, um Dannys Rede nicht zu unterbrechen. Ich nicke und küsse ihre Wange. Das weiß ich doch.
„Ich liebe dich“, murmele ich ebenso leise in ihre Haare und sofort umspielt ein Lächeln ihre Lippen.
Nachdem Danny seine Rede beendet hat, dürfen wir die Hochzeitstorte anschneiden. Ich stelle mich hinter meine Frau und lege meine freie Hand an ihre Hüfte, während wir gemeinsam das erste Stück anschneiden, das wir uns dann teilen.
Später stehe ich auf und fordere sie zum Tanz. Ihr zierlicher Körper liegt leicht in meinen Armen, während wir zur Musik über die Tanzfläche gleiten.
Damit wird dann die Feier auch immer ausgelassener. Alle Gäste tanzen oder unterhalten sich angeregt und die Stimmung ist einfach perfekt.
Als die Feier dann mit einem riesigen Feuerwerk zu Ende geht und die Gäste sich nach und nach verabschieden, weiß ich einfach, dass dieser Tag vielleicht anstrengend, aber mit Sicherheit der beste in meinem Leben war.
„Worüber denkst du nach?“, fragt Helen und drückt einen Kuss auf meine Lippen. Ich lächle zu ihr herab und erwidere: „Darüber, dass ich mich freue, endlich als dein Mann neben dir einschlafen zu können.“
Sie grinst verliebt und ich küsse sie, als wir dann wirklich müde und erschöpft, aber überglücklich ins Bett fallen.

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