17. Kapitel

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Als ich merke, wie ich langsam aufwache, kuschele ich mich tiefer in meine Decke und in die Arme, die mich beschützend festhalten, während ich halb auf Kenneth liege.
"Guten Morgen, Sonnenschein. Du strahlst ja, was ist denn so schön?", haucht mein Lieblingsnorweger lächelnd gegen meine Stirn und schaut zu mir herab. Tatsächlich kann ich das glückliche Lächeln nicht von meinem Gesicht verbannen, obwohl das Ganze nur ein Traum gewesen ist und niemals Wirklichkeit werden wird. Ich versuche, noch näher an ihn heranzurücken, was Kenneth mit einem leisen Lachen quittiert, bevor er mich dann ganz fest drückt.
"Hab was Schönes geträumt", murmele ich kaum verständlich in seine Halsbeuge.
Der Norweger dreht mich auf meinen Rücken und schwebt über mir. "Von mir?", neckt er mich mit einem süßen Grübchen-Lächeln, woraufhin ich rot werde und mein Gesicht an seiner Brust verstecke, und Anders ruft aus dem Bad: "Würde mich nicht wundern, nach gestern Abend!"
Ich schaue verwundert in die großen, ozeanblauen Augen meines Elfchens. "Was ist gestern Abend passiert?", frage ich ihn erstaunt und das Lächeln verschwindet mit einem Schlag aus seinem Gesicht. Plötzlich habe ich Angst davor, zu erfahren, was passiert ist. Kenneth scheint total verkrampft, weshalb ich meine Finger über seine Bauchmuskeln streichen lasse. Die Haut fühlt sich dort ein wenig wund an. Seltsam, das ist genau wie in meinem Traum!
"Du erinnerst dich nicht?"
Ich schüttele den Kopf und traue mich nicht, ihm in die Augen zu sehen: "Ich weiß nicht, was tatsächlich passiert ist, und was ich nur geträumt habe."
Die Gesichtszüge meines Lieblingsnorwegers entspannen sich ein wenig, dann legt er die Stirn in Falten und tippt gegen mein Kinn, damit ich ihn ansehe.
"Was hast du geträumt?", fragt er jetzt zögerlich nach und ich bin in meiner Entscheidung hin und hergerissen. Entweder ich erzähle ihm alles und riskiere, dass mein bester Freund nicht damit klarkommt, dass ich mich in ihn verliebt habe, oder ich lasse einige Teile aus, verheimliche ihm also meine Gefühle und setze nichts aufs Spiel.
"Dass du mich geküsst hast", platzt es aus mir heraus und sofort schließe ich reumütig die Augen. Verdammt! Wieso hab ich das bloß gesagt? Ich mache alles kaputt, nur weil ich nicht still sein kann. Und weil ich mich in meinen besten Freund verlieben musste. Wieso nur?
Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, reißt mein Elf mich aus meinen Gedanken.
"Geh mit mir zu Dannys Party. Und ja, das ist eine Bitte um ein Date", lächelt Kenneth zuckersüß, beugt sich zu mir herunter und fängt an, an meiner Unterlippe zu knabbern.
Mir stockt der Atem kurz, bevor sich meine Atmung gefühlt um das zehnfache beschleunigt. Ich kann überhaupt nicht mehr klar denken, mein Kopf ist wie leergefegt und alles, was noch relevant ist, ist Kenneth. Kenneth, Kenneth, Kenneth.
Ich bin unbeweglich, starre ihn nur an und schließe dann mit einem kleinen Seufzer die Augen, aber jetzt lässt er von meinen Lippen ab und meint schüchtern: "Das war kein Traum." Er presst einen kleinen Kuss auf meinen Mundwinkel und streicht zärtlich mit seinen Fingerspitzen über meine Wangen. "Ich hab dich geküsst, nachdem ich diesen Idioten zurechtgewiesen habe. Und du hast es erwidert."
Kenneths Wangen färben sich ganz leicht rot und er vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren. Wow. Das war kein Traum? Ich kann es gar nicht fassen. Wow! Zögerlich lasse ich meine Lippen erneut über Kenneths Mund streifen. Das Gefühl ist überwältigend, mein ganzer Körper kribbelt und mein Herz schlägt wie verrückt. Wie soll das dann erst werden, wenn er mich richtig küsst?
"Wow", hauche ich immer noch völlig geflasht gegen die Lippen meines Elfen. "Das war tatsächlich kein Traum?" Ich kann es noch nicht ganz fassen. Der unfassbar süße Mensch, in den ich verliebt bin, mag mich auch und nickt jetzt zaghaft.
Dann wird er plötzlich ganz ernst: "Liebes, wenn das ein Problem für dich ist, dann muss ich das akzeptieren. Ich weiß nicht, ob ich mich von dir fernhalten kann. Oder will, du bist nämlich ziemlich süß und attraktiv."
Kenneth zwinkert mir zu, aber ich sehe, dass ihm das echt ernst ist. Seine Augen glitzern und ich sehe Angst darin aufblitzen...Angst wovor? Dass er mich dadurch verlieren könnte? Ach Quatsch, niemals!
"Elfchen", meine ich gespielt böse, aber durch die Anrede weiß er, dass ich es nicht ernst meine, "Ich hab den Kuss erwidert, okay? Natürlich ist es kein Problem für mich!"
Ich atme tief seinen warmen Geruch ein und lege meine Hände an seine Hüften.
"Das war mein erster Kuss. Also musst du schon etwas besonderes sein", sage ich leise, woraufhin mein Lieblingsnorweger sich aufsetzt und mich irritiert ansieht. Nun bin ich auch verwundert und sehe ihn schief an.
"Deutsche sind blind", meint Kenneth und verdreht die Augen. Wie meint er denn das jetzt? Ich blicke wirklich nicht mehr durch. Er bemerkt, dass ich verwirrt bin und küsst meine Stirn. Dann zieht er mich mit sich hoch, schiebt mich vor den Spiegel und stellt sich hinter mich.
"Schau dich nur an, Liebes", haucht er mir ins Ohr und ich spüre, wie ich rot werde, "du bist so schön. Ich weiß nicht wie alt du bist, aber das ist auch egal. Kein Mann, der noch halbwegs über seinen Verstand verfügt, könnte dir widerstehen. Dir und deinen weichen Haaren, in denen man einfach seine Hände vergraben muss, und deinen wundervollen Augen und deinen perfekten Lippen." Er streicht vorsichtig mit seinen Fingern über meine Lippen und zieht mich dann näher an sich. Dann fährt er zärtlich über meine geröteten Wangen und lächelt mich süß an.
"Und ich habe keine Ahnung, wieso ich derjenige bin, dem du deinen ersten Kuss schenkst", fügt er mit traurigem, gesenktem Blick hinzu. Ich drehe mich zu ihm um und starre erstmal aufs Neue seinen nackten muskulösen Oberkörper an.
"Ach, es geht dir wohl nur ums Aussehen", scherzt Kenneth schwach, "aber selbst das wäre kein Grund." Ich lege meine Hände vorsichtig auf seinen Bauch, der an manchen Stellen immer noch wund ist und sehe zu ihm hoch.
"Ich werde das nicht noch einmal mit dir diskutieren!", sage ich verärgert, "Du bist perfekt. Zumindest für mich. Und nichts, was du sagst, kann das ändern!"
Mein Elf versteckt sein Gesicht wieder einmal in meinen Haaren. Das ist so niedlich. "Ich liebe es, wenn du das machst", gestehe ich ihm schüchtern, was Kenneth dazu bringt, seine Nase zärtlich gegen meinen Kopf zu reiben.
"So, los geht's, Frühstück! In einer Stunde müssen wir am Flughafen sein!", ruft Anders durch das Zimmer.
Als wir endlich am Flughafen angekommen sind, ist Kenneth plötzlich verschwunden. Ich schaue mich nach ihm um, kann ihn aber nirgendwo entdecken.
"Na, suchst du deinen Schatz?", fragt Tom neugierig und zwinkert mir zu. "Seid ihr endlich zusammen?", will er weiter wissen, "Ich finde ja, dass ihr einander soooooo verdient hättet!" Er breitet seine Arme aus, um sein Argument zu unterstreichen. Dann bemerkt er frustriert, dass das nicht ausreicht und ruft Joachim zu sich, damit er ihm hilft, und rennt ans andere Ende der Wartehalle, wo er seine Arme in Richtung des verwunderten Norwegers neben mir ausstreckt. "So sehr!", ruft er dann strahlend durch den Raum und zieht damit einige verdutzte Blicke auf sich. Nicht, dass es ihn stören würde. Er ist viel zu beschäftigt damit, ein süßes rosa Häschen zu sein.
Sofort hüpft er wieder auf mich zu und wiederholt seine Frage. "Wir haben nicht darüber geredet", erwidere ich zaghaft. Würde Kenneth das überhaupt wollen, mein Freund zu sein? Wenn er jede andere haben könnte? Frauen die älter, klüger und hübscher sind als ich?
"Hihi, ich weiß auch wieso!", sagt Tom vergnügt, überreicht mir mit einer dramatischen Geste einen roten Umschlag und flötet: "Bitteschöön!"
'Für meine Kleine' steht in goldener Schrift - Kenneths Schrift - auf dem Umschlag, aus dem ich einen herzförmigen Zettel herausziehe.
'Liebes,
ich habe mal gelesen, dass sich Frauen erst nach dem siebten Date verlieben. Du weißt, wie ungeduldig ich sein kann, also lass uns gleich anfangen. Komm zum Starbucks gegenüber vom Eingang.
Ich hab dich lieb,
Dein Elfchen ;)'
Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und ich mache mich auf den Weg zu meinem Liebling. Zunächst bemerkt er mich nicht, aber sobald ich vor ihm sitze, überreicht er mit eine einzelne rote Rose.
"Dein erstes Date", sagt er lächelnd und greift nach meiner Hand. Die Schmetterlinge flattern und mir wird ganz warm ums Herz. Dann schiebt Kenneth meinen Becher zu mir herüber. "Vanille, wie immer."
Ich schmelze fast dahin bei dem Gedanken, dass er sich wirklich die Mühe macht, sich diese ganzen kleinen Dinge zu merken.
Kenneth drückt meine Hand sanft und fragt liebevoll: "Worüber denkst du nach, Liebes?"
Ich lächle ihm zu und erzähle es ihm. Er zeigt seine Grübchen, ist aber ernst, als er erwidert: "Du bist das wert."
Wir sitzen dort Händchen haltend während wir unsere Getränke trinken. Kenneth erzählt mir viel von sich und stört sich überhaupt nicht daran, dass ich dasselbe nicht tun darf. Erneut durchflutet mich ein Gefühl der unendlichen Zuneigung, weil er mich einfach so akzeptiert, wie ich bin.
Als unser Flug aufgerufen wird, müssen wir zu den anderen zurück.
"Das war das beste erste Date, was ich mir wünschen könnte. Danke, Liebling", sage ich schüchtern und drücke einen flüchtigen Kuss auf Kenneths Lippen. Er sieht mit einem süßen Lächeln zu mir herab und wirkt einfach total glücklich. Der Gedanke, dass das ganz allein mein Verdienst ist, lässt die Schmetterlinge in meinem Bauch nur noch wilder flattern.
Als ich im Flugzeug zwischen Danny, der uns beide neckt, und Kenneth sitze, schlafe ich bald zufrieden ein und lege meinen Kopf auf der Schulter meines immer noch lächelnden Elfens ab.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt