19. Kapitel

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Mit Kenneths beschützenden Armen um mich herum wird mir schnell wieder warm, aber anstatt weiterzugehen, kuschele ich mich näher an ihn und lege meine Hände auf die Jacke über seinem Bauch. Er lacht leise über meine Versuche, noch enger bei ihm zu sein, und verteilt einige federleichte Küsse auf meinem Kopf.
In seiner Jackentasche ertaste ich ein viereckiges Objekt und ziehe es neugierig heraus. Ein neuer Briefumschlag!
"Darf ich den aufmachen?", hauche ich gegen Kenneths Lippen, bevor ich einen sanften Kuss darauf platziere.
"Wann immer du magst", flüstert er und knabbert vorsichtig an meiner Unterlippe, "Ich dachte, du wärst jetzt erstmal erschöpft. Aber wenn du es noch länger mit mir aushalten magst, habe ich nichts dagegen."
Er lacht leise auf und bringt mich damit zum Lächeln. "Dein Lächeln ist so schön, du bist so schön", sagt mein Elf und küsst mich sanft, sodass meine Knie weich werden und ich mich an ihm festhalten muss, um nicht hinzufallen.
Als er den Kuss unterbricht, meint er: "Ich hab mir etwas wirklich kitschiges einfallen lassen, sei mir nicht böse." Kenneth schaut mich mit seinen großen, blauen Augen an und schmollt ein wenig. Er sieht einfach so süß aus! Ich kann gar nicht anders, als meine Lippen auf seine zu legen.
"Kenny, ich liebe deine romantische Seite. Das weißt du doch. Du bist so süß", flüstere ich und drücke einen Kuss auf seine Nasenspitze, die er sofort rümpft, was wiederum total niedlich ist.
Ich drehe mich um, damit ich den Brief lesen kann und mein Lieblingsnorweger schaut mir dabei über die Schulter.
'Liebes,
Wenn das überhaupt möglich ist, verliebe ich mich mit jeder Sekunde, die ich mit dir verbringe, noch mehr in dich. Du bringst meine romantische Seite zum Vorschein. Diese Woche ist hier Jahrmarkt. Das ist wahrscheinlich das kitschigste, typischste Date, das man sich vorstellen kann, aber mit dir kann es nur perfekt werden.
Ich hab dich lieb,
Dein Elfchen'
"Jahrmarkt? Aw, das ist echt romantisch", meine ich und greife nach Kenneths Hand, "Los geht's!"
Er lacht darüber, wie enthusiastisch ich bin, lässt sich aber von mir die Straße entlang ziehen, bis mir auffällt, dass ich keine Ahnung habe, wo wir sind. Dank Kenneth finden wir den Weg aber und stehen bald vor all den leuchtenden und blinkenden Attraktionen.
Mit einer heißen Schokolade in der Hand setzen wir uns in das Riesenrad. Kenneth hat seine Arme um mich gelegt und mein Kopf ruht an seiner Schulter. "Schau mal, da hinten wohne ich. Und da drüben ist unser Hotel. Da ganz weit in die Richtung geht es zur Schanze", erklärt er mir flüsternd und deutet in verschiedene Richtung über die Stadt. Die Schanze ist nur ganz klein in der Ferne zu sehen, aber als Kenneth sie mir zeigt, wirkt er ganz aufgeregt und nervös. Schließlich finden morgen die norwegischen Meisterschaften statt...
Viel zu schnell sind wir wieder unten und schlendern weiter über den Markt. Immer wieder bleiben wir stehen, um Dinge zu betrachten, aber das beste daran ist, dass ich in diesen Momenten Kenneth in meinen Armen halten kann, und ich glaube, ihm geht es genauso.
Er sieht immer wieder lächelnd zu mir herab und küsst meine Stirn, während er mich in seinen starken Armen gefangen hält.
Jetzt gerade sehen wir einem kleinen Jungen beim Dosenwerfen zu. Er versucht es wieder und wieder, aber immer bleiben noch ein paar Dosen stehen. Seine Mutter steht neben ihm und feuert ihn an, aber irgendwann sagt sie ihm, dass es nun genug sei. Der kleine ist traurig, aber anstatt wie andere kleine Kinder einen Schreikrampf zu kriegen, nickt er artig und meint, dass er es ja beim nächsten Mal versuchen kann.
Irgendwie erinnert er mich an Kenneth, nicht nur weil seine Haare und Augen ähnlich aussehen, sondern auch, weil er nicht aufgibt, auch wenn er zu einer Pause gezwungen wird.
"Komm", lächle ich Kenneth zu und ziehe ihn zu dem Stand herüber. "Magst du werfen?", fragt er mich überrascht und ist noch verwunderter, als ich den Kopf schüttele und ihn darum bitte, es für mich zu tun.
Ich lege einen Arm um seine Hüfte und platziere die andere Hand auf seinem Bauch, während er die Bälle entgegen nimmt. "Du schaffst das", ermutige ich ihn und drücke einen Kuss gegen seinen Kiefer.
Und tatsächlich räumt mein Elf mit drei perfekten Würfen alle fünfzehn Dosen ab. Hauptgewinn! Vor Freude falle ich ihm um den Hals und er streicht zärtlich über meinen Rücken.
"Na, meine Kleine, was magst du denn haben?", haucht Kenneth gegen meine Lippen und legt dann seine auf meine. Es kribbelt so sehr und ich weiß, dass er den besten Hauptgewinn der Welt bei weitem übertreffen würde. Er ist einfach perfekt.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie der kleine Junge, der uns zugeschaut hat, sehnsüchtig einen riesigen Teddy mit hellem, weichem Fell anstarrt. Kenneth bemerkt meinen Blick und kriegt kurz darauf den Teddy überreicht.
Der kleine Junge senkt jetzt traurig den Kopf und greift nach der Hand seiner Mutter. "Hei, du. Kleiner. Komm mal her."
Zögerlich kommt der Junge an der Hand seiner Mutter auf mich zu. "Wie heißt du?", lächle ich ihm zu und er erwidert stolz: "Anders!"
Während der kleine Anders ganz fasziniert den Bären, den Kenneth immer noch festhält, anstarrt, rede ich leise mit seiner Mutter. Sobald sie mir dankbar nickend zugestimmt hat, wende ich mich wieder an den kleinen.
"Anders?", spreche ich ihn an, woraufhin er mich mit großen Augen anschaut.
"Du magst den Teddy, nicht wahr?", frage ich und er nickt eifrig: "Sein Fell ist so weich und kuschelig!"
Kenneth schaut mich die ganze Zeit über verwundert aber auch liebevoll an und drückt jetzt meine Hand.
"Was hältst du davon, wenn wir dir den Teddy schenken?"
Der kleine Anders schaut mich an, als hätte ich mich gerade in ein Einhorn mit Kuhflecken verwandelt. Ich sehe hoch in Kenneths Augen, in denen sich Tränen gesammelt haben. Was ist los? Bevor ich die Frage laut aussprechen kann, zieht der kleine Anders meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
"Aber mit wem kuschelst du dann?", fragt er mich besorgt. Wie süß!
"Schau mal, das hier ist Kenneth", erkläre ich und ziehe meinen Elfen näher zu mir, "und er ist mein Teddy. Wenn ich traurig bin, oder müde, oder einfach nur Lust dazu habe, dann kann ich mit ihm kuscheln. Er ist nicht so flauschig, wie dein Teddy, aber genauso süß und perfekt. Ich hab meinen Teddy also schon gefunden, aber du hast noch keinen. Was sagst du, soll das hier dein Teddy sein?"
Ich halte ihm das riesige Kuscheltier hin und er nimmt es zögerlich entgegen. "Wenn das so ist, dann ja", sagt er und ergänzt dann besorgt, "Aber dein Teddy weint!"
Der kleine Anders geht ein paar Schritte auf Kenneth zu, dem tatsächlich einige Tränen über die Wangen rollen und fragt: "Du bist Kenneth, ja? Die Frau hat dich lieb. Ich glaube, so sehr wie meine Mama meinen Papa lieb hat. Nämlich ganz doll! Macht dich das traurig?"
Kenneth lacht und wischt sich die Tränen weg. "Nein, das macht mich sogar richtig glücklich. Aber ich hab sie noch viel mehr lieb. Das glaubt sie mir nicht, aber es stimmt. Ich weine nur, weil ich glücklich bin, verstehst du?"
Ich lege meine Arme um Kenneth und er zieht mich eng an sich, während wir zu dem kleinen, erstaunten Jungen hinabschauen. Er scheint nachzudenken und nickt dann langsam. "Vielleicht ein bisschen", erwidert er dann, "So wie Mama weint wenn ich ihr zum Geburtstag etwas male, ja?"
Wir nicken beide und Anders' Mutter redet leise mit ihm. Währenddessen vergräbt Kenneth sein Gesicht in meinen Haaren und fährt mit seinen Fingern sanft über meine Hüfte.
"Du machst mich so glücklich", flüstert er wiederholt gegen meinen Kopf und reibt zärtlich seine Nase gegen meine Wange.
"Danke!", sagt der kleine Anders jetzt ganz artig und streckt die Arme aus, um uns beide zu umarmen, "Ich passe auf Teddy auf! Und er beschützt mich! So wie du mit deinem Teddy."
Ich muss bei der Bezeichnung, die ich selbst gewählt habe, lachen und nicke zustimmend. "Versprochen", erwidern Kenneth und ich gleichzeitig.
Seine Arme sind fest um mich geschlungen, während wur beobachten, wie Anders, seine Mutter und der Teddy im Gewimmel des Jahrmarkts verschwinden.
"Liebes, nicht weinen", flüstert er und wischt sanft eine Träne weg, die mir über die Wange rollt. Ich schluchze und lehne meinen Kopf an Kenneths Brust.
"Ich hab dich so lieb, mein Liebling. Und zwar viel mehr als du mich liebhaben könntest," meine ich und muss trotz meiner Tränen lachen.
"Stimmt doch gar nicht", erwidert Kenneth Daraufhin und haucht einen Kuss auf meine Stirn.
"Doch!"
"Nein!"
"Doch!"
"Nö!"
"Doch!"
Bevor mein Elf mir widersprechen kann, küsse ich ihn sanft und versuche, meine ganze Liebe zu ihm in den Kuss zu legen. Sobald Kenneth ihn genauso liebevoll erwidert, schmilzt mein Herz dahin und meine Knie werden weich. Es gibt einfach kein besseres Gefühl auf der Welt, als in Kenneths Armen zu sein und seine warmen, weichen Lippen zu schmecken.
Ein Blick auf die Uhr lässt Kenneth aufschrecken. Er hebt mich hoch in seine Arme und beginnt, loszulaufen.
"Dannys Feier beginnt in einer halben Stunde! Du bist doch mein Date für diesen Abend, oder?", ruft er mir zu, während wir um die Ecke zu unserem Hotel biegen, wo er mich absetzt. Ich nicke und fange dann an zu lachen. Diese Aktion eben war einfach unglaublich! Und genau das ist es, wofür ich Kenneth so liebe. Er lässt sich von meinem Lachen anstecken, sodass wir auf dem Weg zu unserem Zimmer einige entgeisterte Blicke zugeworfen bekommen. Aber das ist mir egal, denn Kenneth ist glücklich und ich bin es auch, mit ihm an meiner Seite.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt