36. Kapitel

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Sobald wir zurück am Hotel sind, lassen wir uns wieder von der ausgelassenen Feierstimmung mitreißen, schließlich hat nicht nur mein Freund den dritten Platz gemacht, sondern meine Norweger haben auch den Teamwettbewerb gewonnen.
Bis zur Afterparty bleiben uns glücklicherweise noch ein paar Stunden, weshalb wir jetzt alle in Anders‘ und Johanns Zimmer sind. Ich sitze neben Lucas auf der Fensterbank, Andreas und Danny sitzen auf den beiden Stühlen und die anderen liegen oder sitzen auf dem Doppelbett und können sich nicht bewegen, weil Tom sich quer über alle Beine geworfen hat.
Danny wirft den Jungs ein paar Dosen Bier zu, während wir über die Höhepunkte der Saison reden. Als Tom zu langweilig wird, zieht er eine kleine Softball-Pistole unter seinem Shirt hervor und fängt an, Danny abzuschießen, der kurz darauf ebenfalls eine in der Hand hat und Tom aus dem Zimmer jagt. Er hat jedoch noch genügend Zeit, einige Bälle auf Anders und Lucas abzufeuern, woraufhin das ganze eskaliert und jeder jeden durchs Hotel jagt, sobald das Küken die Munition, die er in Massen in einer Kiste versteckt hatte, verteilt hat.
Quietschend weiche ich einer Kugel von Joachim aus, der sich hinter einer Ecke versteckt hat, und er wird dafür gnadenlos von meinem Freund gejagt. Ich höre seine Schreie im Treppenhaus hallen und will gerade Tom hinterherlaufen, dessen blonde Haare am Ende des Ganges zu sehen sind, als die Tür neben mir aufgeht und Lars brüllt: „Was um alles in der Welt ist denn hier los?“
Betreten versammelt sich das Team vor ihm und alle schauen beschämt zu Boden. 
„Sorry, Lars“, murmelt Tom, „Das war meine Schuld.“ 
Kopfschüttelnd brummt der Physio: „Das ist mir schon klar, du wirst halt nie erwachsen. Und jetzt sammelt eure Geschosse ein und macht euch fertig für die Party. Ich will keinen einzigen blauen Ball mehr sehen, wenn ich später runter gehe!“
Sein warnender Blick hat eindeutig dafür gesorgt, dass alle schlagartig ganz ernst geworden sind, und wir machen uns eilig daran, die Bälle zusammenzusuchen, was uns aber nicht ganz davon abhält, noch immer den einen oder anderen Ball auf jemanden abzufeuern. Selbst Alex wirft Danny einen Ball an den Kopf, den er fallen gelassen hat, weil er seine Hände bereits voll gehabt hat.
„Na endlich“, seufzt Kenneth und streckt sich, nachdem er die letzten Bälle zurück in den Karton hat fallen lassen, „Jetzt haben wir noch eine Stunde, bis die Party anfängt.“
Er greift nach meiner Hand und streicht sanft mit dem Daumen über meinen Handrücken, während wir auf unser eigenes Zimmer gehen. Dort verziehe ich mich erst mal ins Bad, um meine Haarspitzen zu locken und mein Make-Up zu machen, während mein Freund sich umzieht.
Dann ziehe ich mich vor dem Spiegel um und bitte ihn, mir den Reißverschluss zu schließen. Kühl wandern seine Finger über meinen Rücken, sodass ich erschaudere, weshalb er anschließend seine Arme um mich legt und mich im Spiegel anschaut.
„Wer hat dieses Kleid ausgesucht?“, fragt mein Lieblingsnorweger mit rauer Stimme und ich merke, wie sich seine Augen verdunkeln.
„Lucas“, erwidere ich und Kenneth verdreht die Augen. „Na immerhin nicht Danny, dann wäre es nämlich nicht nur so extrem figurbetont, sondern auch noch freizügiger, wenn das denn geht“, beschwert er sich und fährt mit dem Finger über die Kante meines Ausschnitts.
Er klingt echt verärgert. Verwundert beobachte ich, wie er die oberen Knöpfe seines weißen Hemds öffnet, sodass man seine Brust sieht. Ich drehe mich zu ihm und will sie wieder schließen, als er meine Hände in seinen gefangen hält und mich anschaut. 
Er schluckt schwer, bevor er sagt: „Das sieht man bei dir doch auch alles. Vielleicht sollte ich die Hose auch noch ausziehen, dann passt es noch besser.“
Ein Kloß formt sich in meinem Hals. So würde er doch niemals auf die Party gehen. Ich müsste ihn ja vor der gesamten weiblichen Bevölkerung retten. Eifersucht kocht in mir hoch. Irritiert sehe ich in seine Augen. Was ist denn jetzt mit ihm los?
„Findest du es nicht schön? Lucas fand es gut. Ich dachte, es gefällt dir. Ich wollte doch schön aussehen für dich, wenn du gewonnen hast“, flüstere ich und schaue traurig zu Boden. Mittlerweile lehne ich an der Wand, während Kenneth vor mir steht.
Jetzt geht er noch einen Schritt auf mich zu und stützt eine Hand an der Wand ab, bevor er mit der anderen mein Kinn anhebt, sodass ich gezwungen bin, ihm in die Augen zu sehen. „Du siehst nicht schön aus“, meint er und ich schaue verzweifelt weg, aber er wartet, bis ich ihn wieder anschaue, und fährt fort, „Du siehst heiß aus.“
Er fährt mit seinen langen Fingern über meine Seite.
„Ich kann meine Finger nicht von dir lassen, wenn du dieses Kleid trägst. Wie soll ich dann andere Männer von dir fernhalten, hm?“, frustriert lässt er von mir ab, dreht sich weg und fährt sich mit der Hand durch die Haare.
Ich muss erstmal verarbeiten, was er da gesagt hat. Wie es scheint, hat Lucas recht gehabt mit dem, was er gesagt hat, als wir das Kleid gekauft haben.
„Liebling, ich…“, will ich erwidern, aber Kenneth winkt ab und meint: „Du wirst es ja sowieso anbehalten. Dann lass uns das wenigstens schnell hinter uns bringen.“
Er achtet nicht einmal darauf, ob ich ihm folge, sondern stürmt einfach aus dem Zimmer. So gut es eben mit meinen hohen Absätzen geht, laufe ich ihm nach und habe ihn fast eingeholt, als jemand hinter uns durch die Finger pfeift.
Gleichzeitig drehen wir uns um und sehen, wie Lars auf uns zukommt. 
„Sexy“, zwinkert er mir zu und ich bedanke mich lachend, während Kenneth ihm bitterböse Blicke zuwirft und mich dann plötzlich gegen die Wand drückt und meine Hände festhält. Bevor ich realisieren kann, was gerade passiert, liegen seine Lippen auf meinen und er küsst mich verlangend.
Total außer Atem löst er den Kuss, nur um dann mit seinen Lippen über meinen Hals zu wandern und an einer empfindlichen Stelle leicht zu saugen. Spätestens jetzt ist mein Verstand komplett benebelt und ich kann mich auf nichts anderes mehr konzentrieren, als auf seine Lippen.
Es schmerzt leicht, aber nur so, dass es mich gerade noch mehr reizt. Versöhnlich pustet mein Freund kühle Luft über die Stelle und schaut dann mit geweiteten Pupillen tief in meine Augen.
„Meins“, knurrt er und zieht mich dann ohne ein weiteres Wort mit sich. Als er merkt, dass meine Knie eher Wackelpudding als alles andere sind, verlangsamt er das Tempo und legt seinen Arm beschützend um meine Hüfte.
Da die Party gerade erst angefangen hat, ist es noch sehr ruhig und ein Großteil unseres eigenen Teams und der anderen Athleten fehlt noch.
Einzig die Deutschen scheinen schon vollständig zu sein und kommen auf uns zu, sobald wir uns wieder zu Lars gesellt haben. Zum Glück sind sie erstmal zu beschäftigt damit, meinem Freund erneut zu seiner Platzierung zu gratulieren, als dass sie mich bemerken würden.
Dann dreht sich aber Andi Wellinger zu mir und sein Blick wandert langsam über meinen Körper. Er scheint sich aber wieder zu besinnen und umarmt mich zur Begrüßung mit den Worten: „Und Kenneth hat nichts gegen das Kleid?“
„Er hasst es“, erwidere ich und bringe damit das gesamte deutsche Team zum Grinsen.
„Es steht dir übrigens ausgezeichnet“, meint Marinus und wird leicht rot, was ihm sofort einen warnenden Blick von meinem Freund einbringt, doch ich kann ihm mit einem Kuss beruhigen.
Ich gratuliere gerade Severin, als mein restliches Team beschließt, einen dramatischen Auftritt hinzulegen.
Tom kommt schreiend durch die Tür gerannt und verflucht Danny, der ihm dicht auf den Fersen ist und ebenfalls eine Reihe von Verwünschungen los wird. Meine Jungs folgen ihnen lachend.
Die anderen anwesenden Athleten treten alle einen Schritt zurück, als Tom mich sieht und genau auf mich zu stürmt. Er drückt mir Dannys Einhornslippers in die Hände und versteckt sich dann hinter Lars, der nur stöhnend den Kopf schüttelt.
Bis wir es geschafft haben, Danny zu beruhigen und die Slippers sicher wieder zurück auf sein Zimmer zu bringen, sind dann auch alle Nationen vollzählig anwesend.
„Na, was hat er zu deinem Kleid gesagt?“, raunt Lucas mir ins Ohr und zwinkert mir dann zu. Ich verdrehe die Augen und erwidere so leise, wie es bei der Musiklautstärke geht: „Er war ziemlich sauer und wollte nicht, dass andere mich so sehen. Ich fühl mich immer noch ein wenig schuldig.“
Genau in dem Moment gesellt Anders sich zu uns. „Na, da war Kenny ja mal fleißig“, lacht er und berührt meinen Hals, „Ein Knutschfleck. Hätte ich aber auch gemacht, wenn du so ein Kleid trägst.“
Auf meinen fragenden Blick hin zuckt er mit den Schultern und grinst: „Er will dich ganz sicher nicht teilen, also muss er seine Ansprüche ja klar machen.“
Mein bester Freund lacht und schlägt mit seiner Faust gegen die von Anders. Na wenn die sich wenigstens einig sind…
Ich will gerade zurück zu meinem Lieblingsnorweger gehen, als Danny meinen Arm festhält und mich um einen Tanz bittet. „Keine Sorge, er hat gesagt, es wäre okay“, versichert er mir, als er meinen Blick in die Richtung, wo Kenneth immer noch neben Lars steht, verfolgt.
Nach ein paar Liedern habe ich tatsächlich auch Spaß daran, zu tanzen, und weil ich Kenneth nirgendwo mehr finden kann, widerspreche ich nicht, als Danny mich erst an Marinus weitergibt, dann an Welli und schließlich sogar kurz an Peter und Kamil.
Plötzlich spüre ich zwei warme Hände an meiner Taille und werde schwungvoll umgedreht. „Machst du das mit Absicht?“, knurrt mein Freund und zieht mich eng an seinen Körper, während seine Hände über meinen Rücken wandern. Ich schaue fragend zu ihm hoch und lehne mich dann zu seinem Ohr, um zu versprechen: „Keiner von ihnen hat mich mehr angefasst, als es zum Tanzen nötig war. Und Danny hat sowieso gesagt, er hat ein Auge darauf.“
„Das glaube ich ja kaum“, meint Kenneth verärgert und deutet auf Danny, der gerade sehr beschäftigt damit zu sein scheint, eine dunkelblonde Frau zu küssen.
Ich starre auf Kenneths Brust und hebe meine Hände, um die immer noch offenen Knöpfe seines Hemdes zu schließen. Diesmal lässt er es zu. Dann legt er seine Hände an mein Gesicht und küsst mich, als gäbe es kein morgen mehr. Erst saugt er leicht an meiner Unterlippe, was mich schon fast in den Wahnsinn treibt, und dann vertieft er den Kuss und umfasst gleichzeitig besitzergreifend aber keinesfalls schmerzhaft meine Hüften. Ich vergrabe meine Hände in seinen Haaren und erwidere den Kuss leidenschaftlich, bis wir uns schwer atmend voneinander lösen. 
Kenneths Atem geht stoßweise, als er kurz erneut meine geschwollenen Lippen küsst und dann zufrieden hochschaut.
Sein Blick wandert zurück zu meinen Augen und seine Lippen verziehen sich zu einem breiten Lächeln. Er beugt sich herab, um kurz mit den Lippen über das Mal, das er an meinem Hals hinterlassen hat, zu streichen, und führt mich dann zu einem Tisch, an dem Anders, Lars, Johann und Domen sitzen.
Letzterer begrüßt mich und wendet sich dann lachend an Kenneth: „Jetzt wagt sich garantiert keiner mehr an sie heran. Ich finde euch übrigens toll zusammen. Meine Glückwünsche.“
Lächelnd schiebt mein Freund mich auf den Stuhl neben Anders und legt dann seinen Arm um mich. Gleichzeitig bedankt er sich bei Domen und wirft dann Lars einen vernichtenden Blick zu, weil er gerade einen Kommentar zu eifersüchtigen Männern gemacht hat. Dieser lässt sich aber nicht beirren und steckt mit seinem Lachen auch Anders an.
„Gib es einfach zu“, seufzt er und mein Freund erwidert ernst: „Natürlich bin ich eifersüchtig, wenn sie mit anderen Männern tanzt, oder wenn die sie anschauen, als wollten sie sie mit ihren Blicken ausziehen. Wer wäre das nicht?“
Erneut lehnt er sich zu mir, um mich verlangend zu küssen.
Während wir ausgelassen mit den anderen Teams die erfolgreiche Saison feiern, ist mein Freund so langsam ziemlich angetrunken, aber nicht so sehr, wie einige von den Österreichern. Trotzdem reicht es, um seine eigentliche Schüchternheit zu überwinden und mit seinen Tanzkünsten alle Blicke auf sich zu ziehen, gerade als er dann auch noch Severin auffordert, mit ihm zu tanzen.
Als ich sehe, wie einige Frauen ihn anschauen, zieht es wieder unangenehm in meinem Bauch. Tom bemerkt, wie unwohl ich mich fühle, und zieht mich kurzerhand mit sich auf die Tanzfläche.
„Ein paar von denen schauen dich immer noch so an. Zwar versteckt, aber trotzdem“, zwinkert er, „Und Kennylein merkt das ganz genau.“
Ich lache kurz auf. Jetzt verstehe ich, was sein Plan ist, und tanze noch ausgelassener, bis sich plötzlich eine Hand um meine schließt und ich aus dem Raum gezogen werde.
Kenneth hält erst an, als wir in unserem Zimmer sind.
Dort schiebt er mich aufs Bett und stützt sich ab, sodass er über mir schwebt. Er schließt kurz die Augen und sobald er sie wieder öffnet, sehe ich, wie dunkel sie sind und wie sehr sich seine Pupillen geweitet haben.
Seine Lippen nähern sich meinen und er knabbert sanft an meiner Unterlippe, wodurch sich mein Puls beschleunigt. „Wieso tust du mir das an?“, fragt er mit rauer Stimme und ich verteidige mich: „Die Tussis da haben dich auch angeschaut wie ein Stück Fleisch.“
Ich schmolle und Kenneth grinst kurz: „Ist da etwa jemand eifersüchtig?“
„Ja“, grummele ich und öffne langsam die Knöpfe seines Hemds. Er zieht es aus und wirft es achtlos zu Boden, bevor er sich wieder über mich beugt.
„Dann weißt du jetzt ja, wie es mir geht“, sagt er mit rauer Stimme und streicht über die Kante, wo der Ausschnitt meines Kleides mit Spitze vernäht ist. Ich zittere unter seiner Berührung und streiche mit meinen Fingern über Kenneths unteren Bauch, bevor ich neckend den Knopf seiner Hose öffne.
Er beugt sich zu mir herunter und seine Lippen wandern über meinen Hals, bevor er zu meinen Lippen findet und mich verlangend küsst. Obwohl wir beide außer Atem sind, unterbricht er den Kuss nur kurz und dreht uns dann um, sodass ich wie vorgestern auf seinen Beinen sitze.
Wieder stöhnt er leise auf und ich kann mir ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Ich lehne mich zu seinen Lippen, verharre aber kurz über ihnen und zwinkere ihm zu, bevor ich dann Küsse auf seiner Brust verteile und langsam in Richtung seines Bauchs wandere.
Ich merke erst, dass ich mich dabei ziemlich bewege, als Kenneth nach meinen Hüften greift und mich festhält. Seine Augen sind geschlossen und er atmet echt schwer. Ich küsse sanft seine leicht geöffneten Lippen und schaue dann in seine glänzenden, blauen Augen.
Er setzt sich auf, sodass ich wieder ein wenig verrutsche, und seufzt kurz, schaut mich dann aber wieder an. Vorsichtig legt er seine Stirn gegen meine und langsam kommen seine Grübchen zum Vorschein.
„Lass mich kurz ins Bad gehen, ja?“, haucht er gegen meine Lippen und drückt einen Kuss auf meine Stirn, als ich ihn aufstehen lasse. Als er zurückkommt, habe ich mich schon umgezogen und hebe die Decke an, damit er sich zu mir legen kann.
Ich lege mein Bein über seins, um näher bei ihm liegen zu können, und er legt seine Hand auf meinen Oberschenkel.
So schlafen wir endlich ein.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt