1. Kapitel

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Soo, hier ist das erste richtige Kapitel ;) zur Feier von Kenneths hochverdientem dritten Platz in der Gesamtwertung! Ich freue mich so für ihn :) über Rückmeldung würde ich mich natürlich auch freuen. :))

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Meine Mutter kommt in mein Zimmer, um mich zu wecken, aber ich bin schon längst wach. Ich habe kaum geschlafen, nachdem ich gestern Abend mit Kenneth telefoniert habe, bis er mich dazu verdonnert hat, endlich schlafen zu gehen, weil ich immer öfter gegähnt habe.
Das Frühstück fällt heute, wie so häufig in letzter Zeit, aus, weil ich einfach keinen Appetit habe. Mein Vater schaut mich besorgt an, aber ich weiß ja selber nicht, was los ist.
Auf dem Weg zur Schule schlafe ich beinahe wieder ein, aber das Vibrieren meines Handys schreckt mich auf, bevor meine Augen zufallen können.
'Guten Morgen, Liebling - K'
Ich lächle beim Anblick der Nachricht und will gerade antworten, als ein erneutes Vibrieren eine zweite Nachricht ankündigt.
'Ich habe eine Überraschung für dich - K'
Nachdem ich ihm einen Guten-Morgen-Text geschickt habe, frage ich Kenneth, was denn die Überraschung sei, aber natürlich möchte er mir nichts verraten. Ich verdrehe die Augen und stecke das Handy weg, dann steige ich aus dem Bus und setze mich zu meinen Freunden in die Cafeteria, bis der Gong den Beginn der ersten Stunde signalisiert.
Nach Mathe und Englisch hat Kenneth mir noch immer nicht verraten wollen, was er vorhat, und dementsprechend frustriert bin ich, als ich bei Miri und Lucas auf dem Pausenhof stehe. Die beiden unterhalten sich über die Klausur, die morgen ansteht, aber ich höre ihnen gar nicht wirklich zu, sondern schaue ausdruckslos in die Ferne und denke an Kenneth.
Mein Blick schweift zur Haupttreppe, die wie immer leer ist bis auf den Lehrer, der dort Aufsicht hat, um zu verhindern, dass jemand unerlaubt das Schulgelände verlässt.
Dann schaue ich wieder auf mein Handy, um zu sehen, ob Kenneth mir mittlerweile geantwortet hat. Fehlanzeige.
"...und du, Helen?" Ich fahre zusammen, als Miri mich anspricht und frage verwirrt nach, worüber sie geredet haben. Miri wiederholt ihre Frage, aber nach der Hälfte wird meine Aufmerksamkeit wieder zur Treppe gelenkt, auf der jetzt eine hochgewachsene, schlanke Person mit Kappe, Sonnenbrille und dicker, orangener Winterjacke steht.
"Ist alles okay mit dir?", fragt Lucas, aber ich gehe gar nicht darauf ein, sondern beobachte die Person, die jetzt langsam auf den Eingang zugeht.
Orangene Jacke mit den Logos von Adidas, OMV und Konica Minolta darauf. Auf der Kappe ebenfalls das OMV-Logo. Die Sonnenbrille kenne ich irgendwoher, genauso wie den weichen, federnden Schritt. Aber das kann nicht sein, oder?
Lucas hat mir jetzt beide Hände auf die Schultern gelegt, aber ich schaue an ihm vorbei, drehe mich dann weg und renne los, während ich einen Namen rufe. Seinen Namen. Den von meinem norwegischen Elfen.
Kenneth dreht sich zu mir, ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus und als ich bei ihm ankomme, fängt er mich auf und wirbelt mich um sich herum, bevor er mich vorsichtig wieder auf dem Boden absetzt.
Ich lege meine Arme um ihn und vergrabe mein Gesicht an seinem Hals, während er mich schützend festhält. Ich atme seinen warmen Geruch ein und beginne zu realisieren, was hier gerade passiert. Kenneth Gangnes ist in meiner Schule, auf meinem Schulhof, und hält mich in seinen Armen.
Ich fange an zu weinen und zittere, was Kenneth natürlich sofort bemerkt. Er drückt mich sanft ein Stück von ihm weg und legt eine Hand auf meine Hüfte, mit der anderen wischt er meine Tränen weg.
"Hællæ", sagt er dann mit einem breiten Grinsen, tiefen Grübchen und strahlenden Augen. Ich vergrabe mein Gesicht wieder an seiner Brust und er streicht mir leicht über die offenen Haare. "Hei, Liebes, was ist denn los? Ich bin doch hier, es ist alles okay", flüstert er mir zu, während die Tränen immernoch über mein Gesicht laufen.
Ich löse mich von ihm und schaue hoch in seine Augen. "Ich hab dich so sehr vermisst", gestehe ich leise, worauf er erwidert: "Wir haben doch gestern...nein, eher heute morgen erst telefoniert, Liebling?"
Das bringt mich zum Lächeln und als Kenneth mir eine Strähne hinters Ohr streicht, erkläre ich ihm, dass das einfach nicht dasselbe ist. Kenneth nickt verständnisvoll, drückt mir kurz einen Kuss auf die Stirn und meint dann, dass er mich auch vermisst habe. Ich lächle zu ihm hoch, aber er schaut über meine Schulter. "Da stehen zwei und schauen ziemlich irritiert", sagt er dann wieder an mich gerichtet.
Ich lache, drehe mich um und winke Lucas und Miri zu uns. Die beiden müssen ziemlich irritiert darüber sein, was mit mir los war.
"Das ist Kenneth", stelle ich meinen liebsten Norweger auf Englisch vor, damit alle mich verstehen. "Ohh, doch nicht etwa der Kenneth?", fragt Lucas und zwinkert mir verführerisch zu. Ich lache wieder, Lucas ist mein Crush, aber auch mein bester Schulfreund. Er weiß wie viel er mir bedeutet, aber auch, wie wichtig mir Kenneth ist, und zieht mich immer wieder damit auf.
Ich verdrehe die Augen und erwidere: "Ja, genau der Kenneth, mein bester Freund Kenneth", und strecke Lucas die Zunge dabei raus. Er tut so, als wäre er verletzt darüber, dass er anscheinend nicht mein bester Freund ist, aber dann grinst er nur.
Kenneth steht immer noch hinter mir und legt seine Arme um meine Taille, dann wendet er sich an meine Freunde. "Du musst Lucas sein...und du bist Miri?" Sagt er mit einem schüchternen Lächeln. Ich halte mich an seinen Händen, die locker auf meinem Bauch liegen, fest und sehe zu meinen nickenden Freunden.
Dann drehe ich mich in Kenneths Armen um. "Wieso bist du hier, mein Liebling, ist noch jemand da? Und wie lang bleibst du?" Ich spüre die bohrenden Blicke in meinem Rücken, als Kenneth antwortet: "Ich bin alleine hier. Eine halbe Stunde."
"Nein", flüstere ich tonlos. Meine Hände verkrallen sich in seiner Jacke, als ich gegen ihn sinke und schon wieder weine. Ich schluchze, während meine Tränen seinen Hals hinunterlaufen, aber Kenneth scheint es nicht zu stören. Stattdessen flüstert er beruhigende Worte in meine Haare und kümmert sich überhaupt nicht darum, dass Miri und Lucas ihm eine Standpauke halten. Ich muss kurz lächeln, die beiden sind einfach zu lieb, aber dann denke ich daran, wie wenig Zeit mir mit Kenneth bleibt.
Er will mich sanft von sich wegdrücken, aber ich lasse es nicht zu. "Liebling, unser Flieger geht in zwei Stunden." "Nein", murmele ich, "Du darfst nicht gehen...WAS?" Ich taumele ruckartig von Kenneth weg, stemme meine Hände in meine Hüften und schaue ihn böse an. Sobald er mich anlächelt, ist jeder Widerstand zwecklos und ich kann ihm einfach nicht mehr böse sein. Das weiß er genau und er spielt das gegen mich aus.
"Du wolltest mir ja nicht zuhören, Liebes", zwinkert er, "Alex hat eine Beurlaubung beantragt, damit du für eine Woche mit uns reisen kannst. Deine Eltern wissen Bescheid, deine Reisetasche ist in meinem Auto."
Ich starre ihn ungläubig an, bevor ich ihm wieder um den Hals falle und er mich fest an sich drückt. Lucas schaut mich nur noch besorgter an, als vorher, weil er natürlich das ganze Norwegisch nicht verstanden hat. "Ich fliege nach Norwegen!", rufe ich ihm deswegen mit einem riesigen Lächeln zu. Sofort hellen sich sein und Miris Gesicht auf.
Miri umarmt mich und verabschiedet sich dann, um zu ihrem Freund zu gehen. Mein Gesicht fühlt sich immer noch so an, als ob es durch mein Lächeln zerbrechen würde, obwohl es nicht einmal ansatzweise ausdrücken kann, wie glücklich ich gerade bin.
Auch Lucas schließt mich jetzt in seine Arme. "Pass auf dich auf. Und auf Kenneth. Ich hab dich noch nie so glücklich gesehen", wispert er und zwinkert mir dann zu.
Kenneth bittet mich, meine Sachen zu holen. Währenddessen beobachte ich, wie Lucas eingehend mit ihm redet und ihn dann mit einem Handschlag verabschiedet.
Als ich wieder bei Kenneth bin, greift er meine Hand und wir gehen zu seinem Mietwagen.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt