13. Kapitel

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"Du bist wirklich nicht böse, Liebes?", fragt Kenneth mich immer noch nicht ganz überzeugt, während er mit seinen Fingern Muster auf meine Hüfte zeichnet, "aber es hat schon bei deiner Ankunft angefangen, ich war eifersüchtig, als du die anderen begrüßt hast." Ich erinnere mich daran, wie traurig er da geschaut hat und wie er erst wieder fröhlicher wurde, als ich im Bus nur auf ihn geachtet habe. Mein Lieblingsnorweger, der mittlerweile neben mir liegt und seine Arme ganz fest um mich geschlungen hat, schaut mich voller Zweifel an. Seine Lippen sind leicht geöffnet und seine Augen leuchten so hell. "Und dann Tom, Danny, Anders...jeder hatte deine Aufmerksamkeit und ich dachte, du vergisst einfach, dass ich auch noch da bin."
Es stimmt, ich habe wirklich einige Zeit mit den dreien verbracht, aber deswegen hab ich Kenneth doch längst nicht verdrängt! Eher ganz im Gegenteil. Seine Armmuskeln unter dem weichen Shirt spannen sich an, sodass ich noch enger an ihn gezogen werde. Meine Hand, die auf seinem Bauch liegt, streicht sanft darüber und meine Lippen berühren fast schon sein Schlüsselbein. Ich schaue hoch in Kenneths Augen und sehe den Schmerz darin. Es scheint ihn wirklich sehr verletzt zu haben, dass er sich nicht sicher war, wie wichtig er mir ist. "Liebling, das wird nie passieren", versichere ich dem Elfen und streiche ganz sanft durch seine weichen Haare. "So schnell wirst du mich nicht los, versprochen, Liebling."
Das bringt Kenneth zum Lachen und er meint: "Das will ich doch hoffen!" Dann wird er wieder total ernst und greift nach meiner Hand. Er löst sie von seinem Bauch, streicht vorsichtig über jeden einzelnen Finger und führt meine Hand dann langsam zu seinem Mund, um mit seinen weichen, warmen Lippen einen Kuss auf den Handrücken zu pressen. Von dort breitet sich ein Kribbeln in meinem Körper aus. Meine Hand wandert zaghaft zurück zu seinem Oberkörper.
"Als ich morgens nicht aufstehen wollte, sondern mit dir kuscheln...da warst du kurz böse auf mich. Aber Liebes...das ist genau das, was ich am liebsten den ganzen Tag machen würde", murmelt Kenneth verlegen und küsst meine Stirn, wodurch das Kribbeln noch verstärkt wird. Wie süß er ist! "Aber das geht nicht...du musst doch Springen und mich stolz machen", antworte ich leise und mein Elf bemerkt sofort, wie ich es formuliert habe. "Aber sonst würde es dich nicht stören?", fragt er schelmisch grinsend, ich werde rot und schüttele den Kopf.
"Das mit dem Springen...ich wollte heute unbedingt weiter springen als Danny, damit du siehst, dass ich besser für dich bin, als er", flüstert mein Lieblingsnorweger beschämt. Aww. "Du Spinner", lächle ich, "Du wärst immer der beste. Hab ich das gestern nicht deutlich genug gemacht? Egal wie weit du springst, ich bin immer stolz auf dich, Liebling."
Es ist ja schon niedlich, wie er mir unbedingt beweisen will, dass er mein bester Freund ist, obwohl das gar nicht nötig ist. Ich könnte mir keinen besseren vorstellen. Der Gedanke, dass er so mit allen Mitteln um mich kämpft, zaubert dennoch ein Lächeln auf mein Gesicht, das Kenneth glücklich erwidert, während er 'danke' wispert.
Dann sind wir für eine Weile still und ich höre nur auf Kenneths gleichmäßigen, schnellen Herzschlag.
Dann durchbricht er die Stille.
"Liebes, ich will immer für dich da sein. Und heute Morgen...da hat Danny dich getröstet und ich wollte eigentlich derjenige sein, der das für dich tut. Es tut mir leid."
Er vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren und rückt aber ein Stück von mir weg. "Was tut dir leid?" Gerade komme ich nicht ganz mit.
"Alles", flüstert Kenneth und drückt meine Hand , die er wieder genommen hat, fester, "einfach alles. Dass ich dir so viele Probleme bereite, obwohl ich dir doch helfen will, aber ich mache es meistens schlimmer. Ich bin gegangen, letzte Nacht, als du mich gebraucht hast. Als ich dich gebraucht hab, warst du bei mir. Aber ich bin immer nur auf mich selbst fokussiert und werde sofort eifersüchtig."
Der Norweger liegt jetzt auf dem Rücken neben mir und starrt an die Decke. Seine hellen Augen glitzern, als er den Kopf zu mir dreht und mich anschaut. Ist das sein Ernst? Allerdings merke ich auch, dass er es umgeht, den Kuss zu erwähnen. Hat er es vergessen? Will er sich nicht erinnern? Oder ist er zu betrunken gewesen, um zu wissen, was er getan hat? Egal, ich hab echt nicht den Mut, ihn darauf anzusprechen. Was, wenn es für ihn bedeutungslos war? Oder wenn er sich gar nicht daran erinnert? Das riskiere ich lieber nicht.
Auf der anderen Seite will ich aber nicht, dass er so schlecht von sich selbst denkt. Ich setze mich auf und beuge mich über Kenneth, sodass er keine andere Wahl hat, als mir in die Augen zu schauen. Er sieht etwas eingeschüchtert aus, aber das soll er ruhig sein!
"Kenneth Gangnes!"
Er muss schlucken, denn sonst nenne ich ihn nie so.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Wieso denkst du so etwas von dir selbst? Du bist nicht egoistisch oder selbstsüchtig. Zumindest der Kenny, den ich kenne, ist das nicht. Liebling, du hilfst mir beim Einschlafen, du passt auf, dass ich genug esse, und du achtest immer darauf, ob es mir gut geht. Und wenn nicht, dann setzt du alles daran, das zu ändern. Du bist der liebevollste Mensch, den ich kenne. Ich könnte mir niemand besseren als dich vorstellen. Das muss nur noch da rein, in deinen Kopf", sage ich bestimmt und tippe mit meinen Fingern leicht gegen seine Schläfe.
Endlich breitet sich auf Kenneths Gesicht wieder sein wundervolles Lächeln aus und ich kann über seine tiefen Grübchen streichen, was sein Lächeln nur noch verstärkt.
"Du lässt mich meine Hände auf deinen Bauch legen, weil du weißt, dass es mich beruhigt. Du spielst mit meinen Haaren, aus demselben Grund. Du akzeptierst mich mit meinen Macken, und zwar viel mehr, als jeder andere. Das macht kein egoistischer Mensch, Liebling", ergänze ich bestimmt und beuge mich zu ihm herunter, um einen Kuss auf seine Stirn zu drücken. Die Gelegenheit nutzt Kenneth, um meine Hüften zu greifen und mich komplett in seine Arme zu ziehen, wodurch mein Kuss auf seiner Nase landet. Wir lachen beide.
"Ich mag es, wenn du deine Hände auf meinem Bauch hast, Liebes. Dann bist du mein Ruhepol. Und ich kann dich gleichzeitig beschützen", gesteht Kenneth leise.
Mir wird ganz warm ums Herz. "Hör auf, so süß zu sein", murre ich gespielt verärgert und schlage leicht gegen seinen Arm, aber Kenneth grinst nur, schnappt sich meine Hand und schaut mir tief in die Augen. "Ich kann nicht anders", flüstert er mit einem süßen, kleinen Lächeln auf den Lippen.
"Och nee", stöhne ich grinsend, "mein bester Freund ist ein kleiner Romantiker." Ich strecke ihm die Zunge raus, aber irgendwie hat diese Bezeichnung sich falsch angefühlt.
Plötzlich dreht Kenneth mich auf meinen Rücken und schwebt über mir. Aus Angst, mir wehzutun, hat er sich auf seine Arme gestützt. Meine Hände wandern zaghaft unter sein Shirt und streichen sanft über seine warme Haut und die fest angespannten Muskeln. Neben dem Kribbeln breitet sich jetzt auch Wärme in meinem Körper aus und ich entspanne mich.
Als ich wieder hochschaue, sind Kenneths Augen geschlossen und sein Mund ist leicht geöffnet. Jedoch scheint er meinen Blick zu spüren und öffnet seine Augen wieder, sodass ich mich in dem wunderschönen Blau verliere.
"Ist das sehr schlimm?", fragt er mit belegter Stimme und einem neckenden Lächeln. Ich muss unwillkürlich auch lächeln und flüstere: "Nein, natürlich nicht. Du bist perfekt so, wie du bist."
Mein Elf wird rot und drückt mir einen leichten, aber lang anhaltenden Kuss auf die Wange. Dann lässt er sich neben mich fallen und ich kuschele mich in seine beschützenden Arme. So eng aneinander gekuschelt erzählen wir uns gegenseitig leise von allen möglichen Dingen.
Ich fühle mich so sicher und geborgen, wie nie zuvor, besonders jetzt, da ich endlich weiß, was mit meinem Liebling los ist. Er scheint süchtig danach, mich zu berühren, denn sobald einer von uns sich bewegt, geht er immer sicher, dass seine Hände trotzdem noch sanft über meinen Körper streicheln kann. Aber es ist wunderschön. Ich verstecke mein Gesicht in seinem Nacken und atme seinen Geruch ein, während meine Finger unablässig die Konturen seiner Bauchmuskeln nachfahren. Kenneth drückt immer wieder federleichte Küsse auf meine Haare, mit denen seine Finger gerade spielen.
Ich muss lächeln. Er ist so perfekt. Und jetzt gerade gehört er nur mir.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt