33. Kapitel

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Als wir endlich am Hotel ankommen, schläft Kenneth schon fast. Ich bringe es kaum übers Herz, ihn anzustupsen, damit er aussteigt, aber es muss ja sein. 
Müde greift mein Elf nach meiner Hand und führt mich auf das Zimmer, das er allein bewohnt. Anders hat erwähnt, dass das Absicht war, damit ich zu ihm ziehen kann, sobald wir da sind. Und wirklich holt Lucas auch meinen Koffer, während ich Kenneth dabei zusehe, wie er sich bis auf die Boxershorts auszieht und dann müde auf mich zukommt. 
Er legt seine Hände an meine Taille und ich streiche zaghaft mit meinen Fingern über die bloße Haut, unter der ich seine definierten Bauchmuskeln spüre. 
„Bin müde“, murmelt er in meine Haare, „Hab kaum geschlafen, seitdem du angerufen hattest. Ich wollte nicht, dass du wieder einen Albtraum hast.“
Seine Stimme klingt noch tiefer und rauer als sonst, wenn er müde ist. Kenneth zieht mich enger an seine Brust und legt seine Arme beschützend um mich. Ich seufze leise auf: „Liebling, du brauchst deinen Schlaf. Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ich hätte zumindest bis morgens warten sollen.“
Mein Freund schüttelt bloß den Kopf und hebt mein Kinn an, damit er meine Lippen immer wieder kurz küssen kann.
Genau in dem Moment kommt Lucas mit meinem Koffer zur Tür herein. „Da störe ich wohl…bin gleich wieder weg…bei Anders, wenn ihr mich sucht“, sagt er fröhlich und zwinkert mir grinsend zu. 
Schnell ziehe ich mir eine bequeme Jogginghose an und mein Lieblingsnorweger schnappt mir das Shirt aus der Hand, als ich es gerade überziehen will. 
Stattdessen hält er mir eins von seinen eigenen hin und hilft mir, es anzuziehen. „Perfekt“, lächelt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Dann gähnt er wieder. 
„Was willst du machen?“, fragt Kenneth leise und schaut zu mir hoch, weil er sich aufs Bett gesetzt hat. Das sieht so süß aus, dass ich mich davon abhalten muss, zu quietschen und seine Grübchen zu pieksen. Er versucht, die Müdigkeit von sich abzuschütteln, aber seine Augen verraten ihn trotzdem.
Ich lege die Kissen übereinander und setze mich aufs Bett, sodass ich bequem angelehnt sitzen kann. Dann erwidere ich leise: „Ich will dir beim Schlafen zusehen, komm her.“ 
Ich sehe, wie mein Freund protestieren will, aber ich dulde keine Widerrede und ziehe ihn an seiner Hand zu mir, bis er nachgibt und seinen Kopf auf meinem Bauch ablegt und sich an meine Beine kuschelt. 
Vorsichtig decke ich ihn zu und streiche mit einer Hand sanft durch seine weichen Haare, wohingegen er die andere in seiner eigenen gefangen hält. 
„Ich würde nie Sex von dir verlangen, geschweige denn dich danach verlassen“, sagt Kenneth plötzlich und öffnet die Augen, um zu mir hochzuschauen, „Von mir aus können wir damit warten, bis wir verheiratet sind, oder zumindest, bis du dich bereit fühlst, okay?“ 
Dann wird er rot und murmelt: „Also, falls wir mal heiraten. Ich sag das einfach immer so, weil ich eine Zukunft mit dir haben will, andererseits…was weiß ich schon, was in einem Jahr ist, oder in fünf. Aber ich würde auch fünf Jahre warten, versprochen! Ich wollte nur, dass du das weißt, nach dem, was die Leute an deiner Schule gesagt haben. Und ich wollte es dir sagen, wenn ich dich in den Arm nehmen kann, falls dich das Thema zum Weinen bringt, und nicht über Skype.“ 
Ich streiche sanft über seine geröteten Wangen und lehne mich dann zu ihm herunter, um einen Kuss auf seine Lippen zu drücken. 
Gerührt erwidere ich: „Das will ich aber nicht von dir verlangen, das ist doch unfair. Du musst darauf verzichten, nur weil ich Angst hab und…“ 
Eine Träne läuft meine Wange hinab und Kenneth wischt sie vorsichtig weg, bevor er liebevoll meint: „Und was, wenn ich darauf verzichten will? Ich will nämlich keine andere als dich. Niemand könnte so perfekt für mich sein, wie du, Liebes. Ich liebe dich.“ 
"Ich liebe dich viel mehr", hauche ich in seine Haare, "Danke, Liebling. Und ich...ich würde echt gerne warten. Vielleicht wirklich, bis ich heirate. Am liebsten natürlich dich", zwinkere ich, "Aber ich will nicht, dass das ein Grund ist, dass du mich irgendwann verlässt..."
Ruckartig setzt Kenneth sich auf und küsst die Tränen weg, die mir haltlos über die Wangen laufen. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und zwingt mich dadurch, ihn anzuschauen, während er ganz ernst sagt: "Wenn ich das tun würde, wäre ich ein riesiger Idiot. Dann hätte ich dich auch gar nicht verdient, Liebes. Ich finde es bewundernswert, dass du warten willst. Und wenn das so ein großes Problem für mich sein sollte, muss ich dich halt einfach schneller heiraten. Ich liebe dich, und zwar ganz ohne irgendwelche Bedingungen. Du bist das beste, was mir je passiert ist, und es wäre bescheuert, dich wegen so etwas gehen zu lassen."
Geschockt von seinen ehrlichen Worten schaue ich meinen Elfen einfach nur an, während er sich zurück an meinen Bauch kuschelt und dann hochschaut. 
"Nicht weinen", murmelt er und wischt die Tränen weg. "Das ist schwer, wenn du es immer darauf anlegst", zwinkere ich ihm durch meine Tränen zu, "Du machst mich einfach jeden Tag glücklich und ich fühle mich wie der besonderste Mensch auf der Welt, wenn ich bei dir bin. Du gibst mir meinen Raum, aber du hältst mich immer fest und egal wie sehr ich es versuche, ich werde dir das nie zurückgeben können, aber ich versuche es trotzdem, indem ich dir meine Liebe zeigen will. Ich liebe dich, Kenneth."
Er will sich wieder aufsetzen, aber ich halte ihn zurück. „Shh, ruh dich bitte aus. Wenn du einen Kuss haben willst, brauchst du das nur sagen“, zwinkere ich ihm zu und er schmollt, wodurch er natürlich sofort seinen Kuss bekommt. Wenn er das macht, kann ich ihm nämlich sowieso nicht widerstehen, er ist einfach zu süß. 
Allerdings hört Kenneth nicht auf zu schmollen und bettelt: „Noch einen!“ 
Ich lege meine Hände an seine Wangen, streiche kurz über die Grübchen und lehne mich dann zu ihm herunter. Meine Haare fallen über seine Brust, während ich meine Lippen über seine streifen lasse, bevor ich sie mit meiner Zunge anstupse, um den Kuss zu vertiefen. 
Unsere Lippen bewegen sich nur ganz langsam, aber dadurch ist der Kuss auf eine besondere Art intensiv und ich fühle mich ganz sicher und geborgen.
Langsam löse ich mich von ihm und platziere nur einen kleinen Kuss auf seinem rechten Grübchen. Kenneth ist weiter zu mir hochgerutscht, sodass sein Kopf jetzt auf meiner Brust ruht und ich meinen Arm um seinen Körper legen kann. 
Der müde Norweger kuschelt sich enger an mich und seine Finger schleichen sich unter mein Shirt, wo sie kühl an meiner Taille liegen. 
"Schlaf gut, mein Schatz", flüstere ich ihm zu, ziehe die Decke um ihn zurecht und küsse seine Stirn. Er ist schon am Einschlafen, als ich anfange, beruhigend durch seine Haare zu streichen.
Kenneths Gesichtszüge sind ganz entspannt und seine langen Wimpern ruhen kurz oberhalb von seinen Wangenknochen. Auf seinen Wangen sehe ich noch leicht seine Grübchen, die ihn so glücklich wirken lassen.
Ganz ruhig und gleichmäßig hebt und senkt sich sein Brustkorb und der Atem strömt über seine leicht geöffneten Lippen. Immer wieder fallen ihm ein paar Strähnen über die hohe Stirn, die ich dann vorsichtig wieder zurückstreiche.
Mein Freund seufzt kurz auf und bewegt sich ein wenig, sodass seine Lippen gegen meinen Ausschnitt gedrückt sind. Ich streiche ihm ganz zaghaft über den Rücken, was ihm zu gefallen scheint, weil er sich noch ein wenig mehr in meine Arme kuschelt.
Kenneth würde mir wahrscheinlich widersprechen, wenn ich sage, dass er im Schlaf niedlich aussieht, aber es stimmt. Er wirkt dann noch viel jünger als ohnehin schon und wenn er sich an mich kuschelt, löst er damit ein Kribbeln in meinem ganzen Körper aus und eine Welle der Zuneigung überströmt mich. Er ist einfach zu süß, um wahr zu sein, aber das ist er und er macht mich damit super glücklich.
Ich weiß gar nicht, wie lange ich meinem Elfen beim Schlafen zusehe, weil es einfach nicht langweilig wird. Er ist zu faszinierend dafür. 
Irgendwann fliegt jedoch die Tür auf und Lucas, Tom, Danny und Anders kommen herein.
Kenneth zuckt nicht mal mit der Wimper, sondern schläft unbeeindruckt weiter, und ich merke, dass seine Erschöpfung echt groß gewesen sein muss, wenn selbst so ein Knall ihn nicht wecken kann.
Deswegen lege ich einen Finger an meine Lippen, während die drei sich zu uns aufs Bett setzen. Das scheint mein Freund jedoch jetzt zu merken, denn er bewegt sich unruhig und scheint aufzuwachen.
Leise grummelt er und öffnet dann seine strahlend blauen Augen. Skeptisch schaut er die anderen an und drückt dann einen Kuss gegen mein Schlüsselbein, bevor er die Augen wieder schließt und nach meiner Hand greift, um sanft unsere Finger miteinander zu verschränken. 
Tom grinst nur breit und verzichtet darauf, uns als Turteltäubchen zu bezeichnen, was Danny aber nicht davon abhält, eben das zu tun. 
"Was willst du, Tande?", murrt mein Elf gedämpft gegen meine Brust und es ist Lucas, der antwortet: "Alex hat einen Termin für dich besorgt und er meint, dass du dich so langsam fertig machen musst."
"Nein", quengelt Kenneth und setzt sich schmollend auf, "Wieso denn gerade jetzt? Muss das sein?"
Ich drücke einen Kuss gegen seine entblößte Schulter und schlinge meine Arme um seinen warmen Oberkörper. 
"Liebling, das ist bestimmt wichtig", sage ich leise und Kenneth zuckt mit den Schultern, "Außerdem ist es gut, wenn du jetzt wach ist. Sonst kannst du doch später nicht schlafen."
"Ist ja gut, Chef", scherzt er und kitzelt mich. Ich falle zurück auf die Kissen, während Kenneth sich über mich beugt und mich quält. Erst als ich keine Luft mehr kriege, hört er auf und lässt zu, dass ich aufstehe. 
Anschließend rappelt auch er sich auf, küsst mich kurz zärtlich und wird so wie er ist aus dem Zimmer gezogen. Danny und Tom begründen das damit, dass sie die passende Kleidung dafür sowieso schon in ihrem Zimmer haben.
Kaum sind sie aus dem Zimmer verschwunden, kündigt Anders an: "So, und für dich kommt jetzt die Überraschung, für die du mit Lucas ja schon ein Kleid gekauft hast."
Ich kann seine Begeisterung nicht ganz teilen, schließlich wollte ich doch hier auf Kenneth warten! Was, wenn er schon bald zurück ist, und ich nicht mehr hier bin?
Lucas liest mir die Bedenken von der Stirn und meint: "Mach dir keine Sorgen, Kenneth wird Bescheid wissen."
Widerwillig gehe ich duschen und stecke mir dann die Haare hoch. Nur ein paar Strähnen umrahmen mein Gesicht. 
Dann gehe ich zurück ins Zimmer, wo die beiden mit einer Frau auf mich warten. "Das ist Elena", stellt Lucas sie mir vor, "und sie macht dein Make-up."
Ich setze mich auf den Stuhl vor dem Spiegel und lasse Elena einfach machen. So langsam bin ich gar nicht mehr so abgeneigt von der Idee dieser Überraschung. Es muss schon was tolles sein, wenn ich so darauf vorbereitet werde.
Als ich endlich das Kleid anhabe, darf ich mich im Spiegel betrachten. Das Kleid fällt genauso schön, wie ich es in Erinnerung habe, und meine Lippen haben dieselbe Farbe bekommen. Dafür ist das restliche Make-up zurückhaltend und die Augen sind in warmen Brauntönen geschminkt. 
Ich merke, wie meine Finger leicht zittern. Die Frau im Spiegel wirkt so viel älter und selbstsicherer, als ich das meistens bin. Aber es gefällt mir. 
"Und was ist jetzt die Überraschung?", erkundige ich mich in Anders' Richtung, der nur grinst und meint: "Da fahren wir jetzt hin."
Eine zehnminütige Autofahrt später halten wir vor einem extrem teuer aussehenden Restaurant. Anders reicht mir meine Tasche, während Lucas meint: "Die Reservierung ist für Stöckl, wie gesagt hat Alex den Termin gemacht. Viel Spaß!"
Jetzt erst verstehe ich das ganze! Alex hat den Tisch reserviert. Für ein Date, das die anderen für mich und Kenneth geplant haben, als Überraschung! 
Ich bedanke mich schnell bei den beiden. Wir haben einfach die besten Freunde auf der Welt, daran lässt sich nicht zweifeln.
Dann gehe ich aufgeregt zum Eingang.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt