20. Kapitel

424 15 0
                                    

"Kenny, was soll ich anziehen?", quengele ich vor dem Kleiderschrank stehend, während mein Liebling im Bad ist.
Grinsend kommt er jetzt auf mich zu und meint: "Der Schrank ist leer, nicht wahr?"
Kenneth lacht, obwohl ich leicht gegen seinen Arm schlage. Wieso nimmt er mich nicht ernst? Das ist eine wichtige Frage, schließlich muss ich ihm gefallen...
Er scheint meine Verzweiflung nun bemerkt zu haben, denn er legt seine Arme um mich und küsst sanft meine Wange. Ich betrachte seine geschlossenen Augen und sein süßes, kleines Lächeln in der Spiegeltür des Schranks, bis Kenneth sich beobachtet fühlt und mich leicht anstupst.
"Liebes, du bist die schönste Frau der Welt. Es ist total egal, was du anziehst, du wärst auch in einem Kartoffelsack die einzige, die ich anschauen würde", sagt er jetzt ernst und fixiert mich mit seinen ozeanblauen Augen.
Ich spüre, wie ich rot werde, und will zu Boden schauen, aber Kenneth legt einen seiner langen Finger an mein Kinn und bringt mich dazu, ihn wieder anzusehen.
"Du bist so süß, wenn du rot wirst. Vor mir brauchst du dich doch nicht verstecken, Liebes", murmelt er gegen meine Lippen und küsst mich dann so zärtlich, dass ich das Gefühl habe, vor lauter Schmetterlingen im Bauch zu explodieren.
Kenneths Finger spielen mit dem Saum meines Pullovers, unter den er dann seine Hände schiebt. Seine kühlen Finger brennen ein wenig auf meiner warmen Haut, aber es ist irgendwie atemberaubend perfekt.
"Celina wird dasselbe Kleid anhaben wie gestern, hat Johann gesagt. Line und Maren kommen auch, schau, sie haben einen Snap in ihrer Story", raunt Kenneth in meine Haare und zeigt mir ein Bild von den beiden, auf dem sie beide Kleider tragen, und ergänzt dann: "Also kannst du auch dein blaues Kleid wieder anziehen. Du siehst so hübsch darin aus."
"Danke", flüstere ich ein wenig gerührt und drücke ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen, bevor ich mit dem Kleid im Bad verschwinde.
"Darf ich dir nicht zuschauen?", fragt Kenneth durch die geschlossene Tür und ich höre praktisch, wie er schmollt. Obwohl die Tür nicht abgeschlossen ist, wartet er, bis ich das Kleid anhabe und die Tür für ihn öffne.
Jetzt steht er, mit dunkler Jeans und einem zu meinem Kleid passenden, blauen Hemd, hinter mir und legt seine Hände an meine Taille. So beobachtet er mich, während ich mich dezent schminke, und erst als ich meine Haare hochstecken will, bewegt er sich und hält meine Hände in seinen gefangen.
Er verteilt einige federleichte Küsse auf meiner Schulter, sodass ich Gänsehaut bekomme, über die er dann leise lachend mit seinen Fingern streicht, und bittet mich: "Lass die Haare offen, Liebes, bitte? Für mich? Sonst kann ich doch gar nicht das hier machen."
Er streicht mir eine Strähne hinters Ohr, vergräbt seine Hände in meinen Haaren und gibt mir dann einen langen Kuss auf die Stirn. Ich lege meine Hände auf seinen Bauch und streiche vorsichtig darüber, während ich mich mit geschlossenen Augen an Kenneth lehne.
Er küsst langsam und zärtlich meine Wange hinunter, bis er an meinen Lippen angekommen ist, über die er dann leicht streift. Sobald er sanft mit seiner Zunge gegen meine Lippen stupst, öffne ich sie und vertiefe den Kuss. Er schmeckt so gut! Seine Lippen haben noch den Geschmack von Kaffee an sich und ich kann einfach gar nicht genug davon kriegen. Kenneth führt mich rückwärts, bis ich mit dem Rücken an die Tür stoße, wo er mich mit seinem Körper gefangen hält und weiter mit meinen Lippen und meiner Zunge spielt.
Schwer atmend lösen wir uns voneinander und er lehnt seine Stirn gegen meine, aber ich muss einfach immer wieder kurze Küsse auf seinen Lippen platzieren. Ich bin wohl süchtig nach ihm. Der Gedanke bringt mich zum Lachen, woraufhin Kenneth liebevoll über meine Wange streicht und flüstert: "Hör auf, Kleines, sonst kommen wir ja nie hier weg." Mit einem Zwinkern fügt er hinzu: "Obwohl mich das ja nicht stören würde. Dann hätte ich dich ganz für mich allein."
Ich küsse ihn lächelnd ein letztes Mal und ziehe dann meinen Elfen zur Tür hinaus. Hand in Hand gehen wir hinunter zu dem Raum, der schon für Dannys Party geschmückt ist. Bevor wir richtig im Raum stehen, saust schon jemand auf uns zu und fällt Kenneth um den Hals.
"Maren, du hast das Ziel eindeutig verfehlt", meint Danny und rollt die Augen, bevor er mich hochhebt und um sich herumwirbelt. Kaum hat er mich abgesetzt, werde ich schon von Anders in einer festen Umarmung fast erdrückt.
"Prinzessin! Endlich kriegt man dich mal wieder zu Gesicht! Ich dachte schon, die Einhörner und ich müssen dich vor Kenneth retten!", ruft Danny lachend und hüpft mit seinen Slippers hin und her.
"Das wäre Selbstmord gewesen, Danny", meint Tom strahlend, "Kennylein hätte dich nicht mal in ihre Nähe gelassen. Außerdem hatten die beiden ja ein Date. Oder mehrere, wie man's nimmt."
Danny und Anders schauen mich jetzt mit großen Augen an und sagen dann wie aus einem Mund: "Erzähl!"
Ich lasse mich von den beiden wegziehen, ohne auf Kenneth zu achten, denn er unterhält sich gerade intensiv mit Maren.
Anders drückt mir ein Stück von der köstlichen Geburtstagstorte in die Hände und hört mir dann interessiert zu, als ich von meinem Tag erzähle. Die beiden freuen sich total für mich und das macht mich echt glücklich.
Irgendwann spüre ich zwei starke Arme um meine Hüfte und lehne mich automatisch zurück an Kenneths Brust.
"Hei, Helen", grüßt mich Maren, "Ich bin Maren Lundby, ich hab dich schon bei einigen Interviews gesehen. Es ist toll, dich endlich mal kennenzulernen, wo Kenneth doch kein anderes Gesprächsthema mehr kennt."
Maren scheint echt nett zu sein. Ich lächle ihr zu und begrüße sie. Bald sind wir mitten im Gespräch über die verschiedensten Dinge. Als ich ein paar Fragen ausweichend beantworte, ist sie verwundert und Kenneth nimmt mich sofort in Schutz. "Keine persönlichen Fragen", sagt er und drückt mich fester, "Das ist nicht nur in Interviews so. Es ist nicht so, dass sie uns nicht vertrauen würde, sondern ihre Eltern haben das mit Alex abgemacht."
Dankbar lächle ich meinem Elfen zu, der daraufhin einen sanften Kuss auf meine Wange drückt.
"Aw, ihr seid so süß!", meint Maren begeistert, "Und es tut mir leid, ich dachte, das wäre nur eine Geschichte für die Medien."
Sie wirkt echt bedrückt, weshalb ich ihr aufmunternd zulächle und das Thema wechsle.
Irgendwann kommen Anders und Danny wieder daher und wollen mich mit der Begründung, dass Kenneth mich jetzt schon sooo lange für sich hatte, von ihm wegziehen. Das lässt er sich jedoch nicht gefallen und folgt uns auf die Tanzfläche, wo er mich nahe an seinen Körper zieht und, während er sich immer wieder zu mir herunterlehnt, um wundervolle Küsse auf meinen Lippen zu platzieren, mit mir tanzt.
Allerdings rede ich auch viel mit den anderen, wobei mein eifersüchtiger Lieblingsnorweger mich immer in seinen Armen hält. Ich werfe ihm wieder und wieder verliebte Blicke zu, die er erwidert. Am liebsten würde ich ihn jetzt so küssen, wie vorhin, aber stattdessen beschränke ich mich auf ganz viele kleine, zärtliche Küsse.
"Ihr seid wirklich unzertrennlich", meint Anders etwas traurig, "Hoffentlich finde ich auch so jemanden."
Kenneth lässt mich los, um Anders freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen. Er redet leise mit ihm, woraufhin der kleine Norweger sein Lächeln wiederfindet.
Als Line und Maren sich verabschieden, weil sie noch eine Trainingseinheit haben, beschließt auch der Rest, nur noch in Dannys Zimmer zu sitzen, oder ebenfalls zu trainieren.
Kenneth redet leise auf Danny ein, sodass ich nicht verstehe, was er sagt, und als Danny lachend nickt, zieht er mich aus dem Raum und überreicht mir erwartungsvoll einen weiteren, roten Umschlag.
'Liebes,
Du bist so perfekt für mich. Date #6, bereit?
Ein Abend mit dir ganz alleine...und so vielen Filmen, wie du magst.
Ich geb dich nie wieder her,
Dein Elfchen'
Begeistert nicke ich. Schnell haben wir uns umgezogen und ich liege zwischen Kenneths Beinen, mit meinem Rücken gegen seine Brust gelehnt.
"Was möchtest du zuerst schauen, Liebes?", murmelt er in meine Haare. Ich spüre seinen ungläubigen Blick, als ich Star Trek Into Darkness auswähle, und seine Brust vibriert, weil er lacht. Ich schüttele lachend den Kopf: "Star Trek ist soo cool! Es müssen nicht immer Liebesfilme sein."
Kenneth stimmt mir leise zu und streicht dann zaghaft mit seinen Fingern über meinen Bauch, während ich wiederum mit seinen Fingern spiele.
Ich liebe diesen Film einfach! Generell finde ich ja alles faszinierend, was mit dem Universum zu tun hat. Und natürlich Kenneths Augen, die mindestens genauso unendlich tief zu sein scheinen. Ich ertappe ihn immer wieder dabei, wie er mich anstelle des Bildschirms ansieht, aber mir geht es genauso. Ich kann den Text selbst auf Norwegisch fast mitsprechen und mein Elf ist dann doch viel interessanter. Und süßer.
Für den nächsten Film - Die Entdeckung der Unendlichkeit - kuschele ich mich mehr an seine Brust und er schlingt seine Arme um mich. An einer Stelle muss ich wie immer weinen und vergrabe zitternd und schluchzend mein Gesicht in der Decke. Kenneth zieht mich sofort ganz nah an sich und wischt zärtlich meine Tränen weg, bevor er gegen meine Lippen flüstert: "Helen, Liebes, shh. Ich würde das niemals tun. Ich würde immer bei dir bleiben, auch in solchen schlechten Zeiten."
Er küsst vorsichtig die nächsten Tränen, die mir über die Wangen rollen, weg und streicht beruhigend über meinen Rücken.
"Sag sowas nicht", schluchze ich gegen seine Brust, "Das kannst du nicht versprechen! Sie hat es auch versprochen und sich nicht daran gehalten!"
Es ist doch so! Sie hat ihm gesagt, dass ihr seine Krankheit egal ist, und dass es ihr unwichtig ist, wie lange er noch lebt. Und dann? Dann verlässt sie ihn, weil es ihr einfach zu viel wird! Das kann ich ja verstehen, aber trotzdem...
Kenneth drückt mich vorsichtig in das Kissen und schwebt über mir. "Doch, ich kann das versprechen. Du bist meine Welt, und eine Welt ohne dich ist keine, in der ich leben will", sagt er leise aber bestimmt und küsst mich dann genauso liebevoll und zärtlich, wie vorhin, wenn nicht sogar noch mehr, und ich muss ihm einfach glauben. Bis ich eingeschlafen bin, beteuert mein Elf mir das wieder und wieder und unterstreicht seine Worte, indem er mich küsst.
Der Film ist längst vergessen, als ich nach einem wundervollen, perfekten Tag sicher und geborgen in den Armen des Mannes, den ich über alles liebe, einschlafe.

Mein fliegender Held Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt