Prolog

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Ich schloss die Tür auf und wäre beinahe über Kartons gestolpert. Warum stehen die hier? Ziehen wir um und ich weiß nichts davon oder was ist los?

„Hallo?", rief ich.

„Hei, Mads. Gut dass du da bist. Wir müssen mit dir reden.", sagte Will der gerade mit einem Karton in der Hand die Treppen runterkam, dichtgefolgt von Pat.

William und Patrick sind meine großen Brüder. William ist vor einer Woche 18 geworden und Patrick war schon 19. Sie sind die einzigen, denen ich jemals vertraut habe. Mein Vater behandelt mich mies und lässt mich die ganze Arbeit machen. Jetzt schon seit 6 Jahren. Ich bin gerade mal 14. Wenn er mal nicht hinguckt, waren Will und Pat immer da um mir zu helfen.

Ich hatte so eine Ahnung, dass das bald nicht mehr der Fall sein wird. Meine Mutter war kurz nach meiner Geburt gestorben. Sie hatte Krebs und hat sich dafür entschieden keine Chemotherapie zu machen, damit sie mich auf die Welt bringen konnte. Hätte sie die Chemotherapie gemacht wäre sie wahrscheinlich noch am Leben und mich würde es nicht geben. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum mein Vater mich so schlecht behandelt.

Will und Pat schauten sich noch einmal mit einem kurzen Blick an. Dann fing Pat an zu sprechen: „Es ist so..."

Er blickte hilfesuchend zu Will, der kurz seufzte und dann fortfuhr: „Wir halten es nicht länger bei Dad aus. Es ist nichts gegen dich und es tut uns echt leid, Mads."

Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Wir haben eine Wohnung gefunden. Du kannst uns jederzeit besuchen.", fügte Pat hinzu.

Dann kam er auf mich zu und wollte mich umarmen. „Es tut uns wirklich leid, Mads, aber wir können dich nicht mitnehmen. Es gibt immerhin ein Gesetz." Er stand vor mit, aber ich schob ihn weg.

„William und Patrick." Ich sah den Schmerz in ihren Augen, als ich ihre vollen Namen aussprach. Das hatte ich schon ewig nicht mehr gemacht.

„Wie könnt ihr Arschlöcher mir das Antun! Jetzt kommt nicht mit 'es tut mir leid oder mit Mads'! Ab heute bin ich für euch Madison oder besser noch ihr braucht mich nie wieder zu sehen! Ihr könnt mich mal!", schrie ich sie an und dann drehte ich mich um und rannte raus.

Weg von unserem Haus.

„Mads!", rief jemand noch, aber ich ignorierte es und rannte weiter in einen kleinen Park. Ich ließ mich auf eine Bank nieder und heulte.

Wie konnten sie mir das nur antun? Eins aber war klar, ich würde niemand wieder vertrauen! Das letzte was ich will ist heulen. Es tut weh zu wissen, dass die eigenen Brüder, denen man alles erzählt hat, einen in Stich lassen.

~•~

Ich weiß nicht wie lange ich da saß, aber ich wusste, dass ich wieder nach Hause musste. Mein Vater wird so oder so austicken.

Ich machte mich auf den Weg nach Hause. Will und Pats Auto war weg. Als ich die Tür aufschloss waren auch alle Kartons weg.

Ich ging durch den Flur ins Wohnzimmer und wollte die Treppen zu meinem Zimmer hochgehen, als ich meinen Vater registrierte. Er stand auf und stellte sich vor mich hin. Man konnte sehen, dass er einiges getrunken hatte.

Mit dem Auszug meiner Brüder, hatte er wohl einen Rückfall. Nach dem Tot meiner Mutter hat er getrunken und ging dann in eine Entzugsklinik. Seitdem hat er nie wieder getrunken.

„Wo warst du?", fragte er.

„Im Park.", antwortete ich und senkte meinen Kopf.

„Schau mich an, wenn ich mit dir rede."

Ich hob meinen Kopf und schaute in seine kalten Augen, die noch nie einen Glanz hatten. „Du solltest einkaufen gehen, du Miststück! Du bist zu nichts zu gebrauchen!" Er holte aus und verpasste mir mit voller Wucht eine Backpfeife.

Mich durchzuckte der Schmerz, aber ich spürte ihn nicht richtig. Der Schmerz um den Verlust meiner Brüder war viel größer.

Ich ging die Treppen hoch zu meinem Zimmer.

Schimpfwörter war ich gewohnt, aber das war das erste Mal, dass mein Vater mich schlug.

Fuck you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt