Kapitel 36 -Was ist passiert?

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LINUS

Voller Vorfreude stieg ich ins Auto. Ich würde endlich Maddies Familie kennenlernen. Ihr schien es auch ernst zu sein und das freute mich. Ein wenig war ich schon nervös, aber wenn sie so nett wie Maddie sind, muss ich mir keine Gedanken machen.

Ich parkte das Auto vor Maddies Haus hinter einem schwarzen Range Rover Discovery, aus dem gerade drei Personen stiegen. Es sah aus wie eine Mutter mit zwei Kindern.

Ich zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg ebenfalls aus. Die drei gingen Richtung Tor an dem zwei andere Männer warteten. Sie waren vielleicht ein bisschen älter als ich. Sie begrüßten sich alle gegenseitig. Etwas zögernd ging ich in ihre Richtung. Ich wusste nicht so recht was ich machen sollte. Ich kannte sie nicht, aber sie schienen zu Maddies Familie zu gehören. Sie meinte schon, dass noch andere kommen.

In diesem Moment fiehl der Blick der Mutter der beiden Kinder auf mich. Sie lächelte mich an.

"Kann ich Ihnen helfen?"

Ich war froh, dass sie mich ansprach. So hatte sie mir die Entscheidung abgenommen, ob ich sie ansprechen sollte oder nicht.

"Hi, ich bin Linus, Maddies Freund.", stellte ich mich vor und versuchte dabei nicht nervös zu wirken. "Sie hat mich zum Essen eingeladen."

Die fünf guckten sich erst ein wenig verwirrt an, aber dann erschien ein Lächeln in ihren Gesichtern.

"Schön dich kennenzulernen." Die Mutter drückte mich. "Ich bin Margret, Maddies Tante. Und das sind meine beiden Kinder Liam und Charlotte."

Sie zeigte auf die beiden, die mir förmlich ihre Hand gaben.

Auch die anderen beiden gaben mir die Hand. Beide sahen sich sehr ähnlich nur das einer helle Augen hatte und der andere dunkle.

Der mit den dunkleren Augen ergriff das Wort. "Ich bin William und das ist Patrick. Wir sind Maddies Brüder."

Patrick musterte mich mit einem undefinierbaren Blick. Ich hielt seinen Blick stand. Ich wollte nicht eingeschüchtert wirken. Außerdem war es klar, dass die beiden mich genau beobachten würden. Das war ein ungeschriebenes Gesetz von Geschwistern.

"Lasst uns doch reingehen.", sagte Margret und öffnete das Tor zum Hauseingang.

Sie ging vor und wir anderen folgten ihr. Auf dem Weg zum Haus nahmen mich die beiden Brüder ins Kreuzverhör. William ging zu meiner Linken und Patrick zu meiner Rechten.

"Seit wann sind du und Mads zusammen?", fragte Patrick mich.

"Seit gestern."

"Und wie lange datet ihr euch?", fragte mich William.

"Seit ungefähr zwei Wochen."

"Und woher kennt ihr euch?", fragte Patrick weiter.

So ging es bis wir vor der Haustür standen. Mir war klar, dass sie mir Fragen stellen würden, aber so langsam fühlte ich mich unwohl. Sie hörten aber auf, als Margret auf die Türklingel drückte.

Wir warteten eine Weile, doch niemand öffnete. Margret drückte erneut auf die Türklingel. Doch wieder passierte nichts.

"Das ist seltsam.", murmelte Margret. Etwas lauter sagte sie: "Ich schau mal kurz von hinten rein, ob jemand da ist."

Dann ging sie um die Ecke des Hauses.

"Ich hoffe dir ist bewusst, dass wenn du unserer kleinen Schwester weh tust, du es sehr bereuen wirst.", sagte Patrick kaum, dass Margret weg war.

War das nicht der Standardspruch, den man immer hörte? Ich hatte schon geahnt, dass das kommen würde.

"Ich werde ihr sicherlich nicht weh tun.", antwortete ich ihm.

"Gut.", gab er daraufhin zurück, musterte mich aber dabei kritisch.

In diesem Moment kam Margret um die Ecke. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe entwichen. Liam rannte sofort zu ihr hin.

"Mum? Was ist passiert?", fragte er sie und legte ihr den Arm um die Schulter.

"Ihr müsst euch das ansehen."

Wir liefen ihr hinterher. Es ging durch den großen Garten, in dem ich schon einmal stand bis wir an der Terrasse ankamen. Margret deutete nur mit dem Finger ins Haus und wir fogten ihm mit unseren Blicken. Dort mitten in dem großen Wohnzimmer neben einem Sofa lag Maddie auf der Seite und bewegte sich nicht.

"Wir müssen da rein! Sofort!" William drehte sich um und schaute mich an. "Komm mit! Wir suchen nach einem passenden Werkzeug und Patrick ruf den Krankenwagen."

Er ging mitten in den Garten hinein und ich folgte ihm wie in Trance. Ich bekam das Bild von Maddie nicht mehr aus dem Kopf. Was war passiert? Wieso liegt sie da? Und wenn es was schlimmes war und sie nicht mehr lebte? Zwar wirkten William und Patrick geschockt, aber dennoch waren sie erstaunlich ruhig. Wussten sie etwas was ich nicht weiß?

Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht. William verschwand in einem großen Schuppen und rief mir zu: "Such nach einem Hammer oder ähnlichem. Wir brauchen etwas, womit wir das Fenster einschlagen können."

Wir brauchten nicht lange um zwei Hammer zu finden und liefen mit unseren Werkzeugen schnell zurück zu den anderen.

"Geht zurück!", rief William ihnen auch schon zu und er und ich machten uns sofort daran die Scheibe einzuschlagen.

Nach ein paar sehr kraftvollen Schlägen hatten wir es auch geschafft. Vorsichtig stiegen wir durch das zerschlagene Fenster der Terrassentür. William lief in einen anderen Raum, aber Margret und Patrick liefen direkt zu Maddie. Ich lief auch so schnell wie es geht zu ihr.

"Hei, Mads? Kannst du mich hören?", sagte Patrick.

Magret legte zwei Finger an Maddies Hals. "Sie hat noch Puls."

In diesem Moment kam William wieder. "Die Alarmanlage ist aus. Lass mich das mal anschauen."

Er ging in die Hocke und Margret machte ihm Platz. Langsam drehte er Maddie. Sie hatte eine Platzwunde auf der linken Seite der Stirn. Am Boden und an ihrer Stirn klebte Blut. Ihre linke Wange hatte rote Flecken. William zog ihr ein wenig das T-Shirt hoch, als wüsste er genau, dass er dort viele rote Flecken finden würde. Ich war geschockt. Es sah aus als hätte jemand sie geschlagen hat und zwar ziemlich heftig. Wer war das? Etwa ihr Vater?

Ich bemerkte wie sich William und Patrick ansahen. Den Blick konnte ich nicht deuten, aber es wirkte so, als würden die beiden miteinander kommunizieren.

"Kümmert ihr euch um Maddie? Wir müssen schnell weg." William sah Margret fragend an.

Sie nickte und kurze Zeit später hörte man die Tür ins Schloss fallen und die beiden waren weg.

Wo wollten sie hin? Was sollte das ganze hier? Margret schien auch mehr zu wissen. Nur Liam und Charlotte wirkten, genau wie ich, sehr verwirrt.

"Mum, was machen die beiden?", fragte Liam.

"Ich werde euch das später erklären. Helft mir jetzt lieber mit Maddie."

Meine ganze Aufmerksamkeit widmete sich wieder Maddie und die ganzen Fragen traten in den Hintergrund. Ich machte mir nur noch Sorgen um sie. So wie sie da am Boden liegen sah, hatte ich ein Stechen in der Brust. Es war Angst die ich hatte. Angst, dass sie vielleicht nicht mehr genauso wiedersehe, wie ich sie kennengelernt habe oder noch schlimmer, dass ich sie gar nicht wiedersehe. An sowas durfte ich gar nicht erst denken. Mir wurde just in dem Moment bewusst, dass ich alles für sie tun wurde, obwohl ich sie noch nicht lange kannte. Ich will sie nicht verlieren.


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