Kapitel 37 - Sie waren alle die ganze Zeit da.

1.1K 20 0
                                    




Mir tat alles weh. Um mich herum war alles schwarz. Ich wusste, dass meine Augen geschlossen waren, dennoch konnte ich sie nicht öffnen. Egal wie sehr ich mich anstrengte. Ich versuchte mich auf die Geräusche zu konzentrieren die dumpf bei mir ankamen. Aber sie blieben nur dumpf, ich konnte sie nicht zuordnen. Es klang so als würde ich in einer Blase sein. Alles um mich herum dunkel und ich konnte nichts verstehen. Dann fühlte ich gar nichts mehr.

Langsam kam ich wieder zu mir und damit auch wieder die Geräusche. Diesmal lauter. Ich hörte Stimmen von verschiedenen Leuten, aber ich wusste nicht wer es war. Ich wollte mich bemerkbar machen, die Augen öffnen, doch es gelang mir nicht. Vielleicht würde ich es schaffen meine Hand zu bewegen. Ich konzentrierte mich auf sie. Versuchte zu spüren wie sie sich bewegt. Mir gelang es den kleinen Finger ein wenig zu bewegen und ich stieß auf einen Widerstand. Etwas lag in meiner Hand.

„Maddie?"

Jemand sagte meinen Namen. Ich kannte die Stimme, doch wollte mein Kopf mir nicht sagen, wem sie gehört.

„Bist du wach?"

Erneut die selbe Stimme. Ich nahm nochmal alle Kraft die ich hatte und versuchte die Augen zu öffnen. Tatsächlich gingen sie einen Spalt weit auf. Es wurde auf einmal so hell, dass ich meine Augen direkt wieder zu machte. Ein Stechen fuhr durch meinen Kopf.

Wieder sprachen Stimmen, aber ich konnte sie nicht verstehen. Um mich herum wurde wieder alles ruhiger und noch dunkler als davor.

Als ich das nächste Mal wach wurde, konnte ich meine Augen sofort öffnen. Das Licht blendete mich, aber es war dunkler als vorher und ich merkte, dass mein Kopf brummte. Ich ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Ich war definitiv im Krankenhaus. Die Geräusche von vorher waren weg und das Zimmer leer. Doch nicht ganz. Als mein Blick nach links ging, merkte ich, dass jemand neben meinem Bett auf dem Stuhl saß. Es war niemand anderer als Linus. Sein Kopf war aufs Bett gefallen und seine Hand lag in meiner. Er sah süß aus, während er da schlief. Ich wollte ihn nicht wecken, deshalb bewegte ich mich nicht.

Nur wenige Augenblicke später bewegte sich Linus Kopf. Er richtete sich mit geschlossenen Augen auf und drehte seinen Kopf hin und her, bis ein Knacken zu hören war. Dann öffnete er die Augen und seine Augen trafen meine. Direkt spiegelte sich Erleichterung in ihnen wieder, aber auch Sorge.

„Gott sei Dank! Du bist wach! Geht es dir gut? Kann ich dir irgendwas bringen?"

„Mir geht es gut" Meine Stimme klang etwas kratzig.

„Ich bin so froh, dass du wach bist." Linus strich mit seiner Hand über mein Gesicht. „ Ich hatte so schreckliche Angst. Ich wollte dich nicht verlieren. Ich dachte nicht, dass ich mich jemals so schrecklich fühlen könnte. Ich hab noch nicht mal mitbekommen, dass es dir so schlecht ging. Es tut mir Leid. Hätte ich..." Er plapperte wie ein Wasserfall.

Ich unterbrach ihn. „Du kannst nichts dafür und dir muss es nicht leid tun. Es ist alles in Ordnung."

„Sicher?"

„Ja sicher." Ich lächelte ihn an und er lächelte zurück.

„Deine Tante, Cousins, Brüder und deine Freunde sind alle da. Sie warten draußen. Soll ich sie reinholen?"

„Gib uns noch einen kleinen Moment alleine."

Er grinste über das ganze Gesicht. Dann richtete er sich leicht auf und seine Lippen trafen meine. Es fühlte sich so gut an.

Nach einer Weile saßen wir schweigend da und sahen uns einfach nur an. Mir brannte etwas auf der Zunge, aber ich wusste nicht wie ich fragen sollte.

„Ist alles okay? Du siehst nachdenklich aus." Linus schien zu merken, dass mich etwas beschäftigte.

„Ich hätte eine Frage. Wo ist mein Dad?"

Er schaute mich etwas bedrückt an. „William und Patrick konnten ihn nicht finden. Jetzt sucht die Polizei nach ihm, aber mach dir keine Sorgen wegen ihm." Er lenkte schnell vom Thema ab. „Soll ich eigentlich die anderen holen? Sie wollen dich sicher auch sehen. Sie waren alle die ganze Zeit da."

Ich nickte. Linus stand auf und ging zur Tür. Dann drehte er sich nochmal um.

„Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht. Ich weiß wahrscheinlich ist es zu früh und du musst es nicht erwidern, aber mir ist es jetzt klar geworden. Ich liebe dich und ich möchte dich immer bei mir haben."

Dann ging er ohne auf meine Antwort abzuwarten zur Tür raus. Ich wusste, dass ich ihn sehr mochte, aber ich glaube ich brauche noch ein bisschen um diese Worte zu erwidern. Es fällt mir etwas schwer den Menschen so zu vertrauen. Ich weiß auch nicht, ob sie meinen Vater jemals finden, aber ich möchte ihn definitiv nicht mehr sehen. Ich hoffe, ich schaffe es meinen Brüdern mehr zu vertrauen. Sie schienen sich trotzdem noch um mich zu Sorgen, obwohl sie damals gegangen sind, aber sie schienen nicht zu wissen wie unser Vater drauf war. Und Linus? Ich werde lernen müssen auch ihm voll und ganz zu vertrauen. Er ist wirklich lieb und es sah so aus als wäre er die ganze Zeit hier gewesen, wie die anderen. Ich sollte lernen meiner Familie zu vertrauen und vielleicht ist eines Tages wieder alles so normal wie es sein kann.

Fuck you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt