Kapitel 17 - Es tut mir alles so leid

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„Über was willst du mit mir reden?", unterbrach ich die Stille im Auto.

„Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich das sagen soll."

Dieser Junge konnte einen echt nerven.

„Jetzt spucks endlich aus."

Er druckste noch ein wenig rum. „Also...ich....ich...ich würde dich gerne besser kennenlernen. Ich glaube nicht, dass du so hart bist ,wie du vorgibst zu sein."

Ich schaute ihn mit offenem Mund an. Das hatte er jetzt doch nicht ernsthaft gesagt. So wie er sich anhörte würde er nicht aufgeben und das kann gefährlich für mich werden. Wenn er erfährt, wie mein Vater tickt, wird er für immer weg sein. Trotz der Sachen, die mein Vater macht, liebe ich ihn. Ehrlich gesagt glaube ich, dass er sich ändern kann, wenn er will. Der Alkohol macht ihn kaputt und ich kann leider nichts dagegen machen.

„Was sagst du?" Er schien meine Sprachlosigkeit bemerkt zu haben.

Wir waren mittlerweile stehen geblieben. Ich erkannte, dass wir direkt vor meiner Ausfahrt standen. Ich könnte jetzt einfach aussteigen und ihn ohne Antwort zurücklassen. Aber Moment mal! Woher wusste er wo ich wohnte? Ich hatte ihm doch nichts gesagt. Ist er ein Stalker? Am besten ich konfrontiere ihn noch damit, bevor ich aussteige.

„Woher weißt du wo ich wohne?" Ich starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an.

Daraufhin kratzte er sich verlegen am Nacken. Eigentlich sah das schon heiß aus. Schluss jetzt und konzentriere dich!

„Ich bin dir und Vini vorgestern gefolgt. Ich wollte nochmal mit dir reden."

Jetzt wurde mir so einiges klar.

„Du warst das!"

„Ja." Er sah mich immer noch verlegen an.

„Warum bist du dann erst so spät in den Garten gekommen?"

„Ich musste lange mit mir kämpfen, bis ich überwinden konnte auszusteigen. Dann kam da auch schon dein Vater und hat mich wieder verjagt. Er kann echt angsteinflößend sein."

Ich nickte nur. Dann sprang ich ohne ein weiteres Wort aus dem Wagen und ging die Auffahrt hoch. Wenig später hörte ich einen Motor anspringen und er war weg. Zum Glück ist er mir nicht auch noch nachgelaufen.

Wer glaubt er eigentlich zu sein? Denkt er wirklich, er weiß wer ich bin? Er wird es niemals herausfinden! Er darf es nicht herausfinden, sonst bin ich erledigt.

Zu Hause wartete schon Dad auf mich. Dieses Mal schien er ruhig zu sein. Er wirkte nicht alkoholisiert. Eher im
Gegenteil.

„Ich habe auf dich gewartet." Seine Stimme klang ungewöhnlich sanft.

„Was ist?", fragte ich ruhig. Ich wollte ihn ja nicht verärgern. Nicht das er seine Meinung noch kurzfristig änderte.

Ich sah wie sich in seinen Augen Tränen bildeten. Ich hatte ihn zuvor noch nie weinen sehen.

„Es tut mir alles so leid, Madison. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Du bist die Einzige, die ich noch habe."

Er kam auf mich zu und umarmte mich. Was war mit ihm los? Warum war auf einmal so sensibel?

„Ich will dich nicht auch noch verlieren."

Ich strich ihm sanft über den Rücken. „Das wirst du nicht."

Ich wusste selber nicht was mit mir los war, aber ich liebte meinen Dad einfach und das hier war einfach toll. Es verwirrte mich aber auch sehr. Was war auf einmal los mit ihm?

„Ich bin übrigens nächste Woche von Montag bis Freitag weg. Kommst du alleine klar?"

Ich nickte. Das war super. So konnte ich ohne Probleme wegfahren.

Kurz darauf lag ich in meinem Bett und grübelte über Dads Verhalten nach.

Was war passiert?
Irgendetwas musste ihn doch beeinflusst haben?
Aber was?
Und vor allem warum?
Warum war er jetzt auf einmal nach siebzehneinhalb Jahren auf einmal so nett?

Gestern schlug er mich und heute tut es ihm leid. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht.

Ich grübelte noch ziemlich lange, fand aber keine Antworten auf die Fragen. Irgendwann war ich so müde, dass ich einschlief.

Linus POV

Eigentlich wollte ich nur eine Antwort auf meine Frage. Ich verstand sie nicht. Ich wusste, dass etwas dahinter steckte und ich musste herausfinden was es ist. Sie kann nicht umsonst so sein. Kein Mensch ist einfach so so. Es gibt immer Einflüsse von außerhalb.

Sie ist ziemlich distanziert und stößt mich immer wieder von sich weg. Die meisten Leute die so waren, hatten eine schwere Kindheit. Ob sie auch so eine schwere Kindheit hatte? Dabei wirkt ihr Vater eher so, als würde er seine Tochter beschützen wollen. Wie wohl ihre Mutter ist? Ich würde so gerne alles über sie erfahren. Seit meiner Party, geht sie mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich weiß zwar noch nicht wie ich sie erreichen kann, aber ich will es und irgendwie schaffe ich das schon. Sie ist eine Person mit vielen Rätseln, die gelöst werden wollen und ich werde sie lösen.

Gleich morgen sehe ich sie wieder. Ich freute mich einfach wie ein kleines Kind. War ich etwa schon verliebt? Dabei kannte ich sie noch gar nicht so gut. Aber dieses Mysteriöse machte sie so interessant. Ich würde sie einfach so gerne kennenlernen. Ich hoffe, dass ich im Trainingslager viele Möglichkeiten dazu haben werde, wenn nicht schaffe ich sie selbst. Mit diesem Entschluss konnte ich friedlich einschlafen.


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