Kapitel 1 - Endlich ist er weg!

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Ich wurde vom Klingeln meines Weckers wach. Stöhnend machte ich ihn aus. Es war alles kein Traum. Erst gestern Abend hat mein Vater mich wieder geschlagen.

Bis jetzt waren es zum Glück nur Backpfeifen. Die sah man am nächsten Tag nicht mehr. Das geht jetzt schon genau drei Jahre so.

Vor drei Jahren sind meine Brüder abgehauen. Ich hatte es echt geschafft kein einziges Wort mit ihnen zu reden. Sie hatten oft versucht mit mir Kontakt aufzunehmen, aber ich habe immer abgeblockt.

Ich wurde von der zuschlagenden Haustür aus meinen Gedanken gerissen. Endlich! Mein Vater ist weg!

Langsam stieg ich aus meinem Bett
und tapste die Treppen runter. Bis auf meine Schritte war es still im Haus.

Ich war es gewohnt alleine zu sein. Mein Vater verschwand früh morgens vor mir und kam immer gegen acht wieder nach Hause, um mich zu schlagen oder zu demütigen. Manchmal verschwand er auch einfach über das Wochenende. Manchmal sagte er das, manchmal auch nicht. Er scherte sich nicht darum, was ich in dieser Zeit machte.

Dieses Mal hatte er erwähnt, dass er über das Wochenende weg ist und heute war Freitag. Ich muss nur noch ein halbes Jahr in die Schule gehen, dann war ich endlich fertig. Einen Monat vor meinem Abschluss werde ich achtzehn und dann kann ich endlich hier weg. Sozusagen musste ich noch fünf Monate durchhalten.

Ich lief in die Küche und öffnete einen der Schränke, um mir mein Frühstück vorzubereiten. Nachdem ich gefrühstückt hatte, ging ich wieder nach oben zu meinem Kleiderschrank.

Meinen Dad kümmerte es nicht, was für Klamotten ich trug. Er gab mir nur Geld für die Einkäufe. Das restliche Geld behielt ich meistens, weil er nicht danach verlangte. Von dem Geld und meinem selbst verdientem Geld, dass ich davon bekam dreimal in der Woche bei einem Café zu arbeiten, kaufte ich mir meine Klamotten oder andere Dinge die ich brauche.

Ich frage meinen Vater nie um Geld. Ich habe dafür viel zu viel Angst vor ihm. Er hatte mir für die Tage wieder Geld dagelassen, die ich für Einkäufe brauche, damit der Kühlschrank voll ist wenn er wieder kommt, sonst werde ich wieder geschlagen.

Die Backpfeifen waren nicht allzu schlimm. Man vertrug es. Solange brauche ich nicht zum Jugendamt zu gehen. Ich liebe meinen Vater und ich habe immer noch diesen Hoffnungsschimmer, dass er aufhört.

Das letzte Mal, nach dem Tod meiner Mutter, hörte er auf zu trinken wegen meinen Brüdern. Die waren jetzt aber nicht mehr da. Das Trinken sorgte dafür, dass seine Aggressionen sich steigerten. Wenn er nichts getrunken hat, macht er in der Regel auch nichts.

Nachdem ich meine Klamotten zusammengesucht hatte, ging ich ins Bad mich fertig zu machen. Ich schminkte mich noch mit ein bisschen Wimperntusche und packte dann meine Sachen für die Schule. Mit meiner Tasche lief ich dann nach unten und packte noch einen Apfel ein für die Pause.

Vor der Haustür hupte es und ich sah aus dem Küchenfenster, dass Vini da war. Vincent Miller ist mein sogenannter bester Freund, auch wenn er genauso wenig darüber Bescheid wusste wie die anderen was hier zu Hause lief. Da er schon achtzehn war, holte er mich früh morgens immer ab. Er wohnte nur ein paar Häuser entfernt und musste somit so oder so an meinem Haus vorbei. Zum Achtzehnten hatte er ein Auto geschenkt bekommen.

Ich zog meine geliebten Snicker an und zog die Haustür hinter mir zu. Daraufhin lief ich die Stufen zu unserem Tor runter und stieg dann ins Auto. „Hei.", begrüßte ich ihn. „Hi!", antwortete er gutgelaunt.

Er war Freitags immer gut gelaunt, im Gegensatz zu Montagen. Da zog er immer so ein langes Gesicht als hätte es 50 Jahre geregnet.

Wir fuhren zur Schule, die nicht weit entfernt war und stiegen dort aus.
Ich wurde dort gleich von Ivy überfallen.

Ivy Brown ist meine sogenannte beste Freundin. Auch sie weiß nur genauso viel wie Vini. Ich vertraute niemanden seit meine Brüder abgehauen sind. Vini, Ivy und ich liefen zusammen in die Turnhalle, da unsere ersten beiden Stunden Sport waren. Ich bin ein Ass in Sport und deshalb liebe ich dieses Fach, was man von Ivy nicht behaupten konnte. Sie hatte keine Reaktion und auch sonst stellte sie sich immer ein bisschen komisch an. Trotzdem mochte ich sie. Vor den Umkleidekabinen trennten wir uns von Vini.



Das da oben kann euch eine Vorstellung davon geben wie Madison aussieht.


Fuck you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt