Kapitel 33 - Hallo Cousinchen

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An dem Abend war ich noch lange wach. Ich telefoniert noch ziemlich lange mit Linus. Leider musste ich ihm für Samstag absagen, aber wir verabredeten uns gleich für Montag. Er würde mich direkt von der Schule abholen und wir würden den Nachmittag bis zu meiner Schicht gemeinsam verbringen.

Pat meldete sich auch noch bei mir und sagte etwas ähnliches wie Will schon gesagt hatte. Natürlich war ich noch ein bisschen sauer auf sie, aber das ist mittlerweile schon so lange her und immerhin sind sie meine Brüder. Tief in mir drin, wusste ich auch, dass die beiden immer zu mir stehen würden, egal was passiert. Klar, sie sind damals weggelaufen, aber eigentlich konnte ich es ihnen nicht verübeln. Wenn ich könnte, würde ich auch abhauen und zwar so schnell wie nur möglich. Leider hatte ich keine andere Wahl.

Am nächsten Morgen erledigte ich noch einen Teil meiner Hausaufgaben und holte auch das ein oder andere nach, dass ich verpasst hatte. Den Sonntag musste ich dafür nutzen Mathe zu lernen. Nächsten Freitag stand wieder eine Klausur an und die wird nicht ganz ohne sein. Danach stand noch das Training an. Linus war heute nicht da. Er hat mir schon gestern Abend erzählt, dass er noch am Morgen ein Seminar habe und deshalb leider nicht da sein kann, was er und auch ich echt schade fand.

Am späten Nachmittag machte ich mich dann fertig für das Abendessen mit Tante Margret. Ich war schon sehr aufgeregt und konnte es nicht erwarten sie endlich zu treffen. In der ganzen Aufregung brauchte ich vier Anläufe bis ich meine Bluse richtig saß. Als ich fertig war, griff ich nach meinem Handy und ging nach unten, wo mein Vater schon auf mich wartete. Wortlos gingen wir zum Auto.

Mein Vater und ich sind schon sehr lange nicht mehr gemeinsam Auto gefahren. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass wir länger als eine halbe Stunde im gleichen Raum waren. Wir redeten eigentlich seit Jahren nur das nötigste miteinander. In 80% der Fällen schrie mein Vater mich an und ich sagte nichts, also waren unsere "Unterhaltung" meistens einseitig. Vor dem Tor warteten schon Will und Pat auf uns. Tante Margret wohnte in einem Vorort und wir hatten beschlossen gemeinsam zu fahren.

Die kurze Zeit die wir im Auto saßen verlief schweigend. Ich starrte die meiste Zeit aus dem Fenster und machte mir Gedanken wie wohl meine Familie sein würde. Nach einer zwanzigminütigen Autofahrt, hielten wir vor einem großen und modernem Haus mit großen Fenstern, das mir nicht ganz unbekannt war. Ich war hier schon ein paar Mal. In diesem Haus wohnten Liam und Char. Das konnte unmöglich das Haus meiner Tante sein. Ich hätte es doch merken müssen. Wobei Liams Mutter heißt Margret und in dem Moment ging mir ein Licht auf. Ich kannte einen Teil meiner Familie schon die ganze Zeit. Wie war das möglich? Mir ist das nie aufgefallen. Vielleicht auch einfach weil ich nicht bewusst darauf geachtet habe. Jetzt wo ich so darüber nachdenke, gibt es schon gewisse Ähnlichkeiten zwischen den alten Fotos von meiner Tante und ihr. Sie hatte immer noch dieselben langen braunen Haare wie damals. Außerdem ist sie sehr nett, so wie ihre ganze Familie. Die Einzige, die ein wenig aus der Reihe tanzte war Char, aber an sie kann ich mich gewöhnen. Vielleicht sollte ich ihr einfach eine Chance geben sich von ihrer netten Seite zu zeigen.

In diesem Moment wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, da die Haustür aufgerissen wurde. Eine freudestrahlende Margret stand dort und wartete darauf, dass wir uns näherten. Als sie mich sah wirkte sie ein wenig überrascht.

"Madison?" Doch dann verschwand der Ausdruck und sie grinste breit. "Du warst schon so oft hier und ich wusste nicht, dass du meine Nichte bist, aber es freut mich, dass du es bist."

Mit diesen Worten drückte sie mich ganz fest. Ich stand immer noch ein wenig verdattert da und erwiderte etwas zögernd ihre Umarmung. Sie löste sich von mir, um auch den Rest der Familie zu umarmen. Ich stand immer noch ein wenig verdattert da, als auch Liam und Char aus dem Haus traten. Liam schaute zunächst ein wenig verwirrt, aber bald machte sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht breit.

"Hallo Cousinchen." Er umarmte mich und so langsam entspannte auch ich mich.

Char umarmte mich auch, obwohl das ganze eher ein wenig gezwungen wirkte.

"Nun kommt schon rein.", baht Magret uns ins Haus.

So gingen wir alle gemeinsam rein.

Fuck you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt